So wird 2023: Vierzehn Unia-Leute blicken nach vorn
Vorwärts, avanti, allez: auf ins neue Jahr!

Ein krisengeschütteltes 2022 neigt sich dem Ende zu. Umso wichtiger, einen beherzten Blick in die Zukunft zu wagen. Denn auch im nächsten Gewerkschaftsjahr geht’s wieder rund: Renten- und Lohnabbau verhindern, die Kaufkraft stärken, die Energiewende vorantreiben, Mitarbeitende in den Betrieben mobilisieren, Gesamtarbeitsverträge erneuern, und – den Frauenstreik vom 14. Juni 2023 vorbereiten!

Silvia Locatelli (43),Unia Neuenburg «Bessere Löhne in der Uhren­industrie!»

Ich freue mich auf 2023, denn es bringt viele Gelegenheiten, die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter zu verbessern. Enorm wichtig für unsere Region ist der GAV der Uhrenindustrie, und der wird 2023 neu verhandelt. Die Firmen geben sich ein Luxus-Image, ihre Gewinne wachsen unaufhörlich – aber Löhne und Arbeitszeiten stehen in krassem Widerspruch dazu. Mit einem progressiven und feministischen Forderungskatalog wollen wir die Branche voranbringen. Auch vor dem Frauenstreik werden wir in den Betrieben mobilisieren. Denn in diesem Schweizer Flaggschiff muss die Gleichstellung endlich vorankommen!»


Ana Pica (59), Unia Zentralschweiz «Reinigerinnen wehren sich»

«Ich freue mich auf 2023, weil sich am Frauenstreik ­wieder viele Frauen aus der Reinigung wehren werden! 2019 haben wir in Luzern eine unsaubere Firma blockiert, bis der Chef die Forderungen der Mitarbeiterinnen er-füllte. Ich weiss von mehreren anderen Firmen, die die Frauen schlecht behandeln und den Gesamtarbeitsvertrag nicht einhalten. Am 14. Juni werden wir diese zur Rechenschaft ziehen. Und ich freue mich darauf, mit den Frauen aus Lateinamerika zusammenzuarbeiten. Kürzlich war ich an einem Treffen, da waren mehr als hundert Frauen! Viele von ihnen haben prekäre Jobs. Ich will sie motivieren, mit uns auf die Strasse zu gehen. Und zwar schon am 8. März, dem internationalen Frauentag.»


Arnaud Bouverat (43), Unia Waadt «Neuer Elan im Detailhandel»

«Ich freue mich aufs 2023, weil wir als Region vieles vorhaben! Im Fokus steht die Erneuerung der Gesamt­arbeitsverträge in der Uhrenindustrie und im Gewerbe. Doch neben den nationalen Kampagnen sind auch die kantonale GAV in vielen Branchen bitter nötig. Im nächsten Jahr kämpfen wir an vorderster Front für Verträge im Detailhandel und in den Apotheken. Ausserdem mobilisieren wir gegen die tiefen Löhne in unserem Kanton. Und natürlich auch für den grossen Frauenstreik im Juni: Mit der Gleichstellung muss es im nächsten Jahr dringend vorwärtsgehen!»


Raffaele Mitrucci (48), Unia Biel-Seeland/Solothurn «Neuer Gebäudetechnik-GAV»

«Meine grösste Freude fürs 2023 ist, dass im Bauhaupt­gewerbe der Landesmantelvertrag (LMV) unter Dach und Fach ist. Jetzt konzentrieren wir uns auf Neues. Der nächste Kampf steht nämlich schon an: der nationale Gesamtarbeitsvertrag in der Gebäudetechnik. Unsere regionale Gewerbegruppe freut sich darauf, sich der Herausforderung zu stellen. Von diesem GAV profitieren nämlich 24 000 Berufskolleginnen und -kollegen in der Schweiz. Wir werden uns für attraktivere Löhne, für eine Frühpensionierung und mehr Ferien einsetzen. Parallel arbeiten wir zum Frauenstreik hin am nationalen ­Projekt «Frau auf dem Bau» mit. Solche Branchen müssen in ­Zukunft auch für Frauen attraktiver gestaltet sein!»


