Bärtschi-Post
Katrin Bärtschi ist Briefträgerin in Bern, Gewerkschafterin und work-Kolumnistin.
— Die Briefträgerin kennt es, das Wir-Gefühl in Bezug auf die Post. Weniger stark als auch schon, aber noch unverkennbar. Sie erzählte bereits davon. Und ihre Kolleginnen und Kollegen? «Es ist schon anders als früher», sagt Therese. mehr zu «Die Briefträgerin & das Wir-Gefühl (2)»
— Nun arbeitet die Briefträgerin schon mehr als ein Dutzend Jahre für die Post. Ihr Herz schlägt nicht mehr höher bei jedem gelben Töffli, das sie sieht. Und doch entgeht ihr kaum eines, das in ihrer Nähe vorbeihuscht. mehr zu «Die Briefträgerin & das Wir-Gefühl (1)»
— Als die Briefträgerin Briefträgerin wurde, 1990 und definitiv 2007, waren die Frauen in diesem Beruf noch gewaltig in der Minderzahl. Seither haben sie aufgeholt, bilden geschätzt noch nicht die Hälfte des Personals, aber beinahe. Was die konkrete Arbeit angeht, herrscht zwischen den Briefträgerinnen und Briefträgern Gleichheit. Alle machen alles. mehr zu «Die Briefträgerin & das Kind im Manne»
— Kürzlich am frühmorgendlichen Briefing (hat nichts mit Brief oder Briefträgerin zu tun, sondern bedeutet neudeutsch «Einsatzbesprechung») informierte der Teamchef darüber, dass die Beachtung der Pausenvorschriften zur Chefsache erklärt worden sei. Da trotz wiederholten Mahnungen viel zu oft die Pausen nicht eingehalten würden. mehr zu «Die Briefträgerin & die Chefsache»
— Beim Aufräumen fand die Briefträgerin die Zeitung «für unsere Mitarbeitenden», Ausgabe 6/20. Sie hatte sie noch nicht gelesen und tat das nun. Schwerpunkt der Jahresendausgabe war die neue Strategie «Die Post von morgen, das bin ich». mehr zu «Die Briefträgerin & das Paradies»
— «Wieder ein Jahr überstanden», stellt die Briefträgerin fest. «Wieder eine Runde älter.» Ist gut. Macht nichts. Sie denkt zurück: Der Teamchef, der sie vor mehr als einem Dutzend Jahren auf den Job abrichtete, impfte ihr unter anderem eine Leistungsorientierung ein, gegen die ihr Immunsystem sich kaum wehren konnte und die ihr heute noch zu schaffen macht. mehr zu «Die Briefträgerin & das Altern»
— «Einfach mit System» – so lautete die letzte Post-Parole. Sie geistert noch durch die gelben Internetseiten. Die Briefträgerin erinnert sich: Wir sollten sie auswendig lernen für den Fall, dass einmal Besuch aus den obersten Etagen käme und Testfragen stellen würde. mehr zu «Die Briefträgerin & die Dienstleistung»
— Am frühen Morgen las die Briefträgerin zum x-ten Mal auf dem Monitor im Bus, dass Koalas pro Tag zwanzig Stunden schlafen. Um Energie zu sparen. Weil sie sich fast ausschliesslich von Eukalyptusblättern ernähren, die wenig Energie liefern, aber lange verdaut werden müssen. mehr zu «Die Briefträgerin & ein Arbeitstag»
— Bisher hatte die Briefträgerin kein Smartphone. Nun hat sie eins: Postmail hat neue Scanner angeschafft. Es sind keine «Industriegeräte mit Laserstrahl» mehr, sondern eben schlaue Telefone und im Leihbesitz der Angestellten. mehr zu «Die Briefträgerin & der Scanner»
— Eigentlich interessiert sich die Briefträgerin schon lange nicht mehr für die Ein- und Ausfälle des blondierten Grossmauls in Übersee. Wozu auch? Wer überhaupt mag seinen Fürzen noch lauschen? Sein Postmanöver gab der Briefträgerin dennoch kurz zu denken: Um die Möglichkeiten der brieflichen Wahl zu verkleinern, die ihm im November die Niederlage bringen könnten, drohte er kurzerhand, der Post den Finanzhahn zuzudrehen. mehr zu «Die Briefträgerin & die Briefwahl»
— Max Küng, der eigensinnige Kolumnist, schrieb kürzlich im «Magazin» über seinen Paketpöstler heute und in jener früheren Zeit vor dem Lockdown (ijfZvdL). In jener fernen Zeit vor dem Lockdown habe er den Paketboten nicht einmal gekannt, nun erwarte er ihn täglich freudig. So, als wäre immer Weihnachten. Ausser, dass der Paketempfänger den Inhalt des Pakets im Prinzip kennt. mehr zu «Die Briefträgerin & dgZmC»
