Mindestlohn-Sieg!

Angela Siciliano, 56, Kochhilfe «Bücher kaufen»

250 Fr. mehr.

«Am Abstimmungstag habe ich gearbeitet wie jeden Sonntag. Aber natürlich habe ich die Resultate auf dem Handy verfolgt. Ich war in der Kampagne sehr aktiv – jetzt bin ich stolz, dass der Mindestlohn auch in Zürich angenommen wurde. Das war nicht von vorn­herein klar, denn die Leute in prekären Branchen haben oft keinen Schweizer Pass und dürfen nicht abstimmen. Ich auch nicht.

Der Mindestlohn ist wichtig. Jetzt wissen wir: Selbst wenn du den Job verlierst und woanders neu anfangen musst, du bekommst nicht weniger als 23.90. Mein Lohn als Kochhilfe wird jetzt um 250 Franken pro Monat steigen. Das entspannt mich sehr! Dann werde ich etwas Geld auf der Seite haben für unerwartete Ausgaben. Aber mit dem ersten höheren Lohn werde ich in eine Buchhandlung gehen und mir endlich Bücher kaufen. Ich liebe Bücher, vor allem Sachbücher!»


Ursula Alata, 48, Reinigerin«Einen Deutschkurs»

100 Fr. mehr.

«Ich arbeite Teilzeit. Mit dem Mindestlohn wird mein Verdienst um 100 Franken oder mehr an­steigen, je nach Monat. Damit will ich jetzt einen Deutschkurs machen und vor allem bei der Krankenkasse eine bessere Lösung wählen. Ich habe eine hohe Franchise, weil dort die Prämie am tiefsten ist. Aber wenn etwas passiert, muss ich viel selber bezahlen. Ich denke, mit dem besseren Lohn kann ich auch einmal meine Familie in Peru besuchen. Endlich!
Das Ja zum Mindestlohn ist eine grosse Freude für uns alle, die in der Reinigung arbeiten. Offensichtlich ist es uns gelungen, den Wählerinnen und Wählern bewusstzumachen, dass unsere Arbeit wichtig ist und einen besseren Lohn verdient. Ich hoffe, dass unser Erfolg Leute überall in der Schweiz ermutigt, sich zu engagieren. Wir müssen aufstehen, unsere Stimme erheben und unsere Komfortzone verlassen, damit wir gehört werden!»


Elena Guarin, 45, Reinigerin«Mehr Mensch sein»

300 Fr. mehr.

«Als der Mindestlohn angenommen wurde, bin ich vor Freude umhergesprungen, habe geschrien und geweint. So viele Leute haben sich ins Zeug gelegt für dieses Ziel, und es hat sich gelohnt!

Ich glaube, der bessere Lohn wird den Leuten bewusst­machen, dass auch Jobs wie Putzen eine wichtige Arbeit sind. Eine, die einen würdigen Platz verdient wie jede andere Arbeit auch.
Um unsere Rechnungen zu bezahlen, arbeiten wir in der Reinigung so viel, dass wir manchmal vergessen, Menschen zu sein. Mütter, Partnerinnen, Frauen. Mit dem Mindestlohn werden wir kein Luxusleben führen. Aber mal mit der Familie auswärts essen, das wird jetzt möglich. Ich werde etwa 300 Franken mehr verdienen pro Monat. Vielleicht kaufe ich mir mal eine Bluse, einfach weil sie mir gefällt. Ein bisschen mehr an mich denken statt immer nur ans Geld. Darauf freue ich mich.»

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