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50 Jahre Frauenstimmrecht: Frauen schreiben Geschichte. Und Bücher.

Patricia D'Incau

Wo ein Jubiläum ist, gibt’s Lesestoff: ­Natürlich auch zum 50. Geburtstag des ­Frauenstimmrechts. work stellt drei Neu­erscheinungen vor.

100 Jahre haben die Schweizerinnen um das Stimmrecht gekämpft. Seit 50 Jahren haben sie es. Ein Jubiläum, das auch zum Nachdenken, Erinnern und Ergänzen Anlass gibt. Denn selbst wenn die Schweiz seit 1971 kein purer Männerstaat mehr ist: in den Geschichtsbüchern ist sie es (zu weiten Teilen) bis heute geblieben.

DER LANGE WEG

Genau dort knüpft das Buch «Jeder Frau ihre Stimme» (Verlag Hier und Jetzt, ca. CHF 39.–) an: In fünf Teilen skizziert es den langen Weg zur Gleichstellung von 1970 bis 2019. Jedes Jahrzehnt wird von einer anderen Historikerin behandelt. Darunter Elisabeth Joris, Fabienne Amlinger und Unia-Frau Leena Schmitter. Sie nehmen dabei nicht nur die wichtigsten Etappen unter die Lupe – vom Frauenstimmrecht über das Gleichstellungsgesetz bis zur Mutterschaftsversicherung und zur Fristenregelung –, sondern porträtieren auch bekannte oder weniger bekannte Pionierinnen ihrer Zeit. Wie die Genfer Lesbenaktivistin Rina Nissim oder die drei Bernerinnen Anne Wegmüller, Rahel Imobersteg und Rahel Ruch, die nach der männerbündlerischen Bundesratswahl 2003 (Abwahl von Ruth Metzler, Wahl von Christoph Blocher) spontan eine Grossdemonstration auf die Beine stellten. Ruch, Wegmüller und Imobersteg waren damals gerade einmal 17, 20 und 22 Jahre alt.

50 JAHRE, 25 FRAUEN

Jung ist auch Fina Girard. Mit 19 Jahren ist die Klima- und ­Jugendstimmrechtsaktivistin sogar die jüngste der Frauen, die in dem Jubiläumsband «50 Jahre Frauenstimmrecht» (Limmatverlag, ca. CHF 34.–) vertreten sind. Insgesamt 25 weibliche Persönlichkeiten beleuchten darin, wie es in der Schweiz heute um die Gleichstellung steht. Und wo noch Baustellen sind. Bundesrätin Viola Amherd macht Mut. Ex-Miss Schweiz und Moderatorin Christa Rigozzi kämpft gegen Klischees. Ex-Tagesschau-Moderatorin Katja Stauber erinnert sich, wie sie am Anfang ihrer TV-Karriere «vor allem über meine Haarfarbe, meine Kleidung und meine Familienplanung» definiert wurde. Kein Wunder, schliesslich waren auch in den 90er Jahren noch viele Männer der Meinung, dass Frauen nicht vor die Kamera gehörten. Oder in die Politik. Oder gar an die Spitze eines Unternehmens. Sondern in die Küche.

WÜRZIG BIS WITZIG

Diesen Umstand nehmen die beiden Publizistinnen Rita Jost und Heidi Kronenberg mit «Gruss aus der Küche» (Rotpunktverlag, ca. CHF 26.–) spielerisch auf. Für ihr Buch luden sie über 31 Journalistinnen, Kolumnistinnen und Historikerinnen ein, «zu formulieren, was sie erleben, was sie ärgert, freut, herausfordert und anspornt». Entstanden ist eine bunte Sammlung an frechen, wütenden, witzigen und analytischen Texten, in denen die Autorinnen nichts anbrennen lassen. Alles kommt auf den Tisch: ob Sexismus und Rassismus, der Skandal um die unbezahlte Care-Arbeit, lesbische Liebe oder die Frauenquote. Und mit ihren Zeichnungen macht die Berner Illustratorin Nora Ryser das Buch auch optisch zum Juwel. Bleibt die Frage: Soll Frau das Stimmrechtsjubiläum nun feiern? Oder hässig sein, dass es noch immer im Schneckentempo vorangeht? Jost und Kronenberg liefern die perfekte Antwort: Ein Grund zum Anstossen ist das Jubiläum sowieso. Entweder mit Champagner oder aber mit Schnaps Na dann, liebe Frauen: Prost!

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