Editorial Neue Frauen. Neue Politik. Marie-Josée Kuhn, 1. November 2019 — Mit ihrem Song sang sie sich mitten ins Herz der Frauenbewegung: «Neue Männer braucht das Land!» Keine Frauendisco, keine Frauendemo, an denen Ina Deter nicht losgeschmettert hätte: «Ich sprüh’s auf jede Wand: Neue Männer braucht das Land!» Das war in den 1980ern. Und nun, Jahrzehnte später, können wir jubeln: Neue Frauen hat das Land! Und wie: Allein von rot-grüner Seite ziehen 19 neue Frauen ins Bundeshaus ein. Und es könnten noch mehr werden. Nach den zweiten Wahlgängen für den Ständerat: In Zürich, in Bern, in Basel-Land, in Genf und in der Waadt haben Frauen gute Chancen, den Sprung ins Stöckli zu schaffen. mehr zu «Neue Frauen. Neue Politik.»
Editorial Avanti popolo! Marie-Josée Kuhn, 18. Oktober 2019 — Die Debatte ist eröffnet. In der letzten Ausgabe präsentierte work exklusiv den grossen ökosozialen Klima-Umbauplan in 19 Schautafeln. Er zeigt ganz konkret auf, technisch und politisch, dass eine CO2-neutrale Schweiz möglich ist. Und zwar nicht erst ab 2050, wie das der Bundesrat will. Sondern schon ab 2030. Mit dieser Pionierleistung haben wir der Klimadebatte Schub verliehen. Das zeigen auch die engagierten Reaktionen unserer Leserinnen und Leser. Und wir befeuern sie in dieser Nummer noch, indem wir Rot-Grün in den Klima-Schwitzkasten nehmen. Pünktlich zum Wahlwochenende stellen wir Grünen-Chefin Regula Rytz und SP-Chef Christian Levrat 10 heisse Fragen zum ökosozialen Umbau der Schweiz, den die Grünen etwas schneller haben möchten als die Roten. Die CO2-Netto-Null fordert Rytz ab 2030. Levrat «so bald wie möglich, aber allerspätestens 2050». mehr zu «Avanti popolo!»
Editorial Klima, wir kommen! Marie-Josée Kuhn, 27. September 2019 — (Fast) alle reden von der Klimakrise. Und dank dem Druck der Strasse bewegt sich politisch auch etwas. Die deutsche Regierung hat ein eher zaghaftes Klimaschutzprogramm beschlossen. Aber immerhin! Und auch das Bundeshaus kommt langsam in die Gänge. Dies, obwohl die Schweiz Deutschland in Sachen erneuerbare Energien weit hinterherhinkt. (Fast) alle geben sich und haben also ihre Mühe mit dem ökosozialen Umbau. Doch niemand hat bisher konkret aufgezeigt, dass dieser machbar ist. Dass eine Netto-Null-Schweiz beim CO2 sogar bis 2030 machbar ist. Wie dies die Klimabewegung fordert. Jetzt präsentiert work den grossen Klima-Umbauplan in 19 Schautafeln. mehr zu «Klima, wir kommen!»
Editorial Wer regiert die Schweiz? Marie-Josée Kuhn, 13. September 2019 — Politik ist käuflich. Das wissen wir schon seit Hans Tschänis Grundlagenwerk über die Schweizer Filzokratie von 1983. Aber erst jetzt wissen wir ein bisschen mehr über die Dimensionen in Franken: Alleine die Versicherungen, Krankenkassen und der Finanzplatz erkaufen sich ihre Bundeshaus-Politikerinnen und -Politiker mit geschätzten 6,5 Millionen Franken pro Jahr. Ein Mandat von einer Krankenkasse schenkt mit 12'839 Franken ein. Eines in der Finanzbranche mit fetten 63'427 Franken. mehr zu «Wer regiert die Schweiz?»
