Was für ein fulminanter Tag! 20'000 für Lohngleichheit & Co.

Unbeschreiblich weiblich

Marie-Josée Kuhn

Enough is enough is enough is enough is enough: Der Bundesplatz vibiriert unter Donna Summers Kampfsong. Genug ist genug! Die Frauen wollen endlich Lohngleichheit, subito, lieber gleich berechtigt als später. Und sie wollen einen zweiten Frauenstreik: am 14. Juni 2019.

GENUG IST GENUG: 37 Jahre Lohngleichheit in der Verfassung – 37 Jahre Verfassungsbruch. (Foto: Yoshiko Kusano)

Deshalb sind sie hier, an die zwanzigtausend Frauen (und Männer): 20’000. Die von der Girlie Gang, die von der Grossmütter Revolution, alte Häsinnen und junges Gemüse, Migrantinnen, Friedens­bewegte, Gewerkschafterinnen, Unia-Chefin Vania Alleva mit pinkigem Lippenstift, Grüne, SPlerinnen, Juso-Frauen, Professional Women, CVP- und BDP-Frauen sogar mit einer Fahne, Lesben, Bi, Transen, Transgender, Schwule, LGBT, Heteromänner mit pinkigen Kopftüchern, Bébés mit Sonnenbrillen: alle sind sie da. Allein aus Basel rollen zehn SBB-Wagen an: zehn volle Wagen. Bei der Einfahrt lässt die Lok einen Grusspfiff fahren.

ROT VOR WUT

Auf der Berner Schützenmatt wird es immer enger und heisser: Vom Himmel herab lacht Frau Sonne auf die Köpfe, Wolken ziehen hinweg. Da steckt sich eine junge Frau den Demo-Button «Now!» als Ohrring in ihr Ohr, die Stimmung steigt und auch der goldene «Zeig deinen Lohn»-Ballon für Lohntransparenz. Sechs Girlies skandieren hinter ihrem Transparent: «Fight like a girl», kämpfe wie ein ­Mädchen. «So-so-so-so-so-Solidarität mit allen Frauen der Welt», jetzt kommen die von der Westschweizer Linkspartei SolidaritéS, und nochmals und nochmals: so-so-so-so-so … Trillerpfeifen lassen Trommelfelle flippern, wow! Die Westschweizerinnen geben aber Gas: «Wir sind rot vor Wut, blau vor Wut, schwarz vor Wut!»

WIR KÖNNEN ES

Wir können es. Da rufen zwei mit blutroten Lippen: «Das ist die geilste Demo seit Jahrzehnten», und sechs junge Frauen befreien sich von ihren BH. Frauenbefreiungsbewegung. Und sie posieren für work: «We can do it», wir können es. Ihre ­Forderung: «Schluss mit der Schnäbi-Diktatur», sie lachen heiss und selbst­bewusst: UNBESCHREIBLICH WEIBLICH rockt jetzt unverwüstlich Nina Hagen über den Platz. Was für ein Sound. Was für ein Tag!


Die Slam-Poetin Patti Basler liess es krachen: The Seven Sinking Steps? Frei nach Magdalena M.

Slam-Poetin Patti Basler. (Foto: www.visualmoment.ch / Tibor Nad)

Sinking Step Nr. 1. Sink nicht ein und fall nicht drein, in den Gender-Gap. Weil es ja mehr als zwei Gender gäb’. Zwischen Mensch und Menschinnen gäbe es nicht nur Schwarz und Weiss, sondern mindestens Fifty Shades of Grey und Fifty Grades of Pay. Beim Lohn von Männlich zu Weiblich gibt’s nämlich mindestens Seven Sinking Steps.

Sinking Step Nr. 2. Frauen müssen immer alles doppelt so gut machen wie Männer. Ist zum Glück nicht ganz so schwer.

Sinking Step Nr. 3. Es ist doch wahr, es bleibt immer alles an den Frauen hängen: Organisation des sozialen Lebens, Haushalt und eben alles, was Kinder betrifft. Verhüten, Pille, Gebären, Stillen. Alles bleibt immer an den Frauen hängen. Und früher oder später hängt dann auch alles an den Frauen.

Das ist dann Sinking Step Nr. 4. Sinking Step Nr. 5. Das sei bei den Männern nicht anders.

Sinking Step Nr. 6. Wir sind Frauenfans. Nicht für die Mann-Schaft, sondern für die Frau-schafft-sowieso-mehr-für-denselben-Lohn. Hooligans sind wir. Wir vergiessen Blut für die Frauen, nicht nur einmal im Monat, sondern immer. Herzblut. Richtige Ultras sind wir. Einmal Fan, immer Fan! Once Ultra, Always Ultra!

Sinking Step Nr. 7. Frauen gehören ins Haus. Ins Schulhaus, ins Bankhaus, ins Bundeshaus!»

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