Ehemalige Angestellte des Ristorante Vacanze Romane brechen ihr Schweigen

Der Name ist glamourös, die Arbeitsbedingungen sind es definitiv nicht. Ehemalige Mitarbeitende des Interlakner Ristorante Vacanze Romane packen aus. Sie warten seit Monaten auf Geld und haben jetzt die Unia um Unterstützung gebeten.

SCHLECHTER ARBEITGEBER: Ehemalige Angestellte des Ristorante Vacanze Romane wehren sich mit Hilfe der Unia gegen ihren Früheren Chef. (Foto: Philipp Zimmermann)

An den Wänden des «Vacanze Romane» hängen Bilder aus dem gleichnamigen Film (3 Oscars) aus dem Jahr 1953 mit den Hollywood-Stars Audrey Hepburn und Gregory Peck. Der «Wochenhit» war vergangene Woche «Kalbsbratwurst grilliert an Barbecuesauce serviert mit Rösti». Am Montag gibt’s den Espresso gratis dazu. Am Freitag das Dessert.

Weniger «hitig» und schon gar nicht oscarreif sind die Arbeitsbedingungen unter Besitzer Ilknur Arifi. Die Arbeitszeit wird nicht erfasst, obligatorische Ruhetage werden nicht eingehalten, Lohn- und Zeitabrechnungen fehlen. Viele Angestellte warten wochen- oder monatelang auf ihre Löhne, die verspätet, in Raten und in bar bezahlt werden. Zudem wurde mehreren Mitarbeitenden missbräuchlich fristlos gekündigt. So berichteten es am 8. März mehrere ehemalige «Vacanze Romane»-Angestellte an einer Medienkonferenz in Interlaken.

«MIR WURDE GEDROHT»

Und das brauchte Mut. Denn, so sagte es Servicefrau Miroslava*: «Mir wurde gedroht, ich dürfe nicht öffentlich darüber sprechen. Aber wir können nicht einfach schweigen, wenn wir als Angestellte so schlecht behandelt werden.»

Der ehemalige Küchenangestellte Mario* wurde konkret: «Die Löhne wurden jeden Monat später gezahlt. Manchmal nur ein Teil davon, manchmal in bar. Auf den letzten Monatslohn warte ich immer noch.»

Gemeinsam mit ehemaligen Arbeitskolleginnen und -kollegen hat Mario die Unia um Unterstützung bei der Durchsetzung ihrer Rechte gebeten. Sie fordern die umgehende Auszahlung der ausstehenden Löhne, der Ferien- und Ruhetagguthaben und die Beiträge an die Sozialversicherungen, die bisher nicht bezahlt wurden. Auch die Lohnabrechnungen und die fehlenden Arbeitszeugnisse für ehemalige Angestellte müssen vom Betrieb nachgereicht werden.

UNIA-MANN «SCHOCKIERT»

Unia-Regionalsekretär Giuseppe Reo ist von den Zuständen im «Vacanze Romane» schockiert. «Wir haben es hier mit zahlreichen Verstössen gegen das Arbeitsgesetz und gegen den Landes-Gesamtarbeitsvertrag des Gastgewerbes zu tun.» Und, so Reo weiter: «Wir von der Unia fordern, dass die ausstehenden Löhne innerhalb einer Woche bezahlt werden. Und wir fordern, dass das Restaurant sofort ein Zeiterfassungssystem einführt. Nur so können die Angestellten jederzeit überprüfen, was ihnen für ihre Arbeit zusteht. Ausserdem verlangen wir, dass die Löhne ordentlich per Banküberweisung bezahlt werden.»

*Namen der Redaktion bekannt