Armut in der Schweiz
Jean Ziegler über Armut und Reichtum in der Schweiz.
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Jean Ziegler über Armut und Reichtum in der Schweiz.
Jean Ziegler über die tödliche «Festung Europa».
Das war wieder mal eine feine Machtdemonstration des Rechtsblocks von GLP über CVP bis FDP/SVP: diese Erneuerungswahl des Bundesrates ohne Erneuerung. Dafür mit umso mehr helvetischem Pathos-Theater vor der Wahl. Selbst die unsichere «geopolitische Lage» musste herhalten gegen die grüne Sprengkandidatin Regula Rytz (bei FDP-Fraktionschef Beat Walti). Und die Wirtschaftsprognosen, die bedrohlich eindunkeln (bei SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi). Geschweige denn unsere Compatriots aus der Schweizer Sonnenstube: Nein, mit der Abwahl des Tessiners Ignazio Cassis könne man diesen armen Grenzkanton jetzt nicht brüskieren! Konkordanz sei schliesslich keine «mathematische Grösse» (Walti again). Und deshalb zähle im Moment nur eins: Stabilität Stabilität Stabilität (alle im Chor).
Manager Peter Brabeck wurde reich bei Nestlé. Seine Themen als CEO waren die weltweite Trinkwasserknappheit und die Wasserprivatisierung: Alle sollten Nestlé-Wasser kaufen und trinken. Doch jetzt könnte der technische Fortschritt diese Kapitalistenträume durchkreuzen.
Was haben ein Windrad und ein Seilbahnunternehmen gemeinsam? Nur auf den ersten Blick wenig. Denn jetzt soll der ökologische Umbau dank kleinen Mini-Windkraftwerken in die Gänge kommen, die von einem Seilbahnbauer hergestellt werden.
Die Greta-Wahlen haben uns Frauen ganz schön viele Zum-ersten-Mal-Erlebnisse beschert: Zum ersten Mal haben wir im Nationalrat 84 von 200 Sitzen. Und 12 Ständerätinnen, davon 11 neue. Zum ersten Mal schicken sieben Kantone eine Frau nach Bundesbern. Obwalden und Zug hatten dort überhaupt noch nie eine. Baselland, Freiburg, Tessin, Wallis und Uri noch nie eine Ständerätin. Das ändert sich jetzt schlagartig. Dank der Schubkraft des Frauenstreiks. Mehr noch: Zum ersten Mal sind die Frauen in den Bundeshausfraktionen der Grünen und der SP in der Mehrheit. Und selbst die grösste Macho-Partei hat neuerdings einen Frauenanteil von 24 Prozent in ihrer Fraktion. Wiewohl die SVP im Stöckli zu 100 Prozent testosterongesteuert bleibt.
Vielen Leuten mit einem normalen Lohn graut es, wenn der Briefträger die Krankenkassenrechnung bringt. Ganz einfach, weil sie langsam nicht mehr wissen, wie sie die Rechnung bezahlen sollen.
Jean Ziegler über den erzwungenen Rücktritt von Pierre Krähenbühl.
Die hohen Krankenkassenprämien belasten unsere Haushaltsbudgets extrem, das wissen vor allem jene, die eine Familie mit Kindern durchbringen müssen. Bei einem mittleren Einkommen müssen Familien in den meisten Kantonen sogar mehr für die Krankenkasse aufwenden als für alle Bundes-, Kantons- und Gemeindesteuern zusammen.
Jean Ziegler über Ignazio Cassis und Nestlé.
In fast allen Branchen finden Veränderungen statt. Algorithmen ersetzen Lohnabhängige. Was braucht es eigentlich, damit der technische Fortschritt allen zugute kommt? Neue Erkenntnisse liefert die Fleischindustrie.
Selbst Max Frisch hatten die Schlapphüte von der Schnüffelpolizei im Visier. Überwachen den Schriftsteller und notieren fleissig: wohin er reist, mit wem er verkehrt, was er unterschreibt und: dass sich seine Tochter «im Kreise der ‹Progressiven Mittelschüler CH›» tummelt. Selbst im grossen Frisch, diesem Patrioten und Demokraten, sieht der Schweizer Staatsschutz einen Staatsfeind. Es herrscht der Kalte Krieg. Und ätzender Antikommunismus. Auf dem rechten Auge blind, fichieren die Schnüffler blindwütig vor allem Linke, Gewerkschafterinnen, Journalisten, soziale Bewegungen und Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International. Ein Drittel aller in der Schweiz lebenden Ausländerinnen und Ausländer sind erfasst, als der Fichenskandal 1989 auffliegt. Eine parlamentarische Untersuchungskommission war bei ihrer Arbeit auf ein bisher geheimes politisches Überwachungssystem bei der Bundesanwaltschaft gestossen. Diese hat Fichen von 900'000 Menschen angelegt. Die Schweiz erbebt im Schock.