Schoggi von Lindt & Sprüngli
Vergiftetes Vergnügen: Pestizid-Horror für die Kakaobauern

Lindt & Sprüngli lässt Kakaobäuerinnen und -bauern in Ghana mit hochgiftigen Pestiziden arbeiten. Viele davon sind in der Schweiz verboten, wegen der massiven Risiken für Mensch und Umwelt.

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DEN PESTIZIDEN AUSGELIEFERT: Kakaobauer in Ghana arbeitet ohne Schutzausrüstung mit giftigen Chemikalien. (Foto: Francis Kokoroko / Koalition für Konzernverantwortung / Montage: work)

Der Schweizer Schokokonzern Lindt & Sprüngli bezieht einen Grossteil des Kakaos für seine Lindor-Kugeln, Schoggi-Samichläuse und Pralinés aus Ghana. Die etwa 61'000 Kakaobauern und -bäuerinnen, die im westafrikanischen Land für Lindt & Sprüngli produzieren, sind auch Teil des «Farming Programs» von Lindt & Sprüngli. Umgesetzt wird das Programm, das für Nachhaltigkeit in der Lieferkette sorgen soll, vom Schweizer Zwischenhändler Ecom.

Pestizidvermarkter fürs Nachhaltigkeitsprogramm

Eine neue Recherche der Koalition für Konzernverantwortung zeigt, dass Ecom aber nicht nur Nachhaltigkeitstrainings organisiert, sondern auch Abnehmer von Kakaobohnen und Vermarkter von teils hochgiftigen Pestiziden ist. Die Bauern, die ihre Bohnen an Ecom verkaufen, sagen in Interviews, dass sie die von Ecom propagierten Pestizide regelmässig einsetzen würden. Trotz den zahlreichen Nachhaltigkeitsversprechen von Lindt & Sprüngli verfügen die befragten Bäuerinnen und Bauern dabei über keine wirksame Schutzausrüstung und sind den Chemikalien oft schutzlos ausgesetzt.

Schutzanzüge als «Prämie»

Die Medienverantwortliche von Lindt & Sprüngli schreibt auf Anfrage der Koalition für Konzernverantwortung: «Das Verteilen von Schutzanzügen im Programm mit Ecom haben wir mit der Umstellung von Sachprämien auf Bargeldprämien vor einigen Jahren beendet, damit die Bäuerinnen und Bauern selber frei entscheiden können, in welche Hilfsmittel sie investieren.» Lindt & Sprüngli erachtet Schutzkleidung also als Teil der «Prämie» – und nicht als grundlegende Arbeitsausrüstung, die den Bäuerinnen und Bauern, die für das Unternehmen Kakao produzieren, zur Verfügung gestellt wird. 
 
Und damit nicht genug: Bereits im Januar des vergangenen Jahres machte die «Rundschau» publik, dass in Lindt-Schoggi auch Kinderarbeit steckt. 

Immer mehr Pestizide in Ghana

Der Einsatz von Pestiziden in Ghana hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Laut einem FAO-Bericht von 2023 werden in Ghana 9700 Tonnen Pestizide jährlich eingesetzt; rund sieben Mal mehr als noch 2010. In den Agroshops gibt es auch zahlreiche Pestizide des Agrochemiekonzern Syngenta zu kaufen. Viele dieser Produkte, die auch in der Schweiz produziert werden, sind wegen der Gefahren für Mensch und Umwelt in der Schweiz und in der EU verboten.

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