Editorial Die Brandstifter Marie-Josée Kuhn, 30. August 2019 — In Brasilien lodert der Amazonas-Regenwald. Nicht etwa wegen Trockenheit und Dürre, sondern wegen illegaler Brandrodungen. Wenn er Präsident werde, prahlte Jair Bolsonaro im Wahlkampf, werde es «keinen einzigen Quadratzentimeter mehr» Umweltschutzgebiet geben. Und Bolsonaro wurde Präsident. Ein lärmiger, hemdsärmeliger und zulangender Präsident. Jetzt können Agrar- und Bergbauunternehmen wieder leichter Wälder abholzen. mehr zu «Die Brandstifter»
Editorial Gegen das Vergessen Anne-Sophie Zbinden, 16. August 2019 — Manche Fotos sind brutal konkret. Das von Napalm verletzte, nackte, schreiende Mädchen: die Verkörperung des grausamen Vietnamkrieges. Der kleine Junge im roten T-Shirt, der tot am Strand liegt: das unerträgliche Symbol für das Versagen Europas in der Flüchtlingskrise. Weisse Männer, die in herrischen Posen über halbnackten schwarzen Frauen stehen: verstörende Sinnbilder kolonialistischer Ausbeutung und der sexuellen Gewalt des weissen Mannes. mehr zu «Gegen das Vergessen»
Editorial Wieder Alltag, Schwestern Marie-Josée Kuhn, 28. Juni 2019 — «Gell, es war so, dass man jetzt fast nicht mehr in den Alltag zurückfindet», sagte Geschichtsprofessorin Caroline Arni ein paar Tage nach dem Frauenstreik zu mir. Als ich sie fragte, ob sie für work den Frauenstreik analysieren könnte. Denn noch ist wenig darüber nachgedacht worden, was am 14. Juni 2019 eigentlich passiert ist. Wie war dieser gigantische Tag möglich? Und was bedeutet er? mehr zu «Wieder Alltag, Schwestern»
Editorial Ein Streik wird wahr! Marie-Josée Kuhn, 14. Juni 2019 — Und work kommt mit einer Extra-Frauenstreik-Ausgabe. Mit über 60 Frauen auf 18 Seiten. 37 Frauen, die sagen, warum sie heute am Streik dabei sind: Pflegefachfrauen, Uhrenarbeiterinnen, 1 Regierungsrätin, Serviceangestellte, 1 Bäuerin, Fussballerin Sarah Akanji und die höchste Schweizerin: Nationalratspräsidentin Marina Carobbio Guscetti. Sie unterbricht heute die laufende Session im Bundeshaus zwischen 11 Uhr und 11 Uhr 15 für den Frauenstreik. Dies ganz zum Wutanfälleli von SVP-Kläffer Andreas Glarner: «Was für ein Unwort: ‹Frauenstreik›! Welche normale Frau, meine geschätzten Kolleginnen und Kollegen, will denn streiken? Und wenn ja, wofür?» mehr zu «Ein Streik wird wahr!»
Editorial Galaktisch relevant Marie-Josée Kuhn, 31. Mai 2019 — Schreib doch nicht schon wieder über diesen Frauenstreik! Das sagte mir vor zwei Tagen eine gute Freundin und rümpfte ihre schöne Nase: Da fällt in Grossbritannien Theresa May, da stürzt in Österreich die ganze schwarz-blaue Regierung, da erhebt sich in Italien nach reüssierten EU-Wahlen der Neofaschist Salvini über alle anderen: und du, was schreibst du? Über einen Frauenstreik, der noch nicht mal stattgefunden hat. Und ich sagte: Warum denn nicht? Warum nicht über den Frauenstreik schreiben? Da ist wenigstens was los, was schon lange nicht mehr los war: Power to the people! Unter dem Pflaster der Strand. mehr zu «Galaktisch relevant»
Editorial Blochers: Noch ein Streikgrund Marie-Josée Kuhn, 17. Mai 2019 — Ganz de Bappe ist Ems-Chefin Magdalena Martullo-Blocher ja nicht nur äusserlich, sondern auch, wenn es um die Gleichstellung geht. Nämlich dagegen. Sie ist gegen Frauenquoten in den Verwaltungsräten und Geschäftsleitungen von Firmen. Gegen einen Vaterschaftsurlaub. Und dagegen, dass der Bund Krippenplätze mitfinanziert. Jetzt poltert die Multimillionärin auch noch gegen den Frauenstreik am 14. Juni: «Alle unsere Mitarbeitenden, ob Mann oder Frau, haben am 14. Juni sicher anderes zu tun, als zu streiken», meint sie. Und droht den Gewerkschaften bei Streik mit der «Kündigung des Kollektiv-Arbeitsvertrags». Herrlibergig halt, wie ihr Daddy. mehr zu «Blochers: Noch ein Streikgrund»
