Petition eingereicht
Mehr Sonntagsarbeit? Das kommt nicht in die Tüte!

Über 9000 Menschen haben die Petition «Nein zu mehr Sonntagsarbeit» unterschrieben. Weil das Parlament zurzeit über 12 verkaufsoffene Sonntage im Jahr diskutiert. Das Verkaufspersonal wehrt sich entschlossen gegen diese Ausweitung.

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NICHT MIT UNS: Die Verkäuferinnen und Gewerkschafterinnen Doris Schneeberg (links) und Nicole Falk überreichen die Petition der Bundeskanzlei. (Foto: Manu Friederich)

Was bedeutet der Sonntag für das Verkaufspersonal? Bei der Lancierung der Petition «Nein zu mehr Sonntagsarbeit» im vergangenen April machten sie klar: Der Sonntag ist für die Erholung, für die Familie, für die Gesundheit, für die Freizeit da. Einfach mal auf dem Sofa liegen und Netflix schauen. Oder bei den Eltern auf Kaffee und Kuchen vorbeigehen.

Von solchen Plänen halten die Bürgerlichen im Schweizer Parlament wenig. Alles begann mit der Zürcher Standesinitiative «Befristete Flexibilisierung der Ladenöffnungszeiten». Sie fordert, dass jährlich total zwölf Sonntage als Arbeitstage umfunktioniert werden, ganz ohne Sondergenehmigung. Das kommt dem Verkaufspersonal nicht in die Tüte! Heute sind vier Sonntage im Jahr erlaubt, je nach Kanton und Gemeinde.

Gegen mehr Sonntagsarbeit haben die Detailhändlerinnen und -händler gemeinsam mit den Gewerkschaften Unia und Syna heute eine Petition mit über 9000 Unterschriften eingereicht.

Heiliger Sonntag: Ein Teufelskreis

Verkäuferin Doris Schneeberg sagt:

Da ich selbst im Verkauf arbeite, kann ich aus Erfahrung sagen, dass mehr Sonntagsverkäufe auf die Gesundheit von uns, dem Verkaufspersonal, schlägt. Wir müssen schon jetzt mit immer weniger Personal immer mehr Arbeit leisten, da Personal eingespart wird.

Schneeberg weiss, wenn die Sonntagsverkäufe zunehmen, wird nicht mehr Personal eingestellt. Das bestehende Personal wird lediglich auf sechs Arbeitstage aufgeteilt. «Dadurch haben wir noch mehr Stress. Dies führt zu Überbelastung, Krankheitsausfällen und wieder mehr Stress für die Arbeitskollegen – ein Teufelskreis», sagt sie weiter.

HÄNDE WEG VOM FREIEN SONNTAG: Gewerkschaften und Verkäuferinnen heute vor dem Bundeshaus. (Foto: Manu Friederich)

Schneeberg kennt die prekären Arbeitsbedingungen im Detailhandel: tiefe Löhne, Arbeit auf Abruf und zerstückelte Einsatzzeiten, welche die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zusätzlich erschweren. Zudem weiss sie: Diese Branche wird mehrheitlich von Frauen getragen (mehr dazu in diesem work-Artikel).

Nicht der einzige Angriff

Auch Dominique Hodel ist im Verkauf tätig. Sie spricht heute ebenfalls bei der Petitionsübergabe:

Ich fordere das Parlament auf: Übernehmen Sie Verantwortung! Stärken Sie den Schutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, anstatt ihn abzubauen.

ÜBERNEHMEN SIE VERANTWORTUNG: Der Appell von Dominique Hodel ans Parlament. (Foto: Manu Friederich)

Doch die Bürgerlichen arbeiten schon am nächsten Angriff auf die Gesundheit der Arbeitnehmenden. Unter dem Deckmantel von «Telearbeit» wollen sie Arbeitstage von morgens 6 Uhr bis abends 23 Uhr, Sonntagsarbeit ohne Bewilligung und verkürzte Ruhezeiten, die vom Arbeitgeber erst noch unterbrochen werden können (zum Artikel).

Unia-Präsidentin Vania Alleva sagt:

Das ist brandgefährlich! Das ist eine Telearbeit-Falle, die am Schluss uns alle treffen kann. Im Kern des Arbeitsgesetzes liegt der Gesundheitsschutz, und das muss so bleiben.

DER ARBEITSFREIE SONNTAG IST KEIN PRIVILEG: Unia-Präsidentin Vania Alleva bei der Petitionsübergabe. (Foto: Manu Friederich)

Laut Alleva ist die politische Ignoranz des Parlaments gegenüber den Bedürfnissen der Arbeitnehmenden nicht nur enttäuschend, sondern gefährlich. «Denn der arbeitsfreie Sonntag ist kein Privileg, sondern ein zentraler Schutzmechanismus für die Gesundheit und das Sozialleben.»

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