Der kleine Faschist
«Die Angst vor dem Fremden sitzt tief in uns allen drin. In unseren Herzen wohnt ein kleiner Faschist.» Zwei Sätze, die sitzen.

Die Schweiz kann Forschung und mischt den Lebensmittelmarkt auf: etwa mit einem Käse ohne Tiermilch – und einem Steak aus Pflanzen.
Die Schweiz hat mit Ausnahme der Wasserkraft keine Rohstoffe. Sie war für die Mehrheit ihrer Bevölkerung während Jahrhunderten ein Armenhaus. Deshalb verkauften die noblen Familien die Söhne der Alpen als Söldner an fremde Herrscher. Und deshalb kam es zu Bauernaufständen, die brutal niedergeschlagen wurden.
Die Kontrolle der Rohstoffe wird international immer wichtiger, wenn es nicht gelingt, Ersatzprodukte zu verwenden. Die USA, China, Europa und Indien versuchen sich mit unterschiedlichen Konzepten Rohstoffe zu sichern. Warum? Weil der Kampf der Supermächte immer härter und rücksichtsloser wird.
Profitieren die Länder mit vielen Rohstoffen von ihrem Reichtum? Und wenn ja, wer in diesen rohstoffreichen Ländern? Venezuela ist weltweit das Land mit den zweitmeisten Ölreserven. Das bis auf die Knochen korrupte Regime von Staatspräsident Nicolás Maduro füttert seine Offiziere, ist aber nicht in der Lage, Ölraffinerien zu betreiben. Ganz anders die Norwegerinnen und Norweger. Sie finanzieren mit ihrem Staatsfonds soziale Wohltaten und innovative Projekte. Norwegen hat das Gas, die Schweiz den Franken. Nur hat man das in Bundesbern noch nicht bemerkt.
Die Schweiz hat mit den beiden bundeseigenen Hochschulen in Zürich und Lausanne mit die besten Hochschulen Europas ausserhalb von Grossbritannien. Damit sie es auch bleiben, brauchen wir sinnvollerweise ein Rahmabkommen mit der EU. Und statt bei der Bildung und Forschung zu sparen, müssten wir mehr investieren.
Können Innovationen alles verändern? Wir stehen im Bereich der Ernährung – Irrtum vorbehalten – vor grossen Veränderungen, made in und auch kontrolliert by Switzerland.
Die NZZ stellte am 9. September 2024 die Frage: «Echter Käse, aber ohne Tier: Ist die Zeit der Milchkühe vorbei?» Untertitel: «Ein Schweizer stellt in Berlin richtigen Käse her – im Labor. Es ist eine 100-Millionen-Euro-Wette auf die Frage, wie wir uns in Zukunft ernähren.» Im Labor züchtet das Start-up Formo Milchproteine und verarbeitet sie dann zu Käse. Das Resultat soll ein Produkt sein, das vegan ist und trotzdem gleich schmeckt wie das tierische Original. Seit Anfang September gibt es die ersten Produkte von Formo in Deutschland übrigens zu kaufen. Es ist das erste Mal, dass ein im Labor gezüchteter Käse auf den europäischen Markt kommt.
Die Schweiz ist nicht nur in Sachen Kunstkäse Europameisterin, sondern auch in Sachen Kunstfleisch: In deutschen Supermärkten gibt es seit einigen Tagen auch die neueste Erfindung des Schweizer Fleischersatzherstellers Planted: das pflanzenbasierte «Planted Steak» – 140 Gramm für 3 Euro 99.
Noch wollen die meisten von uns nichts von Kunstkäse und Kunstfleisch wissen. Die Produkte werden sich wohl trotzdem durchsetzen, wegen der Preise und wegen der Ökologie.
Wenn dem so sein sollte, wird sich alles verändern: Die Versorgungsicherheit der Schweiz wäre kein Problem mehr. Und die Fruchtfolgeflächen wären dann so unnütz wie die subventionierten Nachtzüge in Europa. Mehr dazu nächstens in dieser Rubrik.