— Die meisten Wörter unserer Sprache habe eine uralte Geschichte. Andere werden aufgrund neuer Gegebenheiten erst erfunden. Bei der Post zum Beispiel «Gangfolgesortierung». Oder «Briefmengenrückgang». Dieser ist mit der Coronakrise sprunghaft angestiegen. mehr zu «Die Briefträgerin & die Briefmenge»
— Lesen können ist eines. Das Gelesene verstehen ein zweites. Das Verstandene deuten etwas drittes. Dies gilt insbesondere für juristische Schriften wie den neuen Gesamtarbeitsvertrag Post. Die Gewerkschaft Syndicom und die Post – die «Sozialpartner», die genaugenommen Sozialpartnerinnen sind – sind sich einig: Die Verhandlungen waren zäh, aber der neue GAV ist ein Erfolg! So kommt es auch der Briefträgerin vor und – laut einer Mini-Umfrage – ihren Kolleginnen und Kollegen. mehr zu «Die Briefträgerin & der neue GAV»
— Die neue Strategie der Post ist eine «Wachstumsstrategie», in welcher der Service public gebührend berücksichtigt werden soll. Habe doch grad die Corona-Krise gezeigt, wie wichtig die Rolle der Post als Grundversorgerin sei und wie gut sie diesen Auftrag erfülle. Sagte der CEO an einer Online-Veranstaltung, zu der die Mitarbeitenden am Vorabend der Pressekonferenz eingeladen waren. mehr zu «Die Briefträgerin und der Motor»
— Manche Arbeitstage fangen ganz passabel an. Der erste Tag nach den langen Ferien war so einer, das frühe Aufstehen war gar nicht schlimm. Und dann durch den kahlen Bahnhof, auf den Zug und beim Betreten des «Stollens» ein fast heimatliches Gefühl. mehr zu «Die Briefträgerin & das Flattern»
— Es ist Frühling, wenn auch ein kalter Wind weht und kein Regen fällt. Noch letztes Jahr hatte die Briefträgerin aus verschiedenen Gründen für dieses Jahr lange Frühlingsferien eingegeben. Diese begannen gleichzeitig mit der bundesrätlichen Ausrufung des «ausserordentlichen Zustandes», und sie dauern an. mehr zu «Die Briefträgerin & der Frühling»
— Die Briefträgerin hatte geklingelt und wartete mit dem eingeschriebenen Brief vor der Haustüre, als zwei léger gekleidete Männer sich näherten. Wie üblich fragte sie, ob die beiden hier wohnten. Einer hätte ja der Adressat ihres Briefes sein können. «Nenei», grinste der eine. Und dann standen sie alle da, und es war komisch. mehr zu «Die Briefträgerin & die Würstlibude»
— «Die Jungen nennen uns ‹die Boomers›, die Babyboomer-Generation, wir seien nicht die Hellsten, könnten nichts am Computer und seien digitale Banausen», klagte kürzlich die Schwester der Briefträgerin und wirkte verletzt. mehr zu «Die Briefträgerin & die Rotznasen»
— «Wir haben diskutiert, gestritten, gelacht, Entscheide gefällt, manchmal gelitten, reorganisiert, Neues gelernt und viel gearbeitet.» Dieser Satz aus den Weihnachtsgrüssen der BZR, Briefzustellregion, an ihr Personal ist bei der Briefträgerin hängengeblieben. Er unterscheidet sich vom üblichen «die Post ist gut unterwegs, dank Euch». Wieso? mehr zu «Die Briefträgerin & die Freiräume»
— Neulich auf der Hauptpost musste die Briefträgerin gar nicht lange warten, bis sie an die Reihe kam. Das war ziemlich ungewöhnlich. «Die Post baut nicht ab, sondern um!» So lautet eine neue Parole des Konzerns. Und die Postwerbung zeigt’s: Ein Papi macht sich mit umgehängtem Kind um Mitternacht am MyPost24-Container zu schaffen. mehr zu «Die Briefträgerin & die Bedürfnisse»
— Heiraten ist wieder Mode. Bei gleichzeitig steigenden Scheidungsraten. Das sagt die Statistik. Und das weiss auch die Briefträgerin. Nicht nur wegen diverser Hochzeits-Eventmanagementfirmen auf ihren Touren, die in letzter Zeit neu erstanden und mehrheitlich den Schirm, kaum geöffnet, wieder zumachten. mehr zu «Die Briefträgerin & die Heiraterei»