Antigewerkschaftliche Kündigung: Päcklidienst DPD schasst vier Fahrer im Tessin

Filmemacher Ken Loach: «Boykottiert DPD!»

Ralph Hug

In Giubiasco TI hat DPD vier Fahrer geschasst, weil sie sich gewerkschaftlich organisiert hatten. Jetzt bekommen sie Unterstützung von berühmter Seite.

GEWICHTIGE STIMME: Der britische Regisseur Ken Loach hat die Welt der Paketdienste bereits in seinem Film «Sorry We Missed You» kritisch beleuchtet. (Foto: Getty)

Vier DPD-Fahrer hatten zusammen mit der Unia eine Kampagne für bessere Jobs beim Paketkonzern lanciert. Dieser ist bekannt für Machenschaften wie überlange Arbeitszeiten, unbezahlte Überstunden, Stress und fehlende Spesenentschädigungen. Das zeigt auch ein 35seitiger Report der Unia (rebrand.ly/dpd-report). Doch der Päcklidienst reagierte prompt und setzte die vier Fahrer Ende 2021 kurzerhand auf die Strasse.

Dieser ­Skandal ruft jetzt keinen Unbedeutenderen als den britischen Arbeiterfilmemacher Ken Loach auf den Plan. In einer Solidaritätsbotschaft schreibt er: «Jeder Arbeiter hat das Recht auf einen sicheren Job und einen Lohn, der es erlaubt, eine Familie zu unterhalten. Niemand darf entlassen werden, wenn er diese Rechte wahrnimmt.» Loach ist sauer: «Boykottiert DPD, bis die Firma die Entlassenen wieder eingestellt hat», schreibt er weiter.

«Jeder Arbeiter hat das Recht auf einen sicheren Job.»

«RESPECT@DPD»

Was ist passiert? Das erzählt Danielo, einer der betroffenen Entlassenen, in einer Videobotschaft. Hinter ihm ein Idyll mit blauem Tessiner Himmel, See und Bergen. Seit fünf Jahren arbeitet Danielo in Giubias­­co TI, liefert Pakete zu Kunden wie Nespresso oder Ikea. Er sagt: «Die Arbeit ist desaströs.» Und: Seine Entlassung sei «wie eine kalte Dusche» gewesen.

Danielo ist das jüngste Opfer von antigewerkschaftlichen Kündigungen. Solche sind skandalöserweise in der Schweiz rechtlich nicht verboten. Sein Rauswurf zusammen mit drei weiteren Kollegen erfolgte nach dem System DPD: Der Konzern funktioniert mit zig Subunternehmen. Er stellte einfach die Kooperation mit der betreffenden Subfirma ein, und alle Mitarbeitenden erhielten die Kündigung. Sie wurden aber von einer anderen Subfirma sofort wieder eingestellt – mit Ausnahme jener vier, die ein Arbeiterkomitee gegründet und die Kampagne «Respect@DPD» lanciert hatten. So wie Danielo.

Wie üblich wäscht der Konzern die Hände in Unschuld: Die Entlassungen seien wegen einer Umstrukturierung und nicht wegen gewerkschaft­licher Betätigung erfolgt. Doch das glaubt niemand.

Vor allem nicht, weil die Geschassten miterleben mussten, wie gleichzeitig neue Fahrer eingestellt wurden. Da war der Fall klar. Unia-­Sekretär Giangiorgio Gargantini sagt: «Dies ist ein inakzeptabler und illegaler Trick, mit dem DPD versucht, jene unbequemen Büezer loszuwerden, die sich aktiv für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen.»

PETITION UND KLAGEN

Mit Support der Unia haben die Betroffenen nun eine Petition lanciert und bei der DPD deponiert. Über tausend Personen haben unterschrieben. Und fordern die Wiedereinstellung der Gekündigten, aber auch die An­erkennung der Arbeitnehmerrechte. Will heissen, des Arbeiterkomitees, das die DPD-Beschäftigten letztes Jahr gegründet hatten.

DPD gehört der französischen Post. Die Unia hat jetzt bei der Muttergesellschaft interveniert. Ausserdem haben die Betroffenen ihre Entlassung als missbräuchlich angefochten. Ihr Rausschmiss wird also noch die Tessiner Gerichte beschäftigen. Ausser die DPD käme vorher zur Besinnung.

Ken Loach: Der Unermüdliche

Kaum ein Kulturschaffender, der engagierter ist: Seit vielen Jahren bringt der Brite Ken Loach (85) unermüdlich die sozialen Missstände im Neoliberalismus auf die Leinwand. In Spielfilmen, die ans Herz gehen. Der vielfach preisgekrönte Regisseur steht stets auf der Seite der Unterdrückten und Ausgebeuteten, ist bekennender Sozialist und unerschütterlicher Linker.

HÖLLE AUF ERDEN. Dass Loach jetzt die Entlassenen des Paketriesen DPD im Tessin unterstützt, ist nur folgerichtig. Sein letzter Film «Sorry We Missed You» (2019) thematisiert genau diese Missstände im Kurierwesen (work berichtete). Loach schildert die schöne neue Arbeitswelt in der Paketauslieferung als Hölle auf Erden, in der die Leute langsam, aber sicher vor die Hunde gehen. Daneben ist Loach politisch aktiv. Er trat aus Protest gegen Tony Blair aus der Labour Party aus und schloss sich ihr erst wieder an, als der Linke Jeremy Corbyn das Steuer übernahm.

1 Kommentar

  1. Peter Bitterli

    Der doofe Loach! Wegen Corbyn in die Labourparty eingetreten. Zu blöd: Corbyn war als Antisemit und wegen massiver Wahlverluste aufgrund des verbohrten Linkskurses nicht zu halten.

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