Klimastreik: Schweizweite Demos für eine Arbeitszeitverkürzung

«Wir müssen raus aus dem Hamsterrad!»

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Nach zwei Pandemie­jahren meldet sich die Klimabewegung zurück – in einer neuen Allianz und mit einer alten, aber hochaktuellen Gewerkschaftsforderung!

MEHR ZEIT FÜR ZUKUNFT! Hunderte demonstrieren am Klima-Aktionstag in Zürich für eine Arbeitszeitverkürzung. (Foto: Unia)

Die Klimabewegung war nicht untätig in den Pandemiejahren. Das stellte sie am 9. April eindrücklich unter Beweis. Mit dem Strike for Future gab sie ihr Comeback auf der Strasse: In mindestens 25 Schweizer Städten fanden ­Aktionen und Proteste statt. Und beteiligt waren diesmal nicht nur Jugendliche, sondern Leute jeden Alters, f­eministische Kollektive und Gewerkschaften. Ist die neue Breite das Resultat ­eines gesteigerten Bewusstseins für die Klimaproblematik? Möglich. Sicher aber ist sie der breit abgestützten Forderung zu verdanken: «Arbeitszeitreduktion jetzt!» Warum weniger chrampfen nötig ist, erklärte Peppina Beeli, Unia-Verantwortliche für Klimapolitik, an ihrer Rede in Zürich: «Die Schweiz hat die längsten Vollzeitpensen Europas! Seit 20 Jahren sind unsere Arbeitstage fast unverändert lang geblieben.» Letztmals habe der Landesstreik von 1918 für eine massive Arbeitszeitreduktion gesorgt. Dabei seien die Folgen überlanger Arbeitstage so verheerend wie vielfältig: «Sie schaden der Gesundheit, sie schaden insbesondere den Frauen, und sie schaden der Umwelt.»

ERST DER STARTSCHUSS

Laut Beeli leidet heute jede dritte Person unter Stress und Erschöpfung. Und wer ständig gestresst sei, lebe fast zwangsläufig emissionsintensiv, könne weder zu sich noch zur Umwelt Sorge tragen. Hinzu komme der noch schädlichere Luxuskonsum jener, die durch die Arbeit der Gestressten Millionen anhäuften. Für Beeli ist daher klar: «Aus diesem schädlichen Hamsterrad müssen wir ausbrechen!» Applaus in der Menge. Diese jedoch konnte zahlenmässig nicht mit früheren Dimensionen mithalten. In Zürich und Bern gingen jeweils nur 1000 Menschen auf die Strasse. Anna Lindermeier vom Strike for Future sieht zwei Gründe dafür: «Zuerst hat Corona unsere Dynamik unterbrochen, und jetzt dominiert der ­Ukraine-Krieg.» Dennoch ist Lindermeier zufrieden. Denn die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung sei endlich wieder im ganzen Land präsent. Und sie versichert: «Das war erst der Startschuss!»

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