Arbeiten trotz Hitzewelle: Todesfälle in Spanien und Italien
Mehrere Regionen verbieten Arbeit im Freien

Baustop bei Rekordhitze: Was jetzt in Norditalien Tatsache ist, wollen Gewerkschaften und Baumeister auch in der Schweiz verankern. Noch ist nicht klar, wann die neue Regelung steht.

ABKÜHLUNG: Ein Büezer in der prallen Sonne. (Foto: Keystone)

Am Montagmittag brach der Bauarbeiter plötzlich zusammen, vor den Augen seiner Kollegen. In einem Vorort im italienischen Bologna sanierten die Büezer am 30. Juni bei brütender Hitze ein Schulhaus. Sofort alarmierten sie die Rettungskräfte. Doch der 47jährige starb wenig später im Spital. Er hinterlässt eine Frau und vier Kinder.

Es ist keine Übertreibung: Bauarbeiter, die bei 33 Grad und mehr an der prallen Sonne arbeiten, riskieren ihr Leben. In Spanien verzeichnet die Gewerkschaft CCOO in den letzten zwei Wochen bereits fünf Todesfälle wegen Arbeiten in grosser Hitze. Beide Länder leiden derzeit unter einer massiven Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 40 Grad.

Baustop ab 12 Uhr 30

In Italien haben die Behörden jetzt reagiert: In den Regionen Lombardei und Emilia-Romagna ist es seit dem 1. Juli an besonders heissen Tagen verboten, zwischen 12 Uhr 30 und 16 Uhr auf Baustellen zu arbeiten. Dasselbe gilt in der Landwirtschaft, in Gärtnereien und in Steinbrüchen. Und zwar bis Mitte September.

Auch in der Schweiz gibt es erste Hitzefrei-Regelungen. In den Kantonen Waadt, Tessin, Genf und Wallis haben sich die Sozialpartner geeinigt. Zudem zeichnet sich eine schweizweite Lösung ab. Der Baumeisterverband und die Gewerkschaften haben sich geeinigt, dass ab 33 Grad für schwere Arbeiten an «nicht dauerhaft beschatteten Stellen» Schluss sein muss. (work berichtete)

Es geht vorwärts

Ein Problem sind die immer knapper berechneten Termine, die viele Auftraggeber von den Baufirmen einfordern. Können die Firmen einen Termin nicht einhalten, müssen sie eine hohe Konventionalstrafe bezahlen. Deshalb haben die Sozialpartner einen runden Tisch mit allen Beteiligten gestartet, also auch Bauherren und Behörden. Und hier sei man in den letzten Monaten weitergekommen, sagt Unia-Bauchef Nico Lutz:

Die öffentlichen Bauherren sind jetzt einverstanden mit unserem Vorschlag.

Damit diese Regelung für alle gilt, soll sie jetzt in der Bauarbeiten-Verordnung des Bundes verankert werden. Leider sei dies nicht auf diesen Sommer hin gelungen, sagt Lutz:

Wir müssen im Herbst intensiv mit allen Stellen weiterverhandeln. Das Problem ist erkannt, jetzt braucht es eine Lösung.

Auch in der Politik bewegt sich etwas. Der Nationalrat hat Ende 2024 eine Motion angenommen, wonach ein Baustop wegen Hitze keine Konventionalstrafe zur Folge haben darf (zum work-Beitrag). Jetzt liegt das Geschäft beim Ständerat auf dem Tisch.

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