Abfackler Donald Trump:

Und immer noch der Liebling der SVP-Oberen

Marie-Josée Kuhn

US-Präsident Trump schüttet ­literweise Öl ins Feuer, statt für ­Einigkeit und gegen Rassismus ­einzustehen. Und die SVP findet das auch noch bewundernswert.

DER RASSIST UND DIE BIBEL: US-Präsident Donald Trump erklärt allen Andersfarbigen und Andersdenkenden den Krieg. (Foto: Getty)

Seit der Hinrichtung von George Floyd durch einen weissen Polizisten in Minneapolis beben und brennen die USA. Die Proteste gegen den ewigen Rassenhass des weissen Amerika brechen nicht ab. Und was tut Donald Trump, der das Land als Präsident eigentlich zusammenhalten sollte? Er schüttet fassweise Öl ins Feuer. Er will die Armee gegen die antirassistischen Proteste losschicken. Und er fackelt das Land ab. Für ein Fotoshooting vor der St. John’s Episcopal Church gegenüber dem Weissen Haus lässt er die Demonstrierenden auf dem Platz wegfegen. Mit einer Tränengas-Blendgranaten-Orgie.

Dann hält er stumm die Bibel in die Höhe. Er, der Rassist und Mauerbauer. Der weisse, christliche Fundamentalist inszeniert sich als Sprachrohr Gottes. Zeigt sich seinen Anhängern als Messias und ­Erlöser in der von ­ihnen herbeigefürchteten Endzeit. In der die ­biblische Plage ­Corona übers Land gekommen ist und die Trump-Ungläubigen den Aufstand proben.
Dass er die Bibel verkehrt hält wie der Antichrist, ändert nichts an der Symbolik der Inszenierung. Es ist eine Kriegserklärung an alle Andersfarbigen und Andersdenkenden. Ans moderne und multikul­turelle Amerika, gegen das er die Einhalt gebietende starke Hand erhebt.

Donald Trump inszeniert sich als Sprachrohr Gottes.

KÖPPEL & CO.

Und wie reagiert die SVP auf diesen Auftritt ihres grossen Vorbilds? Blocher-Ziehsohn Roger Köppel eilt Trump sofort zu Hilfe – auf Twitter sondert er ab: «Unglaublich, wie die Medien auf Trump feuern. Ohne jedes Mass. Selbstverständlich muss der Präsident diese Gewaltorgie stoppen.» Mit Gewaltorgie meint der Chef des rechten Revolver-Magazins «Weltwoche» selbstverständlich nicht jene der Polizei, die nicht nur in den USA immer wieder Menschenleben fordert (siehe Seite 8). Nein, Köppel meint die antirassistischen Floyd-Proteste: «Unglaublich, wie viele Polizisten jetzt in den USA erschossen und verletzt werden», findet er. Und sein getreuer ­Lippenleser, Ex-SVP-Nationalrat Claudio ­Zanetti, retwittert das sofort. Derweil «Weltwoche»-Redaktor Alex Baur die Rede Trumps im Wortlaut verbreitet (ebenfalls auf Twitter), in der dieser die Armeemobilisierung ankündigt. Baurs Kommentar: «Eine grossartige Rede, finde ich. Ich stimme jedem Satz zu.»

Auch Christoph Blocher zeigte sich auf seinem Fernsehkanal wiederholt fasziniert von Trumps frechen Machtanmassungen. Ob so viel Bewunderung auch jetzt noch gut bei der Basis ankommt, wo Trump die Produktion von Pharmaprodukten in die USA holen will, ist ungewiss. Denn das würde die Schweiz mitten ins Pharma-Herz treffen.


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