Editorial

Frauenstreik 2.0

Marie-Josée Kuhn

Marie-Josée Kuhn, Chefredaktorin work

Am 14. Juni 2019 findet der zweite Frauenstreik statt. Save the date, reserviere das Datum! Diese Ankündigung kursiert auf Facebook. Und ein Manifest  von Juso und SP zum Unterschreiben ruft das Frauenjahr aus. Dieses dauert bis am 14. Juni 2019 – und bis dann muss die Schweiz folgende Forderungen umgesetzt haben: 1. Die Lohngleichheit, mit Lohnkontrollen und Sanktionen. 2. Die Anerkennung unserer Arbeit: Familie und Haushalt sind Arbeit. Beruf und Familie müssen endlich vereinbar werden. Und 3. Keine Gewalt gegen Frauen. 27 Jahre nach dem ersten Frauenstreik mobilisieren die Frauen also für den zweiten. Sie mögen nicht mehr warten. Denn Geduld und Demut brachten uns Frauen noch nie voran. Wut und Proteste schon.

SAVE THE DATE! Frauen kämpften 62 Jahre bis zum Frauenstimmrecht, 88 Jahre bis zur Gleichstellung im Eherecht, 60 Jahre bis zur Fristenlösung bei der Abtreibung und 86 Jahre bis zur Mutterschaftsversicherung. Verrückt: Das ist alles noch gar nicht so lange her. Meine Mutter lebte fast vierzig Jahre ohne Stimmrecht. Und 56 Jahre unter einem frauenfeindlichen Eherecht. Es stellte die Ehefrau unter die Vormundschaft des Mannes. Der Mann konnte allein über Familieneinkommen und Wohnort bestimmen. Der Mann konnte der Frau sogar verbieten, erwerbstätig zu sein. Und er könnte es immer noch, wäre es nach der SVP gegangen. Es war Christoph Blocher, der 1985 allen voran die Gleichstellung der Eheleute bekämpfte. Später stemmte sich die Blocher-Partei auch gegen das Gleichstellungs­gesetz und gegen die Einführung einer Mutterschaftsversicherung. Und heute ballert sie gegen Lohnkontrollen für Firmen.

Auch Ihr Bier, liebe Leserinnen und Leser.

SAVE THE DATE! Auch heute, 22 Jahre nach Inkrafttreten des Gleichstellungsgesetzes, kennen dieses die Gerichte nicht gut genug. Mit ein Grund dafür, dass fast die Hälfte aller Lohnklagen scheitern. Und warum kennen viele Richterinnen und Richter das Gesetz nicht wirklich? Weil sie es nicht ernst nehmen (siehe «Richter kennen das Gleichstellungsgesetz nicht»).

Und immer noch verdient eine Berufsfrau im Schnitt 3 Franken pro Stunde weniger, nur weil sie eine Frau ist. Im Monat macht dieser Lohnbschiss 590 Franken aus, im Jahr 7000 Franken. Und 303’000 Franken im ganzen Erwerbsleben. Das haben die Expertinnen des Berner Büros Bass exklusiv für work berechnet. Hätten wir endlich Lohngleichheit, würde das also zünftig einschenken. Deshalb ist sie auch dein Bier. Ihr Bier, liebe Leserinnen und Leser.

Und dieses Lohngleichheitsbier können Sie ab sofort auch trinken, ein fruchtiges Ale. Na dann, Prost!

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