Blockiert in der Armutsfalle
Wie bessere Bildungschancen aus der Armut helfen

Die Caritas warnt! Vielen Erwachsenen bleibt aufgrund ihres tiefen Einkommens der Zugang zur Bildung verwehrt.  

ERWACHSENENBILDUNG: Vielen fehlt dazu das Geld. (Foto: Canva)

Die Zahlen des Bundesamtes für Statistik zeigen es deutlich: Während von den Arbeiterinnen und Arbeitern mit einem hohen Einkommen über 60 Prozent eine Weiterbildung machen, liegt die Quote bei den niedrigsten Einkommen bei knapp 30 Prozent. Das sind die Zahlen aus dem Jahr 2022. Sie zeigen auf, wovor die Caritas warnt: «In keinem anderen europäischen Land sind die Bildungschancen so ungleich verteilt wie in der Schweiz.»

DIE ZAHLEN SPRECHEN EINE DEUTLICHE SPRACHE: Teilnahme an beruflich orientierter Weiterbildung in den letzten 12 Monaten nach Einkommen in Prozent der Erwerbsbevölkerung zwischen 25 bis 64 Jahren. (Grafik: Caritas / Zahlen: Bundesamt für Statistik, 2022)

Besonders kritisch ist dieser Zustand für armutsbetroffene Menschen. Bereits im Januar veröffentlichte die Caritas ihren Sozialalmanach zum Thema: «Stabil prekär. Mit (Weiter-)Bildung aus der Armut?». Denn: Bildung spielt eine zentrale Rolle im Kampf gegen Armut. Die herrschende Ungleichheit spitzt die Situation weiter zu.

Die Hürden der Weiterbildung

Dass sich Menschen mit niedrigem Einkommen nicht weiterbilden, ist nicht selbstverschuldet. Die Caritas versucht die Gründe dafür aufzustellen:

  • Existenzsicherung: Menschen mit tiefem Einkommen stehen täglich unter finanziellem Druck. Die Nöte zerren mental, gehen einher mit gesundheitlichen Schwierigkeiten. Zudem sind die Wohnverhältnisse prekär, und es herrscht familiärer Stress. 
  • Kosten: Wer nur knapp über die Runden kommt, kann sich keine Kurse leisten. Weiterbildungen sind für viele schlicht zu teuer.
  • Care-Arbeit: Eine Weiterbildung beansprucht viel Zeit. Gerade für Eltern – besonders alleinerziehende – ist es herausfordernd, eine Kinderbetreuung zu organisieren.
  • Abschlüsse: Viele Menschen in der Schweiz haben ausländische Diplome und wertvolle Berufsabschlüsse. Doch der Weg zu deren Anerkennung ist mit enormen Hürden verbunden. So arbeiten viele Geflüchtete oder Migrierte in Tieflohnjobs, obwohl sie Kenntnisse für andere Berufe hätten.

Aus diesem Grund veröffentlicht die Caritas ein Positionspapier und fordert damit griffige Massnahmen, um die Bildungschancen für Menschen mit wenig Geld zu verbessern. Peter Lack, Direktor der Caritas, sagt:

Wir können es nicht oft genug betonen: Armut ist kein individuelles Versagen, sondern ein gesellschaftliches Problem. Das zeigt sich gerade auch im Bildungsbereich.

Gewerkschaft für Chancengleichheit

Auch für die Gewerkschaft Unia ist die Bildungspolitik ein zentrales Thema. Denn bei der Bildung sollen die Chancen gleich sein, unabhängig von Geschlecht, Alter, nationaler Zugehörigkeit oder mentaler Leistungsfähigkeit. Unter anderem fördert die Unia Berufsabschlüsse für Erwachsene. Denn das aktuelle Gesetz erlaubt Erwachsenen, die fünf Jahre Berufserfahrung in einem Feld haben, eine Abschlussprüfung abzulegen. Doch der Zugang birgt Hürden. Es braucht unter anderem bessere finanzielle Unterstützung und angepasste Arbeitszeiten, um Ausbildungen zu absolvieren.
 
Für Mitglieder der Gewerkschaft gibt es bei ECAP und bei Movendo diverse Kursangebote. Mehr Infos dazu unter diesem Link.

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