Pharmamulti killt Produktion in Stein AG
550 Festangestellte und 100 Temporäre von Novartis bangen um ihre Jobs

Novartis verspricht, 23 Milliarden US-Dollar in den USA zu investieren. Und in der Schweiz verkündet der Basler Pharmakonzern einen Abbau von 550 Stellen und verschweigt die Entlassung von weiteren 100 Temporären. Die Novartis-Tablettenfabrik in Stein AG soll Ende 2027 geschlossen werden.

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EURE JOBS WERDEN ABGEBAUT: Novartis-CEO Vasant Narasimhan. (Foto: Keystone)

Der Pharmakonzern Novartis machte zuletzt Rekordgewinne von monatlich fast einer Milliarde US-Dollar, nochmals einen satten Viertel mehr als im Vorjahr. Doch die extreme Profitrate dient inzwischen nicht mehr nur der Bereicherung des Novartis-Managements und der Aktionäre: Auch Trump und seine Entourage müssen jetzt bedient werden. Damit Novartis seine hochpreisigen Medikamente weiterhin zollfrei in die USA liefern darf, versprach Konzernboss Vasant Narasimhan Investitionen in der Höhe von 23 Milliarden US-Dollar für die USA. Alles andere als expansiv läuft’s dagegen in der Schweiz.

Kapseln und Tabletten aus Slowenien

Heute kündigte Novartis den Abbau von 550 Stellen am Produktionsstandort in Stein AG an. Ein Riesenschlag für den Traditionsstandort! Zumal auch noch rund 100 Temporäre geschasst werden sollen. Darüber ist in der Konzernmitteilung nichts zu lesen. Zur Expansion in den USA schreibt Novartis: «Die heutige Ankündigung hat nichts mit der Erweiterung unserer Fertigung in den USA zu tun.» Die Verlagerung der Produktion, insbesondere nach Slowenien, ist schon seit einigen Jahren im Gang (work berichtete). Doch die neuste Ankündigung, dass die Herstellung von Kapseln und Tabletten in Stein AG auf Ende 2027 ganz aufhören soll, kam für die Mitarbeitenden dennoch völlig überraschend. Auch der Unia gegenüber beteuerte das Novartis-Management noch vor wenigen Wochen, dass keine Stellen gefährdet seien und in den Standort investiert werden solle.

Am Vorabend informiert

Goran Trujic (54) arbeitet als Mechaniker im Unterhalt der Produktionsanlagen in Stein. Auch als Präsident der Personalkommission GAV Rheintalwerk wurde er erst gestern Abend über die geplante Massenentlassung im Betrieb informiert. Also bloss einen Tag vor der Medienmitteilung! Trujic sagt:

Die angekündigte Schliessung macht mich sehr betroffen, ich arbeite seit über 20 Jahren hier im Betrieb, und wir sind ein eingespieltes Team und produzieren beste Ware.

Schock kurz vor Weihnachten

Im Betrieb sei man besonders geschockt über den Zeitpunkt der Ankündigung, einen Monat vor Weihnachten. Trujic sagt:

Alles, was zählt, ist die Börse, von Menschlichkeit keine Spur.

Zusammen mit der Unia fordert Trujic im Konsultationsverfahren den Verzicht auf die Massenentlassung. Trujic sagt: «Wir wollen keine Alibiübung, sondern eine ernsthafte Prüfung von Alternativen, so wie es das Gesetz bei Massenentlassungen vorsieht.» Die Unia fordert ausserdem, dass das Konsultationsverfahren verlängert wird, weil die betroffenen Beschäftigten und Sozialpartner so kurzfristig über die geplante Massenentlassung informiert wurden

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