Editorial Noch 49 Mal … Marie-Josée Kuhn, 26. April 2019 — ... schlafen bis zum Frauenstreik am 14. Juni. Dass es wieder einen Frauenstreik gibt, findet auch Agnes Weber «einfach super». Sie ist die Grafikerin, die für den Gewerkschaftsbund das Frauenstreik-Plakat kreiert hat. Drei Frauen aus drei Generationen, mit verschränkten Armen, die uns fadengerade anschauen. Weber sagt: «Mit ihrem Blick und ihrer Körperhaltung drücken die Frauen aus: ‹Hallo, da sind wir. Und jetzt längt’s im Fall.›» mehr zu «Noch 49 Mal …»
Editorial Brexit ist Exit Marie-Josée Kuhn, 12. April 2019 — Raus, aber wie: hart? weich? Oder doch nur halb? Grossbritannien versinkt im Brexit-Chaos. Denn das Vereinigte Königreich und die EU sind eng verzahnt. Wirtschaftlich und politisch. Selbst die britische Regierung weiss es: Der Ausstieg aus der EU schadet der Wirtschaft. Brexit ist Exit: Bereits planen die Banken die Verschiebung von Arbeitsplätzen und Kundengeldern nach Kontinentaleuropa. Kommt dazu, dass England «den schlimmsten Lohnabbau seit 200 Jahren» erlebt. Das hat der britische Gewerkschaftsbund Trades Union Congress (TUC) berechnet. Dies, während die Banker und Fondsmanager in Londons Finanzcity mit immer wahnwitzigeren Salären davongaloppieren. mehr zu «Brexit ist Exit»
Editorial Gruppenbild mit zwei Herren Marie-Josée Kuhn, 29. März 2019 — Er war der erste Kanton, in dem die Frauen wählen konnten: der Kanton Waadt. Das war 1959 und zwölf Jahre bevor schliesslich die ganze Schweiz das Frauenstimmrecht einführte. Und nun schreibt der Westschweizer Kanton schon wieder Frauengeschichte. Mit neu 5 Frauen im Regierungsrat. 5 Frauen und 2 Männern. Und alle Frauen sind erst noch Mütter. mehr zu «Gruppenbild mit zwei Herren»
Editorial Endlich Aufbruch! Marie-Josée Kuhn, 15. März 2019 — Die mageren politischen Jahrzehnte sind endlich vorbei: Die Klimajugend wagt den Aufstand. Weltweit. Weil es keinen Planeten B gibt. Weltweit protestieren und streiken auch die Frauen. Für mehr Lohn, mehr Zeit und für Respekt. Plötzlich ist wieder Bewegung in der Welt, Power und Hoffnung. Plötzlich wollen wieder Hunderttausende die Welt verändern. Halten eine bessere Welt für möglich: eine frauenfreundlichere, gerechtere, ökologischere und friedlichere Welt. Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit, existenzsichernde Renten, eine gerechte Verteilung von Haus- und Sorgearbeit, eine CO2-neutrale Schweiz bis 2030 und dass «man die Hauptverantwortlichen für den Klimawandel, die Grosskonzerne und die Banken, zur Rechenschaft zieht». mehr zu «Endlich Aufbruch!»
Editorial Lila Lauffeuer Marie-Josée Kuhn, 1. März 2019 — Danke, Donald Trump: Seit es ihn gibt im Weissen Haus, gibt es auch eine neue Frauenbewegung. Und sie verbreitet sich wie ein lila Lauffeuer. Nicht mit uns, sagen die Polinnen zu ihrer katholisch-konservativen Rechtsregierung und deren Plänen für ein Abtreibungsverbot. Und die Spanierinnen rufen: «Schluss mit diesem Machismo!» Letztes Jahr, am grossen Frauenstreik, waren sie sechs Millionen. Und sie wollen es schon wieder tun: Am 8. März, am internationalen Frauentag, soll alles ruhen, zu Hause, am Arbeitsplatz und in der Schule. «Das ist ein echter Generalstreik», sagt Mitorganisatorin Chelo Hernández. Sie ist streikerprobt und wild entschlossen. Doch nicht nur sie: Von Rio bis nach Kerala brechen die Frauendemos nicht ab. «Jetzt müssen wir einfach», sagt Alexandrina Farinha. Die Wahlgenferin ist aktiv im Genfer Streikkomitee für den Frauenstreik am 14. Juni. mehr zu «Lila Lauffeuer»
