
Bärtschi-Post
Katrin Bärtschi ist Briefträgerin in Bern, Gewerkschafterin und work-Kolumnistin.
— Neulich war der Tierarzt da. Die Katze musste entwurmt werden, und einer Katze eine Tablette einzugeben ist ein schwieriges Unterfangen. Der Tierarzt und die Briefträgerin sind befreundet, drum macht er bei ihr Hausbesuche, wenn den Tieren etwas fehlt. Und manchmal verarztet er die Briefträgerin gleich mit. mehr zu «Die Briefträgerin & das Händchen»
— Kürzlich war die Briefträgerin auf der Post. In der Hand das gelbe Büchlein. Am Leib noch die Uniform. Sie war auf dem Heimweg von der Arbeit. Die Kollegin am Schalter duzte sie bei der Begrüssung. «Wir gehören ja zum gleichen Betrieb.» Diese Meinung teilt die Briefträgerin. Erst recht, seit die Aufsplitterung des Konzerns in verschiedene rivalisierende Bereiche die Konkurrenz beton. mehr zu «Die Briefträgerin & das Dolce far niente»
— Manchmal reicht ein Bild oder eine Erinnerung, und mitten im Sommer wird der Winter lebendig. Und umgekehrt. Oft verbunden mit einer Prise Längizyti. Jedenfalls ist es ein heisser Sommertag, als der Briefträgerin plötzlich ein eisiger Winterabend in den Sinn kommt. mehr zu «Die Briefträgerin & die Briefeinwürfe»
— Der 14. Juni 2019 ist Geschichte. Er ist Geschichte! Die Briefträgerin hatte in der Bude im Vorfeld nicht gross agitiert und diskutiert. Sie hatte den Ansteckknopf getragen, und sie hatte die Plakate mit der violetten Dreifaltigkeit aufgehängt. Und Flugblätter im Pausenraum verstreut. Am Montag danach hingen die Plakate noch. Und am Dienstag auch. Und auch bei Redaktionsschluss immer noch mehr zu «Die Briefträgerin & der Frauenstreik»
— Ein Vormittag im Bus. «Den kenne ich», denkt die Briefträgerin und schaut in das Gesicht des stummen, allein sitzenden Fahrgasts mit der Weissweinflasche in der Hand. «Rosenweg 21, zweiter Kasten von links – aber wie heisst er schon wieder?» Die Briefträgerin sieht den Hauszugang vor sich, die Kastenanlage, die Anordnung der Kästen. Sie weiss, dass er einen Stop-Kleber hat. Doch sein Name fällt ihr nicht ein. «Es ist der Mann, der selten Post bekommt und nie ein Wort redet.» mehr zu «Die Briefträgerin & die Namen»
— Die Briefträgerin hat einen Stop-Kleber am Kasten. Den sieht die Post begreiflicherweise gerade bei ihren Mitarbeitenden nicht gern, bringt das Verteilen von Werbung doch viel Geld ein. Tatsächlich dachte die Briefträgerin in letzter Zeit öfter, sie sei eine eigentliche Werbeträgerin. Sie versuchte, den zuständigen Teamleader zu besänftigen, indem sie auf ihren Briefmarkenverbrauch hinwies. Damit kompensiere sie den durch den Stop-Kleber verursachten Schaden. Der Teamleader war mässig überzeugt. mehr zu «Die Briefträgerin & die Stop-Kleber»
— Es ist schon einige Zeit her, also sozusagen verjährt. Deshalb kann die Briefträgerin die Geschichte heute erzählen. Es war bei den grossen Blöcken neben dem Supermarkt. Bei denen mit den 50er-Jahre-Kastenanlagen, wo die Briefträgerin mit der Post, die nicht schon von der Maschine vorsortiert wurde, hin und her hastete auf der Suche nach dem richtigen Einwurf. mehr zu «Die Briefträgerin & der Spezialtransport»
— Herr S. sei gestorben. Die Briefträgerin erfährt es von einem Kollegen und merkt überrascht, dass sie dem alten Mann nachtrauert. Seiner Freundlichkeit und Aufmerksamkeit. Trotz dem SVP-Heftli, das sie ihm regelmässig bringen musste, trotz seinen faulen Sprüchen über die Frauen. Sprüche, die nie anzüglich waren, eher Ausdruck anhaltender Verwunderung über das andere Geschlecht. mehr zu «Die Briefträgerin & Herr S.»