Editorial

S isch all da!

Marie-Josée Kuhn

Marie-Josée Kuhn, Chefredaktorin work

Die UBS will uns länger chrampfen lassen. Bis 67. Uns alle. Das verordnet sie in ihrer Broschüre «Altersvorsorge 2020 – Licht und Schatten ». Vor allem die Schatten der Reform sind es, die den Finanzplatz interessieren. Deshalb lehnt die UBS die Rentenreform ab. Doch: Die UBS-Banker predigen Wasser und saufen Wein. Das belegt work-Redaktor Ralph Hug («Rente 67? Aber nicht für Banker!»). Was für uns das Beste sein soll, ist für sie nur die allerletzte Wahl: Mehr als die Hälfte aller Bankerinnen und Banker gehen zwischen 56 und 61 in Pension. Über 65 hinaus arbeiten gerade noch drei Prozent.

S RUMPELSTILZLI. In der heissen Phase der Abstimmungskampagne zur Rentenreform  2020 wird viel gesagt. Viel verschwiegen – und noch mehr verdreht. Bis fast zur Schlussabstimmung im Parlament hatte die harte Rechte einen Automatismus für die Erhöhung des Rentenalters verlangt. Auf mindestens 67, am Volk vorbei. Und der Arbeitgeberverband will diese Erhöhung schon seit Jahren. Neuerdings jedoch machen dieselben Figuren auf Gut-dass-niemand-weiss und behaupten frech, nicht sie wollten Rentenalter 67 um jeden Preis. Sondern die Rentenreform ziehe diese nach sich. So rumpelstilzelte es der Arbeitgeberverbandschef Valentin Vogt im «Sonntagsblick»: Wegen des 70-Franken- AHV-Zustupfs müssten «in weiteren Sanierungsschritten noch drastischere Massnahmen ergriffen werden. Rentenalter 67 lässt grüssen!»

Grüssen lassen derzeit auch die Reformgegnerinnen und -gegner von links. Jene Feministinnen, die für ein Nein weibeln, weil die Reform die Gratis-Care-Arbeit der Frauen ausser Acht lässt. Und weil wir immer noch keine Lohngleichheit haben. Sie wollen das Kind mit dem Bade ausschütten. So wie einige Anhänger der Volkspension. Sie sagen Nein, weil die Reform eine «Scheinreform» sei.

S MÜÜSLI. Warum dieses Pathos? Warum so plötzlich so viel jetzt oder nie? Die Rentenreform ist das höchste der Gefühle der derzeitigen politischen Machtverhältnisse. Ein Päckli. Und sie ist nötig. Ja, sie kostet. Doch Nichtstun kostet mehr. Der Plan B der Rechten ebenfalls. Zudem: Die Reform bringt 70 Franken mehr. Immerhin. Den ersten Ausbau der AHV seit 40 Jahren. Für den Abbau in der zweiten Säule gibt es einen Ausgleich. Immerhin. Die Reform erhöht zwar das Rentenalter der Frauen. Das ist ungerecht. Sie bringt aber auch wichtige Verbesserungen, gerade für die teilzeiterwerbstätige Frau (Details im Interview mit Rentenminister Alain Berset). S isch all da, hät s Müüsli gsäit, wo s is Meer bislet hät.

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