Editorial Der Greta-Effekt Marie-Josée Kuhn, 15. Februar 2019 — Es brauchte genau diese strenge Greta-Fokussierung auf eine Sache, um die weltweite Klimabewegung auszulösen. In ihrer legendären Rede am EU-Klimagipfel im polnischen Kattowitz sagte die 16jährige schwedische Schülerin so grosse Dinge wie: «Solange ihr euch nicht darauf konzentriert, was getan werden muss, sondern darauf, was politisch möglich ist, gibt es keine Hoffnung.» Und sie sagte es beinahe emotionslos und mit stoischem Blick – und ging viral. Weil Greta von einem anderen Stern ist. Mit ihren zwei Zöpfen, völlig ungeschminkt und unbeirrt, verkörpert sie die Gegenwelt zur fiebrig ich-geilen und aufgespritzten Selfie-Whatsapp-Snapchat-Tinder-Welt. mehr zu «Der Greta-Effekt»
Editorial Links oder rechts? Marie-Josée Kuhn, 1. Februar 2019 — Sind die gelben Westen rot oder braun? Eine Frage, die umtreibt. Sind die Gilets jaunes bloss ein randalierender Haufen autoverrückter Wutbürgerinnen und -bürger? In den Fussstapfen der rechtsextremen Marine Le Pen? Oder sind sie eine soziale Bewegung gegen Macrons forcierte neoliberale Politik? Gegen seinen Sozialsadismus? Der «Präsident der Superreichen» kann es nicht lassen, die kleinen Leute als arbeitsscheu zu beschimpfen. Sind die Gilets jaunes also ein Aufstand gegen Macrons Klassenhass? Eindeutig, schreibt Frankreich-Spezialist Oliver Fahrni im grossen work-Dossier (Seiten 10–11). Eine soziale Revolte, die sich zudem rasant politisiere. mehr zu «Links oder rechts?»
Editorial Nur noch 147 Mal schlafen Marie-Josée Kuhn, 18. Januar 2019 — Nur noch 147 Mal schlafen bis zum Frauenstreik: Am 14. Juni, 28 Jahre nach dem ersten Frauenstreik, wird er steigen. Bereits sind in den meisten Kantonen Streikkomitees am Hirnen, Prüfen, Planen. Nur die Urschweiz zagt noch. Und bereits ist auch eine nationale Streikkoordination aktiv. Wer, was, wo, warum plus lässige Illus finden Sie auf der Website www.frauenstreik2019.ch. Einstimmig und unter Applaus hatte der Gewerkschaftsbund an seinem Kongress im Dezember Ja gesagt zu diesem zweiten Streich. Ja zu den nötigen finanziellen und persönlichen Ressourcen. Und bereits hat beim SGB Mme Frauenstreik ihre Arbeit als Kampagnenverantwortliche aufgenommen. mehr zu «Nur noch 147 Mal schlafen»
Editorial Amherd, die Erste Marie-Josée Kuhn, 14. Dezember 2018 — Wir enden das Jahr, wie wir es begonnen haben, mit dem Bau. Und mit guter Hoffnung: Es scheint noch im alten Jahr zu einem neuen Landesmantelvertrag zu kommen, der nicht von schlechten Eltern ist. Wir enden das Jahr aber auch mit einer Verteidigungsministerin. Der ersten der Schweiz. Der ersten der Schweiz. SVP und FDP haben CVP-Frau Viola Amherd nach der Feier ins Militärdepartement abgeschoben. Das Trostpreis-Departement VBS gehört seit 23 Jahren der SVP und den Pleiten und Pannen: Gripen-Grounding, IT-Korruption, Duro-Debakel, Stalker-Skandal, Bodluv-Abbruch usw. Nicht faul, desertiert nun Guy Parmelin nach nur drei Jahren VBS ins Wirtschaftsdepartement. Und schon fragt sich die Offiziersgesellschaft, ob das wohl gut komme mit einer «Nicht-Militär-Fachfrau» am VBS-Ruder. mehr zu «Amherd, die Erste»
Editorial Grüezi, Züri! – Adieu, Post! Marie-Josée Kuhn, 30. November 2018 — Bern ist einfach gut: Nein zur SVP-Initiative, Nein zu den Schlafzimmerspionen und nochmals Nein zu Steuergeschenken für Grossunternehmen. Damit hat die Hauptstadt am letzten Abstimmungswochenende einmal mehr bewiesen: Links von Bern ist nichts. Keine Deutschschweizer Stadt wählt und stimmt vernünftiger als die Aarestadt. Und schon gar nicht Zürich, dessen Journis so gerne auf das oh-wie-uncoole Bern runterpinkeln. Tatsächlich hechelt Zürich Zürich-West Nasenlängen hinterher. mehr zu «Grüezi, Züri! – Adieu, Post!»
