Rosa Zukunft ‒ Technik, Umwelt, Politik

100 Jahre Oktoberrevolution: Elektrifizierung der Lüfte?

Lenin hat sich intensiv mit der technischen Entwicklung beschäftigt. Er hätte auch heute viel zu studieren.

Abgefahren: Ohne Pilot, dafür hybrid sollen die Zunum-Maschinen für 5 Rappen pro Sitzplatz und
Kilometer ab 2022 Menschen von A nach B bringen. (Foto: PD)

Für Lenin galt: «Kommunismus – das ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes.» Mit der Revolution ging einiges schief, weil diese isoliert nur in einem unterentwickelten Agrarstaat vorübergehend erfolgreich war.

Würde Lenin 100 Jahre später Elektrifizierung der Lüfte mittels erneuerbarer Energien samt sich selbst steuernden Autos und Flugzeugen fordern, die sich im Besitz der Arbeiterräte befinden? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber auszuschliessen ist es nicht, weil sich die Leninisten einst – in der Tradition von Marx – intensiv mit der technischen Entwicklung beschäftigt haben.

So wie die chinesischen Kommunisten, deren Land auch dank der Kombination von Diktatur der Partei und Kapitalismus dieses Jahr kaufkraftbereinigt wirtschaftlich die USA überholt hat.

WAS FEHLT. Wohin die Reise gehen wird, wissen wir nicht. Sicher ist nur eines: Es fehlt ein attraktives Konzept für den demokratischen Bruch mit dem Kapitalismus in unseren sogenannt entwickelten Ländern des Westens.

Wenden wir uns, anstatt Trübsal zu blasen, zwei technischen Entwicklungen zu, die ihrerseits vielleicht einiges verändern werden.

Zunum ist ein Start-up, an dem sich Boeing beteiligt hat. Boeing versteht etwas von Flugzeugen. Deshalb arbeiten bei Zunum absehbar nicht nur Luftibusse.

Die Zunum-Entwickler wollen bis 2022 für 4,5 Millionen Franken einen Elektroflieger auf den Markt bringen, der 12 Sitze aufweist. Während der ersten guten halben Stunde fliegt der Brummer nur elektrisch. Danach versorgt der Hybridmotor das auf kurzen Pisten leise startende und landende Flugzeug.

OHNE PILOT. Keine Suppe wird so heiss gegessen wie gekocht. Wenig Start-ups sind so schnell und gut wie vorerst angekündigt. Aber niemand kann ausschliessen, dass vor 2025 der erste Zunum abhebt und pro Kilometer und Sitzplatz effektiv nur Betriebskosten von 5 Rappen ver­ursacht.

Grössere autonom gesteuerte Elektroflieger mit 52 Sitzplätzen und einer Reichweite von über 1500 Kilometern sind angedacht.

In einer halben Stunde wäre ein Zunum-Flieger von Zürich in Mailand. Wenn er Rom direkt ansteuert, reichen die Batterien nicht mehr aus. Ein Hybridmotor muss die Batterien nachladen.

DÜSENTRIEB. Das Unternehmen Sunfire will aus immer billiger werdenden Ökostrom einen synthetischen Brennstoff herstellen.

Wasserdampf wird mit Strom in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespaltet. Dem Wasserstoff wird Kohlen­dioxid beigemischt. Und das so pro­duzierte glasklare statt pechschwarze «Blue Crude» soll neben Benzin und Diesel auch gleich das Kerosin ersetzen.

Das alles erinnert uns etwas an Daniel Düsentrieb. Aber es ist gar nicht so lange her, dass die ersten Natels schwerer waren als Maschinengewehre.

Uns Menschen fällt es schwer politische und technische Entwicklungen zu antizipieren und zu gestalten.

Links zum Thema:

  • rebrand.ly/zunum1
    Ein Zunum soll 4,5 Millionen Franken kosten. Der Sitzplatz also 375 000 Franken.
  • rebrand.ly/zunum2
    Die Homepage des Herstellers. Beteiligt sich Boeing an diesem, um das Projekt voranzubringen? Oder nur, um innovative Ansätze auszubremsen? Das Kapital ist für Verschwörungstheoretiker schlau und hinterhältig.
  • rebrand.ly/meinung
    Bei Heise kommentieren immer viele Leserinnen und Leser, was sie von neuen Ideen halten.
  • rebrand.ly/sunfire
    Wenn Sunfire zu vernünftigen Kosten einen Durchbruch schafft, wäre das Speicherproblem der erneuerbaren Energien weitgehend gelöst. Und die Infrastruktur der bestehenden Raffinerien und Pipelines könnte genutzt werden.
  • rebrand.ly/duesentrieb
    Die russische Revolution ist 100 Jahre alt. Daniel Düsentrieb – Jahrgang 1952 – 65 Jahre.
  • rebrand.ly/hobsbawm
    Wer in das kurze Jahrhundert der Extreme eintauchen will, sollte sich diesen Vortrag von Eric Hobsbawm reinziehen.

 


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