Editorial

Frauenstreik

Marie-Josée Kuhn

Marie-Josée Kuhn, Chefredaktorin work

Streik liegt in der Luft. Frauenstreik. Schon haben Frauen in Lausanne, Genf, im Wallis, in Basel, Bern und Zürich beschlossen, dass es am 14. Juni 2019 zum zweiten grossen Frauenstreik der Schweiz kommen wird. 28 Jahre nach dem ersten, dem bisher grössten Streik in der Geschichte der Schweiz. Gründe gibt es immer noch genug. Zum Beispiel die endlose Geschichte bis zur Legalisierung der Abtreibung in der Schweiz (siehe «Kinder oder keine entscheiden, das wir alleine»).

SWITZERLAND LAST. 62 Jahre bis zum Frauenstimmrecht, 88 Jahre bis zur Gleichstellung im Eherecht, 86 Jahre bis zur Mutterschaftsversicherung: Und wie lange noch bis zur Lohngleichheit? Switzerland last, immer die letzte. Immer noch verdient jede erwerbs­tätige Frau in der Schweiz im Schnitt 7000 Franken pro Jahr weniger. Aber auch die Haus- und Erziehungsarbeit, die Frauen gratis leisten, sind ein Streikgrund: Ohne sie hätte der Kapitalismus auch ohne Finanzkrisen schon längst abgedankt. Oder die Gewalt gegen Frauen, physische, psychische und strukturelle Gewalt. Lohndiskriminierung ist so eine strukturelle Gewalt: ökonomische Ungleichheit erhöht das Risiko für häusliche Gewalt. Ist eine Frau vom Mann ökonomisch abhängig, wird sie ihn so schnell nicht verlassen, auch wenn er sie schlägt.

work-FRAUEN-BUCH. 25 Frauen und Männer verraten in diesem work ihren Lohn (siehe: «Wir zeigen unseren Lohn»). Das ist couragiert, aber auch dringend nötig, denn ohne Lohntransparenz gibt es keine Lohngleichheit. Nur wenn Frauen wissen, wie viel ihre Arbeitskollegen verdienen, wissen sie auch, ob ihre Firma sie dis­kriminiert. Lohntransparenz ist also der erste Schritt zur Lohngleichheit. Und der zweite folgt sogleich: Am Samstag, 22. September, in Bern, an der nationalen Demonstration «Lohngleichheit jetzt!». Einer der Höhepunkte dort: das work-Frauen-Bilder-Lesebuch, das druckfrisch zur Demo erscheint. Ein Buch so bunt wie die Frauenbewegung. Lassen Sie sich überraschen!

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