Editorial Paris – Doha Marie-Josée Kuhn, 16. November 2018 — Katar sei wie Schwamendingen, nur zwei Einkaufszentren, nix los. So redete einst Ex-Nati-Spieler Hakan Yakin über das kleine Emirat am Persischen Golf. Das war vor zehn Jahren. Inzwischen überstrahlt der heisse Wüstenfleck nicht nur Schwamendingen, sondern die halbe Welt. Denn Katars Herrscher, Scheich Tamim bin Hamad al Thani, Enkel von Sheik Khalifa bin Hamad bin Abdullah bin Jassim bin Mohammed Al Thani, hat einen Plan. Katar soll überall ganz vorne mitspielen: in der Wirtschaft, im Sport, im Tourismus. Scheich al Thani baut wie verrückt. Derzeit für 220 Milliarden Dollar unter anderem acht Fussballstadien und sogar eine ganze Stadt: Lusail City. Dort wird am 21. November 2022 die Fussball-WM angepfiffen. Dafür chrampfen schon jetzt über 2 Millionen Arbeitssklavinnen und -sklaven aus Indien, Nepal, Bangladesh und den Philippinen. Das ist die blutige Seite von Bling-Bling-Doha. mehr zu «Paris – Doha»
Editorial Selbst-Entmachtungs-Initiative Marie-Josée Kuhn, 2. November 2018 — Es war wüstes ein Hauen und Stechen: Ems-Chefin Martullo-Blocher bei Roger Schawinski zur SVP-Initiative. Sie: je brandschwärzer die Lüge, desto unflätiger der Ton. Er: ausnahmsweise nicht in der Lage, dem Gegenüber dauernd ins Wort zu fallen. So konnte die ähnlichste Blocher-Tochter wieder und wieder rotzen, bei der Selbstbestimmungsinitiative gehe es darum, «unsere Selbstbestimmung und unsere direkte Demokratie zu retten». Und das Schweizer Recht gegen fremde Richter zu verteidigen. Falsch, sagt im work-Interview der ehemalige Bundesrichter Niccolò Raselli: «Die Initiative richtet sich gegen unsere eigenen Gerichte.» Sie sei ein weiterer Versuch der Blocher-Partei, Schweizer Richter zu entmachten. mehr zu «Selbst-Entmachtungs-Initiative»
Editorial Der Stolz der Bauarbeiter Marie-Josée Kuhn, 19. Oktober 2018 — Bauarbeiter leben gefährlich und sterben früh. Im Schnitt erleidet ein Bauarbeiter alle fünf Jahre einen Unfall. 40 Prozent der Bauarbeiter im Alter von 40 bis 65 Jahren werden invalid. Nur zwanzig Prozent erreichen das Rentenalter 65 gesund. Dass die Baubüezer seit 2003 mit 60 in die Frühpension gehen können, ist denn auch die grosse soziale Errungenschaft der letzten Jahrzehnte. Erkämpft haben sie sich die Bauarbeiter zusammen mit den Gewerkschaften. Dass die Baumeister diese Errungenschaft jetzt aufs Spiel setzen – und entweder das Rentenalter erhöhen oder die Renten senken wollen –, ist deshalb ein dicker Hund. mehr zu «Der Stolz der Bauarbeiter»
Editorial Oben ohne Marie-Josée Kuhn, 28. September 2018 — Die junge Frau mit dem «Vulva»-Schriftzug auf der Brust stand einfach da. Und erhob ihre Faust. Auf ihrem selbstgemalten Plakat stand: «Das Geld kennt kein Geschlecht.» An die 20'000-Menschen-Demo war sie gekommen, weil es jetzt reicht, weil es Lohngleichheit braucht. Als Minimum! mehr zu «Oben ohne»
Editorial Frauenstreik Marie-Josée Kuhn, 14. September 2018 — Streik liegt in der Luft. Frauenstreik. Schon haben Frauen in Lausanne, Genf, im Wallis, in Basel, Bern und Zürich beschlossen, dass es am 14. Juni 2019 zum zweiten grossen Frauenstreik der Schweiz kommen wird. 28 Jahre nach dem ersten, dem bisher grössten Streik in der Geschichte der Schweiz. Gründe gibt es immer noch genug. mehr zu «Frauenstreik»
