Teuerung ausgleichen, Reallöhne rauf:

Das fordert die Unia in den einzelnen Branchen

Clemens Studer

An der Medienkonferenz des Gewerkschaftsbunds hat Unia-Vizepräsidentin Véronique Polito die Lage in den wichtigsten Unia-Branchen analysiert und die Unia-Forderungen erläutert. work fasst zusammen:

FORDERUNGEN PRÄSENTIERT: Unia-Vizechefin Véronique Polito. (Foto: Unia)

  • Detailhandel: Die Branche ist gut unterwegs. Die Umsätze sind seit der Corona-Pandemie stark gestiegen. Die Detailhandelsketten haben Preiserhöhungen auf die Konsumierenden abgewälzt, aber die Löhne haben mit dieser Entwicklung nicht Schritt gehalten. Sie sind im Vergleich zu anderen Branchen zu niedrig, und die Inflation wurde nicht vollständig ausgeglichen. Das heisst: die Reallöhne der Angestellten sinken. Deshalb fordert die Unia in dieser Branche den vollen Teuerungsausgleich und das Aufholen von Kaufkraftverlusten, eine konsequente Erhöhung der Mindestlöhne und Reallohnerhöhungen für alle.
  • Temporärbranche: Kaum eine andere Branche hat sich in so kurzer Zeit so stark entwickelt. Seit 2012 hat die Temporärbranche ihre Lohnsumme fast verdoppelt. Doch es handelt sich um eine Branche mit prekären Arbeitsbedingungen, Kettenarbeitsverträge (also die Aneinanderreihung befristeter Arbeitsverträge) und zweitägige Kündigungsfristen sind die Norm. Die Löhne müssen auch deshalb deutlich erhöht werden, um die von den Arbeitnehmenden getragenen Risiken abzugelten. Die Unia fordert deshalb den ­vollständigen Teuerungsausgleich und eine reale Erhöhung der Mindestlöhne um 200 bis 250 Franken.
  • Bauhauptgewerbe: Die Auftragsbücher der Baumeister sind seit Jahren prall gefüllt. In den letzten 15 Jahren wurde mit gleich vielen Bauleuten ein immer höherer Umsatz erzielt. Zusammen mit dem steigenden Druck dürften die stagnierenden Löhne verantwortlich sein für den akuten Fachkräftemangel: Heute verlässt jeder zweite Maurer die Branche, und laut einer Studie des Baumeisterverbandes ist 2040 jede sechste Stelle unbesetzt. Diesen Problemen muss mit attraktiven Lohnbedingungen begegnet werden. Darum fordert die Unia den vollen Teuerungsausgleich plus mindestens 1 Prozent Lohnerhöhung für alle.

    Die Detailhändler erhöhen die Preise, aber nicht die Löhne.

  • Ausbaugewerbe: Auch hier steigt die Arbeitslast, und die Löhne stagnieren. Gerade in den Schlüsselbranchen für die Energiewende, der Gebäudetechnik und der Elek­trobranche, herrscht ein eklatanter Fachkräftemangel. Wollen die Chefs ihre Fachkräfte halten und Junge für diese Berufe begeistern, dann müssen die Arbeitsbedingungen und die Löhne im Ausbaugewerbe deutlich besser werden. Es kann nicht sein, dass die Arbeitenden immer mehr chrampfen sollen und dafür immer weniger Geld in der Tasche haben. In den Branchen des Ausbaugewerbes wird die Unia den vollständigen Ausgleich der gestiegenen Lebenshaltungskosten fordern plus 1 Prozent mehr Lohn für alle.
  • Uhrenindustrie: In den Betrieben, die dem Gesamtarbeitsvertrag (GAV) unterstehen, wurde auf allen Löhnen per 1. Januar 2023 die Teuerung (3,5 Prozent) ausgeglichen. Die Unia konnte diesen Ausgleich dank dem GAV aushandeln, in dem der Grundsatz des Lohnschutzes schon seit langem verankert ist. Trotzdem bleiben die Löhne in dieser Luxusgüterindustrie, die in den letzten Jahren Umsatzrekorde gebrochen hat, insgesamt hinter den Erwartungen zurück.
  • Pharma & Chemie: Die Pharma- und Chemieindustrie steht sinnbildlich für die Gier des Aktio­nariats und der Chefetagen: ­Während die Dividenden und die Managerlöhne steigen, sind die Löhne der Mitarbeitenden gesunken. Ein besonders drastisches Beispiel: Im Jahr 2021 erhielt der damalige Roche-CEO Severin Schwan 307 Mal mehr Lohn als die am schlechtesten bezahlte Mitarbeitende. Daher bereitet die Unia eine Lohnforderung vor, die den vollen Teuerungsausgleich, den Ausgleich der steigenden Krankenkassenprämien und eine Reallohnerhöhung vorsieht, das heisst eine Erhöhung um rund 5 Prozent.

Zur Lage in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) und der Gastro­branche.

Renten-Protest: Für ein gutes Leben im Alter

Die Rentnerinnen und Renter der Unia rufen für den 25. September mit weiteren ehemaligen Aktiven der SGB-Verbände und Pensioniertenorganisationen zu einer «Stunde der Senior:innen» auf.

PROTEST-FEIER: An der Kundgebung auf dem Berner Waisenhausplatz wollen die Rentnerinnen und Rentner einerseits an das 75-Jahr-Jubiläum der AHV-Einführung erinnern. Und andererseits dagegen protestieren, dass der seit 1925 in der Verfassung verankerte Grundsatz einer Rente, die zum Leben reicht, noch immer nicht umgesetzt ist. Die Seniorinnen und Senioren fordern unter anderem eine 13. AHV-Rente und mehr Prämienverbillidungen für tiefe Renteneinkommen. Ausserdem bekämpfen sie gemeinsam mit den Jüngeren die aktuelle BVG-Abbauvorlage. (cs)

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