Sagen, was ist
Multimillionär Christian Baha (48) aus Wien mit Wohnsitz im steuergünstigen Monaco mag keine negativen Schlagzeilen. Ein Wort zu viel – und schon hat man einen Prozess am Hals. Der Österreicher kann Wahrheit nicht ertragen.
Anne-Sophie Zbinden ist die Chefredaktorin von work.
Multimillionär Christian Baha (48) aus Wien mit Wohnsitz im steuergünstigen Monaco mag keine negativen Schlagzeilen. Ein Wort zu viel – und schon hat man einen Prozess am Hals. Der Österreicher kann Wahrheit nicht ertragen.
Der Witz geht so: Wird ein Mann vom Wildhüter gestellt und gefragt: «Was haben Sie denn da auf Ihrer Schulter?» Der Mann tut völlig erstaunt, schaut hinunter zur Schulter und ruft entsetzt: «Uii, ein Reh!» Es ist ein richtiger Monika-Ribar-Witz: Auf ihr Angola-Abenteuer bei der Firma des Zuger Finanzjongleurs Jean-Claude Bastos angesprochen, verstand die oberste SBB-Chefin wieder einmal die Aufregung nicht.
Was würde wohl Napoleon dazu sagen, wenn er noch lebte? Oder Kleopatra? Shakespeare? Rosa Luxemburg? Oder Gott, wenn es ihn denn gibt? So fragen wir Nachgeborene uns manchmal. Ein amüsantes Gedankenspiel, weil es uns zeitreisen lässt. Unterschiedlichste Welten prallen da aufeinander.
Allein dieses Jahr garnieren Ems-Chefin und Blocher-Tochter Magdalena Martullo und ihre Schwester Miriam Blocher sagenhafte 250 Millionen Franken. Die beiden sind die Mehrheitsaktionärinnen des Bündner Chemiekonzerns. Letztes Jahr strich Martullo über 106 Millionen Franken aus Dividenden ein. Damit es nicht so auffällt, lässt sie sich als CEO einen vergleichsweise bescheidenen Lohn von 1,3 Millionen Franken pro Jahr auszahlen. Und kassiert dafür via Anteile umso kräftiger ab.
In Marseille hoben am Nebentisch ein paar französische Grüne und SP-Politiker ihr Glas auf den Wahlsieg der CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel. «Une grande dame», sagte eine Sozialistin, «sie hat uns mit den Flüchtlingen gezeigt, was uns auch in Frankreich gut angestanden hätte.»
«Zürcher Banker sind wieder wer!» Das vermeldet der «Blick». Die News hinter dem Juchzer: Der Finanzplatz an der Limmat rangiert wieder in den Top Ten der wichtigsten Finanzplätze. Seinen neuerlichen Aufstieg verdanke der Paradeplatz auch seiner Bedeutung als sicherer Platz. Als sicherer Hafen für allerlei Gelder. Immer noch – und obwohl das Steuerhinterziehungsgeheimnis offiziell längst abgedankt hat.
Die UBS will uns länger chrampfen lassen. Bis 67. Uns alle. Das verordnet sie in ihrer Broschüre «Altersvorsorge 2020 – Licht und Schatten ». Vor allem die Schatten der Reform sind es, die den Finanzplatz interessieren. Deshalb lehnt die UBS die Rentenreform ab. Doch: Die UBS-Banker predigen Wasser und saufen Wein.
Liebe Catherine, Du hast ja recht! Ihr vom linken Gegenkomitee in der Westschweiz habt ja recht: Dass Alain Bersets Rentenreform uns Frauen neu bis 65 chrampfen lassen will, ist jenseits. Umso mehr, als wir Tonnen Gratisarbeit daheim leisten. Und, wenn wir ausser Haus arbeiten, immer noch rund zwanzig Prozent weniger verdienen als die Männer. Nein, dieses Damenopfer ist nicht zu rechtfertigen.
Eigentlich möchten wir jetzt gar nicht in die Sommerpause. Viel zu aufregend, was da gerade geschieht: Überall nehmen die Leute ihr Schicksal wieder in die eigenen Hände. Notalls laut. Höchste Zeit, finden sie, das Wort zu ergreifen.
In 100 Jahren ist die Erde tot. Das prognostiziert Stephen Hawking, immerhin einer der bekanntesten Physiker unserer Zeit (ja, das ist der im Rollstuhl). Mit schuld am Massensterben: der Klimawandel, der die Erde unbewohnbar macht. Deshalb müssten wir uns, findet er, schleunigst auf den Weg ins All machen, um fremde Planeten zu kolonialisieren.
Es gibt Zahlen-Menschen, und es gibt Buchstaben-Menschen. Letztere haben eher Mühe, wenn sie viele Nullen auseinanderhalten müssen. Sind das nun 10000 oder 1000000 oder 10000000 Franken? Für Buchstaben-Menschen sind grosse Zahlen also ähnlich unfassbar wie für Kinder: Tausendhunderttrillionenzehn Franken.
So knapp siegte Emmanuel Macron dann doch nicht: Fast 21 Millionen Französinnen und Franzosen stimmten für den neoliberalen Senkrechtstarter. Viele auch nur deshalb, weil sie die Neofaschistin Marine Le Pen verhindern wollten. Nicht wichtig, denn wir sind noch mal mit dem Macron davongekommen. Knapp vorbeigeschrammt an Le Pens aggressivem Europa-, Fremden-, Frauen- und Homohass. Im Pariser Elysée wird also keine braune Suppe gekocht. Vorerst, zumindest.