Editorial Eins, zwei Schadenfälle Marie-Josée Kuhn, 31. August 2018 — Für die NZZ sind flankierende Massnahmen ein «Kollateralschaden» der Personenfreizügigkeit. Für die NZZ sind mehr Lohnschutz und mehr Gesamtarbeitsverträge also Schadenfälle. Und sie belegt das mit Fake News: «Zusammen mit den arbeitsmarktlichen Regelungen sind nämlich auch Gesamtarbeitsverträge wie Pilze aus dem Boden geschossen. Die vertraglich fixierten Löhne, die in der Regel mit zunehmender Berufserfahrung und dem Alter automatisch steigen, tragen dazu bei, einheimische Arbeitskräfte zu verdrängen.» Ein schlechter Witz, sagt dazu Unia-Chefökonom Beat Baumann. Denn GAV würden in der Regel Anfangslöhne fixieren, aber praktisch nie Lohnanstiege nach zehn Berufsjahren vorschreiben. Warum also meldet die Alte Tante von der Zürcher Falkenstrasse solchen Hafenkäse? mehr zu «Eins, zwei Schadenfälle»
Editorial Lohnschutz-Ausverkauf Marie-Josée Kuhn, 17. August 2018 — Der Knall platzte mitten in die träge Sommerhitze: Die Gewerkschaften werden nicht mehr mit Bundesrat Johann Schneider-Ammann über den Ausverkauf der flankierenden Massnahmen verhandeln. Sie zeigen ihm und Aussenminister Ignazio Cassis die rote Karte. Weil die beiden FDP-Bundesräte den Schweizer Lohnschutz «frontal attackieren» und vor der EU sowie der Wirtschaftslobby einknicken. Bisher hatte der Bundesrat stets versprochen, er würde bei den Verhandlungen mit der EU um ein Rahmenabkommen eisern am Schweizer Lohnschutz festhalten. Doch nun haben erst Cassis, dann auch Schneider-Ammann dieses Versprechen im Alleingang gebrochen. mehr zu «Lohnschutz-Ausverkauf»
Editorial Die Stimme der Bauarbeiter Marie-Josée Kuhn, 29. Juni 2018 — 18'000 Bauarbeiter gehen auf die Strasse. Für die Pensionierung mit 60 und gegen die Rentenabbaupläne der Baumeister. Es ist die grösste Arbeiterdemonstration in der Schweiz seit hundert Jahren. Und was bringt die «Sonntagszeitung» am Tag danach? Ein ganzseitiges Interview mit Baumeisterchef Gian-Luca Lardi, in dem dieser die Frührente «als untragbar» bezeichnet. Plus 10 Zeilen und ein kleines Bild zur Demo. Eine klare Positionierung des Tamedia-Blattes: die Stimme der Meister. mehr zu «Die Stimme der Bauarbeiter»
Editorial Frauenstreik 2.0 Marie-Josée Kuhn, 15. Juni 2018 — Am 14. Juni 2019 findet der zweite Frauenstreik statt. Save the date, reserviere das Datum! Diese Ankündigung kursiert auf Facebook. Und ein Manifest von Juso und SP zum Unterschreiben ruft das Frauenjahr aus. Dieses dauert bis am 14. Juni 2019. 27 Jahre nach dem ersten Frauenstreik mobilisieren die Frauen also für den zweiten. Sie mögen nicht mehr warten. Denn Geduld und Demut brachten uns Frauen noch nie voran. Wut und Proteste schon. mehr zu «Frauenstreik 2.0»
Editorial Befristete Gleichstellung Marie-Josée Kuhn, 1. Juni 2018 — Was würden Sie, liebe Leserin, mit 7000 Franken mehr pro Jahr machen? Die Frage sei müssig, sagen Sie, weil das sowieso illusorisch sei? Nicht unbedingt. Hätten wir nämlich Lohngleichheit in der Schweiz, würde das ganz schön einschenken. Das zeigen Exklusivberechnungen, die work beim Berner Büro für arbeits- und sozialpolitische Studien (BASS) in Auftrag gegeben hat. Dann bekäme jede erwerbstätige Frau im Schnitt 3 Franken pro Stunde, 590 Franken pro Monat, 7000 Franken im Jahr mehr. Und 303'000 Franken mehr im ganzen Erwerbsleben. mehr zu «Befristete Gleichstellung»