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Strompreise: Darum müssen die fetten Strombarone jetzt subito in den solaren Freiflächen-Kapitalismus investieren

Wenn dieses work in den Briefkästen liegt, wird die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer realisieren, dass sie für Strom mindestens 30 Prozent mehr bezahlen sollen. Ausser wir hätten ab sofort mehr Staat und mehr Solar.

GELD-ABZAPFER: Die Mehrheit der Stromkonsumentinnen und -konsumenten in der Schweiz wird 2023 mit Preiserhörhungen von mindestens 30 Prozent bestraft, während die Kraftwerkbesitzer riesige Gewinne einheimsen. (FOTO: WIRTSCHAFTSFORUM.DE)

Am 31. August 2022 wissen wir alle, um wie viele Prozent der Strom für uns teurer wird. Die meisten werden sich verärgert die Augen reiben. Andere dürfen sich freuen. Warum diese Differenzen?

Es gibt in der Schweiz mehr als 600 Elektrizitätswerke, die Strom verteilen. Die Mehrheit von ihnen hat keine oder nur eine kleine Eigen­produktion. Darum kaufen sie den Strom für sich und ihre Kundschaft bei Dritten ein. Die Stromer ver­langen immer mehr Kohle für den Saft, den sie liefern.

RIESIGE GEWINNE. Deshalb wird die Mehrheit der Stromkonsumierenden in der Schweiz bereits 2023 mit Preiserhöhungen von 30 Prozent und mehr bestraft. 2024 und 2025 soll es ebenso weitergehen. Riesige Gewinne werden bei den Kraftwerkbesitzern anfallen. Statt 900 Franken werden wir durchschnittlich 1800 Franken pro Jahr bezahlen. Und parallel dazu verdoppeln sich die Kosten für Heizöl und Gas.

Erstaunlich, aber wahr: In Frankreich dürfen die Strompreise – auf wel­­cher Ebene sie auch gehandelt wer­den – nur um 4 Prozent ansteigen.

In der Schweiz hat bisher niemand dieses Problem aufgegriffen. Mit ein Grund: Die meisten Stromverteiler haben die Katze erst am 31. August 2022 aus dem Sack gelassen.

Von was für Dimensionen reden wir? Die Schweiz produziert mit ihren Wasserkraftwerken und mit ihren überalterten Atomkraftwerken 60 Milliarden Kilowattstunden Strom im Jahr. Wer diesen Strom auf dem mehr oder weniger freien Markt einkaufen muss, bezahlt für das Jahr 2023 pro Kilowattstunde 50 Rappen. 44 Rappen davon sind Gewinn, weil ja gar keine höheren Kosten anfallen.

Die Stadtzürcherinnen und -zürcher hatten und haben mehr Verstand als Glück. 11 Mal haben sie im Verlaufe der letzten Jahrzehnte an der Urne Ja gesagt zu Investitionen, vorab in die Bündner Wasserkraft. Deshalb muss das rote Zürich die Strompreise nicht erhöhen. Die Eigentümerinnen und Eigentümer von Wasserkraftanlagen und Atomkraftwerken machen noch höhere Gewinne als die Ölkonzerne, die uns abzocken. Erstaunlicherweise fordert niemand in der Schweiz eine Über­gewinnsteuer oder mehr Kompetenzen für den Preisüberwacher.

INVESTIOTIONEN, SOFORT! Das Erfolgsrezept für die Zukunft wäre: Verteiler müssen nicht nur Netze besitzen, sondern auch Produktionsanlagen. Die allermeisten Verteilwerke ohne oder mit wenig Eigenproduktion sind staatlich oder parastaatlich. Sie könnten und müssten in den renta­blen bifazialen solaren Freiflächen-Kapitalismus investieren (s. Hier entsteht Grengiols Solar). Warum? Überall fehlen fachlich gut ausgebildete Arbeitskräfte. Auch auf dem Gebiet der Solarenergie. Das muss kein Nachteil sein, wenn man im Saflischtal pro Kilowattstunde Winterstrom zehn Mal weniger Mann- und Frauenstunden braucht als bei Aufdachanlagen.

LINKS ZUM THEMA

  • rebrand.ly/atom-aggregate Es lohnt sich, diese Sendung anzuschauen. Markus Blocher glaubt, dass die Strompreise für 20 jahre hoch bleiben. Weil er (noch) nocht an die Solarenenergie glaubt. Spannend seine Aussage, dass es in der Schweiz Notstromaggregate mit einer Leistung von 4000 Megawatt gebe. Dies entspricht der Leistung von vier Atomkraftwerken à la Gösgen. Wenn das stimmt, dann wird es in diesem Winter sicher keine Stromunterbrüche geben.
  • rebrand.ly/strom-autonom Energieexperte und Unternehmer Anton Gunzinger geht davon aus, dass die Schweiz in Sachen Energie hundertprozentig autonom werden kann. Bitte unbedingt schauen.

 

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