Frauenstreik:

Martullo-Blochers Drohung verpufft

Jonas Komposch

Die Ems-Chemie-Chefin poltert gegen den Frauen­streik und droht ihren Beschäftigten. Doch die Bündnerinnen lassen sich nicht einschüchtern.

MIT DEM HAMMER: Milliardärin Magdalena Martullo-Blocher. (Foto: Sabine Wunderlin / Blick)

Der Frauenstreik naht und ist in aller Munde. Einer Handvoll Ewiggestriger stösst das sauer auf. So auch Magdalena Mar­tullo-Blocher, SVP-Führungsmitglied und Chefin der Ems Chemie. Streikende Frauen? Das gehe «auf keinen Fall», schon gar nicht in einer Chemiefabrik, gab sie der «Schweiz am Wochenende» zu Protokoll: «Alle unsere Mitarbeitenden, ob Mann oder Frau, haben am 14. Juni sicher anderes zu tun, als zu streiken» – Punkt. Gleichzeitig drohte Martullo den Gewerkschaften: «Ein Streik würde zur Kündigung des Kollektiv-Arbeitsvertrages führen.» Doch damit nicht genug. Überheblich sagte die Milliardärin von Herrliberg, die Bündnerinnen hätten keinerlei Interesse am Streik, da sie «sehr bodenständig» seien. Das kam bei den Bündnerinnen gar nicht gut an. Caroline Walter vom Bündner Gewerkschaftsbund: «Wir lassen uns sicher nicht einschüchtern.» Der Bündner Frauen­streik sei auf bestem Weg, breit abgestützt, und selbst aus Ems werde es einen Demozug nach Chur geben.

MACHT DER MASSE

Dass Martullo-Blochers angedrohte Konsequenzen auch einer rechtlichen Prüfung standhalten würden, ist ohnehin ­unwahrscheinlich. Zwar gilt in Betrieben mit Gesamtarbeitsverträgen (GAV) tatsächlich eine Friedenspflicht. Doch diese betrifft nur Angelegenheiten, die auch durch den GAV geregelt werden können. Die gesellschaftlichen und politischen Anliegen des Frauenstreiks gehören nicht dazu. Das bestätigt Corinne Schärer, Unia-Verantwortliche für den Frauenstreik: «Die Drohung von Martullo-Blocher ist der Gipfel! Illegal ist nicht der Streik, sondern der Bruch der Verfassung, die Lohngleichheit vorschreibt.»

Gedroht und gepoltert hatten einige Chefs schon 1991, vor dem ersten Frauenstreik. Als dann aber Zehntausende auf die Strassen gingen, sahen sie von Strafen ab und schickten den Frauen Blumen. Diese Entwicklung zeichnet sich auch heute ab. Unzählige fortschrittlichere Unternehmen haben ihren weiblichen Angestellten bereits verlängerte Pausen oder einen freien Tag zugesichert – teils sogar mit Lohnfortzahlung.

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