50 Jahre Frauenstimmrecht: Von Rosa Bloch bis Christiane Brunner

Die Pionierinnen

Marie-Josée Kuhn

Sie kämpften für die politische Gleichstellung der Frauen in der Schweiz. Auch nach der Einführung des Frauenstimmrechts 1971.

WEGBEREITERINNEN I: Abstimmungspionierin Katharina Zenhäusern (1919 bis 2014), Animal politique Emilie Lieberherr (1924–2011) und Iris von Roten, Autorin von «Frauen im Laufgitter» (1917–1990). (Fotos: Michael Schoch, PD, Keystone)

Erreicht ist nie wirklich erreicht, auch nicht bei den Frauenrechten. Denn die Geschichte entwickelt sich nicht linear: auf zwei Schritte vorwärts folgt häufig einer zurück. Das war wenigen so schmerzlich bewusst wie den Kämpferinnen für das Frauenstimm- und -wahlrecht. Und dennoch machten diese Pionierinnen weiter, einfach immer weiter. Und legten so den Grundstein für alle später geborenen Frauen. work hat neun von ihnen in einer Portraitserie ausführlich gewürdigt. Von der kompromisslosen Revolutionärin Rosa Bloch bis zur Frauenstreik-Ikone Christiane Brunner. Und was für Lebensgeschichten!

work-Extra zu «50 Jahre Frauenstimmrecht»:

ROTE ROSA, ROTE TÜCHER

Jede kämpfte anders, doch ein roter Faden zieht sich durch: Mut und Glut. Die «Rote Rosa» Bloch-Bollag (1880–1922) agitierte auf der Strasse. Sie war die erste Frau, die im Zürcher Rathaus eine kämpferische Rede gegen Ausbeutung hielt. Damals ein unerhörtes Ereignis, über das landesweit berichtet wurde. Oder Margarethe Faas-Hardegger (1882–1963). Sie war «der erste weibliche Sekretär» beim Gewerkschaftsbund und für etliche der dortigen Patriarchen ein rotes Tuch. Denn sie machte, was sie wollte. Klassenkampf, ­Feminismus und sogar freie Liebe. Das durfte nicht sein! Oder Josi Meier (1926–2006). Die CVP-Politikerin war unter den ersten zwölf Frauen, die 1971 ins Bundeshaus einzogen. Und machte den Männern gehörig Beine. Besonders auch den schwärzesten ihrer Partei. Die Feldweibelin tat dies stets mit Biss und Humor. Und blieb bis zuletzt umwerfend offenherzig.

WEGBEREITERINNEN II: Chefbeamtin Dora Schmidt (1895–1985), Martina Hälg-Stamm, erste Thurgauer Grossrätin (1914–2011), und Josi Meier, Nationalrätin der ersten Stunde (1926–2006). (Fotos: Sozialarchiv, Peter Lauth, Keystone)

STIMM- UND ANDERE RECHTE

Alle diese Pionierinnen waren auch Frauenstimmrechtlerinnen. Aber nicht nur. Denn sie wussten, dass der Kampf für die Gleichstellung der Frauen nicht mit deren politischer Gleichstellung beendet sein würde. Nichts illustriert diesen Umstand besser als die Nichtwahl von Gewerkschafterin Christiane Brunner in den Bundesrat. Nochmals bediente Mann sich 1993 der ganzen frauenfeindlichen Klaviatur, mit der Mann die Schweizerinnen jahrzehntelang politisch unmündig gehalten hatte. Nur, dass die Frauen diesmal zurückschlugen.

Die work-Pionierinnen-Serie ist hier nachzulesen.

WEGBEREITERINNEN III: Revolutionärin Rosa Bloch (1880–1922), Agitatorin Margarethe Faas-Hardegger (1882–1963) und Frauenstreik-Ikone Christiane Brunner (*1947). (Fotos: Sozialarchiv (2), Keystone)

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