Eigenmietwert-Abschaffung:
Wer ist eigentlich alles dagegen und warum?

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Auch wenn die ­veröffentlichte Meinung es nicht abbildet, die Gegnerschaft der Eigen­mietwert-Abschaffung ist gross und sehr breit aufgestellt. work dokumentiert die ­jeweils ­zentralsten Argu­mente ­wichtiger Akteure.

NEIN ZUR EIGENMIETWERT-VORLAGE: Das Plakat des Nein-Komitees. (Foto: Keystone)


• Darum sind die Kantone gegen die Abschaffung des Eigenmietwertes: Das Milliardengeschenk an die reichsten Hausbesitzenden reisst grosse Löcher in ihre Kassen. Löcher, die sie anderweitig stopfen müssen. Zum Beispiel mit der Kürzung von Prämienverbilligungen und Skilagerbeiträgen. Und mit höheren Steuern für Mieter und Rentnerinnen, für Gering- und Mittel­verdienende. Bereits haben etliche Kantone Steuererhöhungen angekündigt für den Fall eines Ja. Alle davon stockbürgerlich regiert: Graubünden plus 8 Prozent, Tessin plus 7,5 Prozent, Wallis plus 4,5 Prozent, Zürich und Appenzell AR plus 3 Prozent.

• Darum sind die Gewerkschaften gegen die Abschaffung des Eigen­mietwertes: Weil Renovationskosten  nicht mehr von den Steuern abge­zogen werden könnten, würden mehr Renovationen «schwarz» ausgeführt. Dies hätte negative Aus­wirkungen auf die Sozialversicherungen und damit auf die Alters­vorsorge der Arbeitnehmenden.

• Darum sind so viele Bürgerliche gegen die Abschaffung des Eigenmietwertes. Trotz dem ideologischen Ja ihrer Parteien werben viele pro­minente Bürgerliche für ein Nein am 28. September. Zum Beispiel der SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor. Er bezeichnet die Vorlage als «Monster»: «Was uns mit der rechten Hand gegeben wird, wird uns mit der linken wieder weggenommen.» Auch der Urner FDP-Regierungsrat Urs Janett sagt Nein. Auch wenn er selbst profitieren würde: «Ich stelle das Staatswohl über mein privates Wohl.»

• Darum ist die Bauwirtschaft gegen die Abschaffung des Eigenmietwertes: Ein Ja führt zu einem Sanierungs-stop bei selbstbewohnten Häusern. Das werden lokale KMU im Bau-, Ausbau- und Handwerksbereich massiv spüren. Bauenschweiz, der Dachverband der Schweizer Bauwirtschaft, bringt es so auf den Punkt: «Die Vorlage verhindert Sanierungen, schadet dem Gewerbe, belastet den Mittelstand und ist schlecht für die Umwelt.»

 Darum sind Immobilien-Fachleute gegen die Abschaffung des Eigenmietwertes: Frédéric Dovat ist General­sekretär des Schweizerischen Verbands der Immobilienwirtschaft (USPI Schweiz). Er sagt: «Nur Eigentümer und Eigentümerinnen, die ihr Haus bar bezahlt oder vollständig amortisiert haben, deren Gebäude neu ist und Minergie-Standards erfüllt oder energieeffizient ist, werden von der Vorlage profitieren.» Ausserdem werden sich noch weniger Menschen als heute schon Wohneigentum leisten können: Weil die Vorlage Immobilien für Reiche und ganz Reiche noch attraktiver macht, rückt der Traum vom eigenen Heim für Normalverdienende in noch weitere Ferne. Die UBS geht von einer weiteren Preisexplosion von 13 Prozent aus, wenn die Vorlage angenommen wird.

• Darum sind Seniorinnen und Se­nio­ren gegen die Abschaffung des ­Eigenmietwertes: Vasos, die Vereinigung aktiver Seniorinnen und Se­nioren der Schweiz, sagt: «Seniorinnen und Senioren könnten zwar kurzfristig profitieren, langfristig jedoch verlieren. Ohne Steuerabzüge für Unterhalt und Sanierungen sinkt der Wert ihrer Häuser – und damit auch ein wichtiger Teil ihrer Altersvorsorge. Die Abschaffung des Eigenmietwertes nützt wenigen, belastet aber viele. Sie führt zu höheren Steuern, steigenden Mie­­ten und schwächt die Solidarität  wischen den Generationen.»

• Darum steht «Eigenmietwert» nicht auf dem Abstimmungszettel. Das ist verwirrlich und wohl ganz im Sinn der Abschaffer. Denn eine Steuer auf Zweitliegenschaften dürfte spontan bei vielen Nicht-Zweitwohnungsbesitzenden auf Sympathie stossen. Die Abschaffung oder Reduktion des Eigen­mietwertes dagegen wurde vom Volk bereits 1999, 2004 und 2012 abgelehnt.

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