Rosa Zukunft ‒ Technik, Umwelt, Politik

Kopfstand bei den Windrädern: Schafft der 90 Jahre alte Horst Bendix die erste deutsche Sprunginnovation?

Der deutsche Ingenieur Horst ­Bendix war in der DDR eine grosse Nummer. Nach der Wende erfand er sich neu und versucht seit Jahrzehnten, bis zu 400 Meter hohe Windräder zu entwickeln, um die in diesen Höhen stärker und weit gleichmässiger ­wehenden Höhenwinde zu ernten. Möglich dass er jetzt kurz vor dem Durchbruch steht.

DER MIT DEM WIND TANZT: Der deutsche Ingenieur Horst Bendix will mit einem
revolutionären Windrad-Konzept hoch hinaus. (Fotos: Sprind.org)

Viele waren mit Titel und Inhalt der letzten Rubrik «Rosa Zukunft» gar nicht zufrieden. Wenn schon, hätte es heissen müssen, der TCS überhole den VCS im grünen Bereich. So lautet eine Kritik (Leserbrief Seite 19). Und auch das sei falsch, weil der VCS im Gegensatz zum TCS eben schwergewichtig nicht auf das Auto, sondern auf den öffentlichen Verkehr setze.

Über Titel kann man immer streiten. Trotzdem ist es ein gigantischer Fortschritt, wenn der TCS mit all den Märchen über die Umweltschädlichkeit von Batterien und Elektroautos aufräumt. Und dies aufgrund von Berechnungen des Paul-Scherrer-Instituts, wie in der letzten «Rosa Zukunft» beschrieben.

Und wenn sich früher oder später das sich selbst steuernde Auto durchsetzt, wird dies den sanften Tod der privaten Mobilität einläuten. Weil alle über ihr iPhone genau das Auto bestellen werden, das sie brauchen oder das sie sich wünschen. In der Regel einen Fiat 500. Und einmal im Jahr – vielleicht zum Hochzeitstag – einen ­elek­trisch angetriebenen Porsche Taycan. So weit zu Kritik, Selbstkritik und «Rosa Zukunft».

WIE DER EIFFELTURM. Horst Bendix ist 90 Jahre alt. In der DDR war der Ingenieur eine grosse Nummer. Nach der Implosion der DDR als Technik- und Forschungschef des Leipziger Schwermaschinenbauers Kirow ebenfalls. Seit 30 Jahren versucht er, bis zu 400 Meter hohe Windräder zu ent­wickeln, um die in diesen Höhen stärker und weit gleichmässiger wehenden Höhenwinde zu ernten. Das Resultat seiner Arbeiten stellt alles Bisherige auf den Kopf.

Kopfstand 1: Nicht die Gondel dreht sich im Wind, sondern der ganze Turm. Und dies auf einem Fundament mit einem Radius von 25 Metern.

Kopfstand 2: Alle schweren Bauteile – wie Antriebe und Generatoren – befinden sich am Boden. Sie werden mit verschleissarmen Kettenantrieben in Bewegung gehalten.

Kopfstand 3: Die Konstruktion hat keinen schweren Betonturm, sondern (wie der Eiffelturm) mehrere Standbeine, mindestens deren drei. Es können günstige, da seriell hergestellte Stahlrohre verwendet werden.

Kopfstand 4: Dank all diesen weit­gehend neuen Überlegungen kann man dank und mit dem System ­Bendix doppelt so hohe Türme wie bisher bauen. Diese sehen allerdings etwas altbacken aus. Aber sie sollen pro Jahr bis zu 100 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren.

Kopfstand 5: Die Preise pro Kilowattstunde Strom sollen dank und mit dem Bendix-System auf 2 Rappen pro Kilowattstunde fallen. Halb so viel, wie die besten bisherigen Windräder schaffen. Alle Kohlekraftwerke wären weltweit über Nacht nicht mehr konkurrenzfähig. Neue Atomkraftwerke erst recht nicht.

DURCHBRUCH? Sind das alles Phantasien eines alten Mannes? Kann man ihn überhaupt ernst nehmen? Und ob!

In Deutschland gibt es eine vom Bund geschaffene Agentur für Sprung­innovationen. Im Stiftungsrat sitzen Schwergewichte aus Politik und Wirtschaft. So die reichste Frau Deutschlands, BMW-Erbin Susanne Klatten. Umd der Direktor des Max-Planck-Instituts. Alles keine linken Osterhasen.

Die Damen und Herren von Welt haben die im Detail ausgearbeitete und patentierte Idee von Horst Bendix auf Herz und Nieren geprüft. Und sind begeistert. Erlebt Horst Bendix noch den Durchbruch oder den Absturz seiner Idee? Hoffentlich den Durchbruch!

Links zum Thema:

  • rebrand.ly/innovations-paradox
    Ein informativer Artikel zur Frage von Innovationen.
  • rebrand.ly/patent-sache
    Eine geradezu vorbildliche Kurzfassung der Patentschrift von Horst Bendix.
  • rebrand.ly/neuesdeutschland
    1961 berichtet die Parteizeitung «Neues Deutschland» voller Stolz über die Leistungen des Kranbaumeisters Horst Bendix. Die DDR ist implodiert, Horst Bendix erfand sich nach der Wende erfolgreich neu.
  • rebrand.ly/sprunginnovation
    Rafael Laguna ist Direktor der Agentur für Sprunginnovationen. Neben dem Super-Windrad gehört auch ein Medikament gegen Alzheimer zu den Projekten, die ab 2022 mit jährlich 130 Millionen Franken gefördert werden sollten.

6 Kommentare

  1. ZAY Bruno

    Mit welche Windgeschwindigkeit rechnet Herr Bendix in über 200 m Höhe???

    Hochachtungsvoll.
    Zay
    Ratingen 19.5.2022

  2. Dr. Thea Klepzig

    Meine Hochachtung für die Zielstrebigkeit von Prof. Dr. Bendix. Für einen wachen Geist gibt es keine Altersbegrenzung. Das schreibt eine bald 85-jährige. Die Entscheidungsträger – Wirtschaft und Wissenschaft, unterstützt von Politik – sollten schnell handeln.
    Als Genossenschaftsmitglied der Prokon Regenerative Energien eG, die Windparks in Deutschland, Polen und Finnland plant, errichtet und betreibt, bin ich an Informationen über Neuerungen besonders interessiert.

  3. H.V.

    Habe keine Ahnung von Mathe und Physik aber könnte man zusätzlich mit Hilfe von schwerlast drehkränzen und hochleistungsgetrieben noch viel mehr generatoren auf mal antreiben ?

  4. Michael Schiefer

    Prof. H. Bendix war mein Chef in den Jahren von 1989 bis 1973. Ich unterstreiche seine Ideenreichtum.

    • Mart

      Ham sie da die Zeitmaschine erfunden? 🙂

  5. Dieter Schopohl

    Sehr schöner Artikel, Vielen Dank!

    Ich möchte bitte nur gerne wissen was „linke Osterhasen“ sind. Den Ausdruck habe ich noch nie gehört.

    Über eine Erklärung würde ich mich freuen.

    Mit freundlichen Grüßen, Dieter Schopohl

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