Camila Aros (42), Unia Genf «Vollgas gegen Belästigung»

«Ich freue mich auf 2023, weil wir mit voller Power gegen die sexuelle Belästigung im Gastgewerbe kämpfen werden. Das muss aufhören! Ganz schlimm ist es in den Fast-Food-Ketten: Da arbeiten oft sehr junge Frauen, und viele Chefs denken, sie dürfen sich alles erlauben. Gemeinsam mit der Region Waadt haben wir schon einige Fälle gesammelt, und nächstes Jahr legen wir erst recht los: Zuerst gibt’s eine grosse Umfrage zum Thema, und wir gehen noch stärker in die Betriebe, um herauszufinden, wo die Probleme liegen. Und dann unterstützen wir die Frauen, sich zu wehren. Mit diesem Schub geht’s dann ab in den Frauenstreik!»


Lisa Rossi (26), Unia Wallis «Lonza neu organisieren»

«Ich freue mich auf das Jahr 2023, weil es für mich als Gewerkschaftssekretärin im Oberwallis viel und vor ­allem auch viel Verschiedenes zu tun geben wird! Der Aufschwung der Lonza hat nicht nur die Region verändert, sondern auch das Arbeitsklima innerhalb des Betriebes. ­Unsere Herausforderung ist es, auch in dieser neuen Situation die Interessen der Arbeitenden wahrzunehmen und uns für ihre Anliegen einzusetzen. Ich freue mich auch auf die politische Arbeit mit der Jugendgruppe und bin schon gespannt auf die verschiedenen Veranstaltungen und Ausflüge, die wir zusammen durchführen werden. Und natürlich wird auch der feministische Streik ein wichtiger Schwerpunkt im nächsten Jahr. Somit: auf ein kämpferisches und feministisches 2023!»


Francesco Brevetti (35), Unia Graubünden/Frontalieri «Über Grenzen hinweg»

«Ich freue mich aufs neue Jahr, weil ich viel vorhabe: Ich bin ja meistens in Graubünden unterwegs, besonders im Engadin und im Puschlav. Dort betreue ich unsere italienischen Mitglieder, die hier als Grenzgänger arbeiten. Das sind sehr viele! Und viele von ihnen haben hart gekämpft für gute Arbeitsbedingungen. Zuletzt hat die Dynamik etwas nachgelassen. Man darf sich aber nicht zu sehr ausruhen, sonst werden einem die Errungenschaften sofort wieder weggenommen. Deshalb will ich die Grundwerte der Gewerkschaft verbreiten, vor allem in der Jugend. Dafür arbeite ich auch im ­italienischen Grenzort Chiavenna oder in Südtirol – zusammen mit den dortigen Gewerkschaften.»


Anna Meier (32), Unia Bern «Neue Erfolge in der Pflege»

«Ich freue mich auf das Jahr 2023, weil ich der festen Überzeugung bin, dass wir in der Langzeitpflege der Region Bern neue Erfolge feiern können. Gemeinsam werden wir die gewerkschaftliche Wüste weiter begrünen. Und wir werden weiterhin Strukturen schaffen, die es den Pflegenden ermöglichen, ihre Situation in die Hand zu nehmen und die ­Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern. Im Rahmen des feministischen Streiks wollen wir betriebliche Kampagnen weiterführen, um gerade in der Langzeitpflege ein starkes Zeichen zu setzen. Die Langzeitpflege soll ein Leuchtturm für die gesamte Branche werden! 2022 hat uns gezeigt: Es ist auch in der Pflege möglich, Arbeitskonflikte erfolgreich auszufechten. Also machen wir weiter so!»


Sheqir Berisha (51), Unia Zürich-Schaffhausen«Gleichstellung endlich umsetzen!»

«2022 war nach Corona wieder ein Jahr mit vielen ­Aktionen und Demos, der Bau-Protesttag für den ­Landesmantelvertrag (LMV) war mein persönlicher ­Höhepunkt. 2500 Bauarbeiter waren in Zürich auf den Strassen! Die meisten Baustellen standen still hier. Jetzt freue ich mich aufs neue Jahr, denn nach dem LMV ist vor dem LMV! Wir werden weiterhin sehr aktiv auf dem Bau unterwegs sein und auch im Gewerbe. Der GAV der Gebäudetechniker etwa muss verbessert werden. Und dazu braucht es Action! Aber ganz besonders freue ich mich auf den Frauenstreik 2023. Die Gleichstellung darf nicht nur auf dem Papier gelten, sondern soll von der ganzen Gesellschaft gelebt werden.»


