Feministische Wende in der Geschäftsleitung:

Vier Frauenfäuste für die Unia

Anne-Sophie Zbinden

Es war höchste Zeit! Passend zum Motto des 5. Kongresses der Unia, übernimmt jetzt eine Frauenmehrheit das Gewerkschaftsruder.

VIER KAPITÄNINNEN UND DREI KAPITÄNE: Die nächsten vier Jahre führen sie die Unia-Flotte durch stürmische Zeiten. (v. l.) Renate Schoch, Véronique Polito, Nico Lutz, Vania Alleva, Martin Tanner, Bruna Campanello und Yves Defferrard. (Foto: Unia)

Diese vier Frauen schreiben Geschichte: Vania Alleva, Véronique Polito, Bruna Campanello und Renate Schoch. Mit ihnen ist die siebenköpfige Geschäftsleitung der grössten Schweizer Gewerkschaft erstmals in den Händen einer Frauenmehrheit.

Die Delegierten haben Präsidentin Vania Alleva in ihrem Amt bestätigt. Sie, die schon einmal Geschichte schrieb, tritt jetzt ihre dritte Amtszeit an. 2012 wählte der Unia-Kongress Alleva zur Co-Präsidentin, und seit 2015 steht sie als erste Frau an der Unia-Spitze. Das freut auch Ursula Mattmann von der IG Frauen. Was Alleva leiste, sei unglaublich: «Sie hält die ganze Unia zusammen. Sie ist einfach Klasse!» Zu dieser längst fälligen Frauenmehrheit hat Mattmann selbst auch beigetragen. Als Präsidentin der IG Frauen hatte sie den Kongress 2008 dazu gebracht, Quoten einzuführen. Seither gilt ein Frauenanteil von mindestens 33 Prozent in allen nationalen Unia-Organen und von 25 Prozent in den Regionen. Im Jahr 2004, als die Unia gegründet wurde, lag der Frauenanteil in der Geschäftsleitung noch bei 20 Prozent. Mit Rita Schiavi und Fabienne Blanc-Kühn waren die Frauen gerade mal mit zwei Mitgliedern in der zehnköpfigen Geschäftsleitung vertreten.

work-Kongress-Dossier

  • Das Kreuz mit der Sozialpartnerschaft: Wird nach dem Antrag der Unia-Jugend jetzt alles anders? work hat nachgefragt.
  • Arbeitsbedingungen bei der Unia: Die Gewerkschaft fordert viel, doch hält sie sich selbst daran? work hat nachgefragt.
  • Gewerschaftswüste Pflege: Braucht die Unia in der Pflegebranche eine Trendwende? work hat nachgefagt.

HISTORISCHER WANDEL

Alleva selbst erinnerte sich in ihrer Dankesrede daran, dass in ihrem ersten Gewerkschafts-Job, den sie 1997 bei der Gewerkschaft Bau und Industrie antrat, praktisch nur Männer an den Versammlungen sassen. Und: «Für die Geschäftsleitung hatte man sich Mühe gegeben und genau eine Frau gefunden.» Deshalb sei diese Wahl das «Zeichen eines historischen Wandels». Jetzt freue sie sich, erstmals in einer Geschäftsleitung mit einer Frauenmehrheit zu arbeiten, die zudem die Feminisierung der Arbeitswelt widerspiegle.

Zu Allevas Mitstreiterinnen gehört Véronique Polito, Leiterin des Sektors Tertiär. Der Kongress hat die Freiburgerin auch zur Vizepräsidentin gewählt. Zudem bestätigen die Delegierten Renate Schoch, Leiterin des Bereichs Marketing und Rechtsdienst, als Geschäftsleitungsmitglied. Neu zieht Bruna Campanello in die Gewerkschaftsspitze ein, als Leiterin des Sektors Gewerbe.

Neu in der Geschäftsleitung ist auch Yves Defferrard, er übernimmt die Leitung des Sektors Industrie. Der Kongress ernannte Martin Tanner, Leiter Finanzen, zum Vizepräsidenten. Und Bau-Chef Nico Lutz wurde mit einem Glanzresultat in seinem Amt bestätigt.


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