Schuften statt Schule

So viel Kinderarbeit steckt in Schweizer Schoggi

Parzival Meister

Ein 8-Jähriger, der Kakaoschoten herumschleppen muss, anstatt die Schule zu besuchen: Auf Farmen in Ghana, die den Schweizer Konzern Lindt & Sprüngli beliefern, chrampfen auch Kinder.

Der 8-jährige Ebenezer muss auf der Farm mitschuften. (Foto: Screenshot SRF)

Lehrer Emmanuel Alale schaut mit besorgtem Blick in die Kamera und sagt: «Einige Eltern verlangen von den Kindern, dass sie dem Unterricht fernbleiben und ihnen auf der Farm helfen.» Dies ist ein Ausschnitt der Sendung «Rundschau» des Schweizer Fernsehens SRF. Das Rechercheteam der Sendung ist nach Ghana gereist, um herauszufinden, wie die Arbeitsbedingungen auf den Farmen sind, von denen die Lindt & Sprüngli Kakao für ihre Schokolade bezieht. 

Ihre Recherche zeigt: Auf vielen Farmen müssen Kinder chrampfen. Zu sehen sind etwa der 6-jährige Kennedy und sein 8-jähriger Bruder Ebenezer, die Kakaoschoten herumschleppen, anstatt die Schule zu besuchen. Die Kakaobäuerin Lucy Ajubie spricht in die Kamera, dass sie keine Farmarbeiter anstellen könne und sich auf die Kinder verlassen müsse. «Das Leben ist hart. Ich habe kein Geld», sagt sie weiter. 

KONTROLLEN DES KONZERNS SIND UNZUREICHEND

Der Schokoloadenkonzern Lindt & Sprüngli, bei dem die Bekämpfung von Kinderarbeit gemäss Marketingversprechen «höchste Priorität» hat, äussert sich nicht vor der Kamera des Rundschau-Teams, hält aber schriftlich fest, dass die systematischen Faktoren, die zu Kinderarbeit führten, sehr schwierig zu beeinflussen seien. Der Konzern führe auch unangemeldete Kontrollen bei Kakaobauern durch und deckte im Jahr 2021 insgesamt 87 Fälle von Kinderarbeit auf. 

Ein ghanischer Journalist bezeichnet diese Zahl als «lächerlich wenig» und sagt, die Überwachung des Konzerns sei unzureichend.  

Kinderarbeit in den Herstellerländern ist nicht nur für Lindt & Sprüngli ein Problem, die Schokoladen-Branche steht deswegen regelmässig in der Kritik. Die Grundproblematik: Für die örtlichen Bauern ist es schwierig, mit Kakaoanbau einen Existenz sichernden Lohn zu erzielen, deshalb lassen sie die Kinder arbeiten. Eine Studie der Universität Chicago kam zum Schluss, dass in Ghana in mehr als der Hälfte der Kakaobauern-Haushalten Kinder als Arbeitskräfte eingesetzt werden. 

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