Rébecca Lena (52), Unia Transjurane «Höchste Zeit für mehr Lohn»

«Wir sind die Region der Subunternehmen in der Uhren- und Mikrotechnikindustrie, und auf diese wollen wir uns 2023 fokussieren. Es sind Klein- und Kleinstfirmen, oft mit sehr tiefen Löhnen und einem hohen Frauenanteil. Wir werden unsere Präsenz dort noch verstärken, denn nächstes Jahr wird in der Uhrenbranche der GAV neu verhandelt. Anders als im Rest der Schweiz sind im Jura nur etwa die Hälfte der Uhrenfirmen dem GAV unterstellt – alle anderen sind nicht Mitglied im Unternehmerverband. Aber zum Glück orientiert sich die ­tripartite Kommission, die diese Firmen kontrolliert, auch am GAV. Umso mehr freue ich mich darauf, für einen besseren ­Vertrag zu kämpfen!»


Lukas Auer (32), Unia Ostschweiz-Graubünden «Industrie-GAV verteidigen»

«Das Jahr 2023 beginnt, wie das Jahr 2022 geendet hat. Es steht eine weitere grosse und sehr wichtige Verhandlung vor der Tür: die Erneuerung des Gesamtarbeitsvertrags der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM). Von ihm profitieren über 100’000 Lohnabhängige. Dank diesem GAV haben die Angestellten in der Branche fortschrittliche ­Arbeitsbedingungen. Und die unterstellten Firmen profitieren von einer höheren Attraktivität für Fachkräfte. Nun heisst es aber wie schon 2022: alle Kräfte bündeln und gemeinsam ­einen neuen GAV mit vielen Verbesserungen abschliessen. Wir zeigen immer wieder, was wir als Gewerkschaft erreichen ­können. Aber wir müssen wachsen!»


Jasmine Berruex (38), Unia Freiburg «Frauen, steht zusammen»

«Ich freue mich auf das Jahr 2023, weil wir im Detailhandel endlich das Blatt wenden werden! Die aktuelle Lage ist für alle Verkäuferinnen und Verkäufer prekär: Die Tiefstlöhne liegen bei 3200 Franken im Monat – ohne 13. Monatslohn. Weil jetzt auch noch alles teurer wird, haben Angestellte im Detailhandel grosse Mühe, überhaupt noch über die Runden zu kommen. Deshalb steht für mich im nächsten Jahr dick in der Agenda: auf dem Terrain sein und die Arbeiterinnen und Arbeiter motivieren, für bessere Bedingungen einzustehen. Es ist wichtig ein Netzwerk aufzubauen, wenn sich die Probleme häufen. Deshalb geben wir in Freiburg Vollgas, denn das grosse Ziel fürs nächste Jahr: Frauen kämpfen zusammen für gute Arbeitsbedingungen.»


Chiara Landi (41), Unia Tessin und Moesa «Auf zum Frauenstreik!»

«Ich freue mich aufs 2023, weil wir weiter für gute ­Renten, Gesamtarbeitsverträge und Löhne einstehen werden. Immer wichtiger wird zudem die Auseinandersetzung um die Arbeitszeit. Im Tessin werden wir uns vermehrt gegen die Ausweitung der Ladenöffnungszeiten wehren müssen. Ebenso gegen die Umgehung des Sonntagsarbeitsverbots. Unsere Gegnerin ist dabei die neoliberale Politik der bürgerlichen Parteien. Hier geht es um die ganze Gesellschaft. Denn heute trifft es die Mitarbeitenden im Detailhandel, doch morgen wird es alle Sektoren treffen. Nicht mit uns! Wir werden an vorderster Front die Verkürzung der Arbeitszeit kämpfen und für bessere Löhne – auch am Frauenstreik.
Auf ein kämpferisches Jahr!»


Fernando Monteiro (35), Unia Aargau-Nordwestschweiz «Weiter in die Betriebe»

«Ich freue mich aufs neue Jahr, weil ich aufs 2022 stolz zurückblicken kann. Wir konnten in mehr als 500 neue Mitglieder gewinnen. Im Bau haben wir erfolgreich mobilisiert, und im Gewerbe sind wir mit neuen Aktivistinnen und Aktivisten präsent. Ebenso bei Coop. Genau solche Mitglieder braucht es, um in den Betrieben etwas zu verändern. Mit dieser Verstärkung werden wir unsere ambitionierten Ziele erreichen. Es warten unter anderem eine grosse Mobilisierung für die Plattenleger in der Region, die Fortsetzung der Bewegungsarbeit im Gartenbau und eine Mindestlohnkampagne im Kanton Baselland.»

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