1x1 der Wirtschaft

CO2: Der Schweizer Konsum steigt ungebremst

David Gallusser

Seit 1990 ist der CO2-Ausstoss innerhalb der Schweizer Grenzen gesunken (blaue Linie in der Grafik). Dazu beigetragen hat die höhere Energieeffizienz. Neue Technologien erlauben uns, für die gleichen Leistungen weniger Energie und damit CO2 zu verbrauchen. So ist beispielsweise der Energieaufwand heute geringer, um Häuser zu heizen oder Zement herzustellen. Wir haben auch einen Beitrag zum Rückgang der inländischen Emissionen geleistet, weil wir mehr Energie aus erneuer­baren Quellen beziehen.

(Quelle: Our World in Data, Le Quéré et al. (2018): Global Carbon Project)

IMPORTE. Trotzdem können wir nicht zufrieden sein. Denn wir konsumieren massiv CO2 ausserhalb der Landesgrenzen. Das Gas fällt an, wenn Güter und Dienstleistungen wie zum Beispiel Autos, Stahlträger oder auch Essen auf Reisen für Schweizer Haushalte und Unternehmen im Ausland hergestellt werden. Dieses importierte CO2 ist seit den 1990er Jahren so stark gestiegen, dass wir alle inländischen Fortschritte zunichte gemacht haben. In- und ausländische Emissionen zusammen betrachtet, konsumieren wir heute sogar mehr vom klimaschädlichen Gas (rote Linie in der Grafik). Für die Zunahme des Ausstosses können wir nicht allein die grössere Bevölkerung der Schweiz verantwortlich machen, denn auch pro Person importieren wir mehr vom Treibhausgas. Ursache sind vielmehr unsere höheren Einkommen, die wir dazu verwenden, noch mehr CO2-intensive Güter zu konsumieren.

NEGATIVER SPITZENRANG. Mit unserem CO2-Konsum pro Kopf gehören wir zu den grössten Klimasündern auf der Welt. Wir sind deshalb in der Pflicht unser Verhalten im Inland zu ändern und zugleich andere Länder bei ihrer Umstellung der Wirtschaft
zu unterstützen. Viel Zeit bleibt uns nicht. Gemäss den Prognosen des Weltklimarats IPCC muss die Menschheit zwischen 2030 und 2050 den Ausstoss der Treibhausgase auf netto null senken. Ansonsten drohen klimatische Verwerfungen, die weit schlimmer sind als diejenigen, mit denen wir schon jetzt rechnen müssen. Ein längst überfälliger Schritt ist die ­höhere Besteuerung von CO2-intensiven Produkten, gekoppelt an die Rückverteilung der Einnahmen an Normalverdienende. Ebenso wichtig sind ­höhere Investitionen in erneuerbare Energie, den öffentlichen Verkehr und alternative Produktionsverfahren.

David Gallusser ist Ökonom und Unia-Mitglied.

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