Trotz Eiseskälte demonstrierten tausende in Bern gegen Gewalt an Frauen. Sie fordern endlich mehr Schutz, denn Nichts-Tun tötet.  

GEMEINSAM GEGEN GEWALT: Tausende gingen am Samstag in Bern auf die Strasse. (Foto: Franziska Scheidegger)

Unter dem Motto «Schulter an Schulter – gegen Gewalt an Frauen» setzten tausende zahlreichen Demonstrantinnen und Demonstranten am Samstag in Bern ein starkes Zeichen. Sie fordern von der Politik, das Problem endlich mit allen Mittel zu bekämpfen.  

Wie akut das Problem ist, zeigen die Zahlen:

  • Im Jahr 2023 wurden 4447 Personen Opfer von sexualisierter Gewalt. Doch nur 8 Prozent der Betroffenen erstatten Anzeige.
  • In den letzten Jahren versuchte im Schnitt jede zweite Woche ein Ehemann, Lebensgefährte, Ex-Partner, Bruder oder Sohn eine Frau zu töten. Trotzdem werden Morde an Frauen als Privatsache abgetan.
  • In diesem Jahr kam es in der Schweiz zu 18 Femiziden, also Tötungen an Frauen, weil sie Frauen sind.
  • Eine von drei Frauen erlebt sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. In Zahlen gesprochen sind über eine Million Menschen betroffen, davon etwa 800’000 Frauen.

Bunter Protest in bitterer Kälte

An der Demo waren Menschen aus der ganzen Schweiz – vom Tessin, aus der Ostschweiz und der Romandie.  Auch war das Publikum durchmischt, jede Altersklasse und alle Geschlechter waren anwesend. Aus Solidarität haben sich viele Männer der Demo angeschlossen. Vania Alleva, Präsidentin der Gewerkschaft Unia, sagt zu work: «Sexualisierte Gewalt ist nicht nur ein Problem zuhause, sondern auch am Arbeitsplatz. Deshalb sind wir Gewerkschafterinnen heute da!» 

Ein bunter und friedlicher Protestzug zog durch die Berner Innenstadt. Begleitet von einer Vielfalt an kreativen Plakaten und Aktionen weckten die Aktivistinnen und Aktivisten die Aufmerksamkeit der Shoppingmeute. Die Demo endete auf dem Bundesplatz. Dort hielt unter anderem Alt-Bundesrätin Simonetta Sommaruga eine aufrüttelnde Rede. Sie erzählte von ihrer Arbeit in einem Freiburger Frauenhaus vor 40 Jahren und was sich seither (nicht) verbessert hat. 

Die Forderungen für die kommenden 16 Aktionstage gegen Gewalt an Frauen sind die sofortige Umsetzung der Istanbul-Konvention. Die Schweiz hat 2017 diese Konvention des Europarats unterzeichnet. Dadurch ist sie verpflichtet, genügend Schutzplätze für ­Opfer von häuslicher Gewalt bereitzustellen. Doch sieben Jahre später ist die Zahl der Plätze für Mädchen und Frauen ungenügend (work berichtete). Mehr Infos zu den Veranstaltungen und der ganze Forderungskatalog der Aktivistinnen ist auf folgender Website zu finden: www.16tage.ch  

1 Kommentare

  1. Angelika 26. November 2024 um 19:27 Uhr

    Wer sich gegen Gewalt an Frauen einsetzt, muss dies wahrscheinlich auch in Bezug auf Gewalt gegen Kinder tun. Der Wiener Friedensforscher Franz Jedlicka erklärte das in seiner neuen Podcast Episode.

    LG Angelika

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