Frankreich verankert die Freiheit, eine Schwangerschaft abzubrechen, in der Verfassung.
MY BODY MY CHOICE: Die Selbstbestimmung der Frau über ihren Körper wurde in Leuchtschrift am Eifelturm gefeiert. (Foto: Getty Images)
Es geschah auf Schloss Versailles mit allem Pomp, zu dem Paris gerne neigt: Am 4. März schrieb der französische Kongress die Abtreibung als «garantierte Freiheit» in die Verfassung. Jubel und Tränen im Saal. 780 Parlamentarierinnen und Parlamentarier waren dem Vorschlag der Abgeordneten Mathilde Panot von der linken Bewegung «La France insoumise» («Die Ungebeugten») gefolgt. 72 rechte Bürgerlliche und Rechtsextreme um Marine Le Pen aber sagten Nein. «Nie wieder Engelmacher, Stricknadeln und Tote!», rief eine grüne Vertreterin in die Debatte. Ein historischer Moment. Mathilde Panot: «Wir haben einen kollektiven Sieg errungen. Es ist ein Sieg für alle Frauen dieser Welt.»
ERFOLG: Die Abgeordnete Mathilde Panot fand mit ihrem Gesetzesvorschlag im französischen Kongress eine grosse Mehrheit. (Foto: Keystone)
GEFÄHRLICHE LÖSUNGEN
Jubel, Tränen und Party auch auf dem Pariser Trocadéro, wo Frauenbewegte die Versailler Inszenierung per Grossbildschirm verfolgten. Der Eiffelturm blinkte Glitzerlicht zu Beyoncés Song «Who runs the world? Girls».
Viele Frauen hier haben schmerzhafte Erfahrungen mit Abtreibungen, manche haben eine Tochter oder Schwester verloren. Zwar ist der Abbruch in Frankreich seit 1975 legal. Doch viele Ärzte verweigern sich und manche Gegenden sind durch die neoliberale Zerstörung des Service public zu medizinischen Wüsten verkommen, was Tausende von Französinnen noch immer zu Reisen nach Holland oder gefährlichen Lösungen zwingt. Es ist der tägliche Kampf für die Organisationen, die auf dem Trocadéro feiern.
SCHOCKWELLE AUS DEN USA
Anlass für die Verfassungsänderung war der Beschluss des Obersten US-Gerichts, das Recht auf Abtreibung vom 1973 zu kippen. «Ein Elektroschock», erzählt Noémie Gardais von der Dachorganisation «Familienplanung». Eine sicher geglaubte Errungenschaft der Gleichstellung wurde plötzlich geschleift, die rechtsextremen Regierungen in Polen, Ungarn, Italien und anderswo folgten. Gesetze sind leicht zu ändern. Die Verfassung bietet etwas besseren Schutz. Nach zwei Jahren unermüdlicher Kampagne auf allen Kanälen sprachen sich in Umfragen mehr als 80 Prozent der Bevölkerung für die Grundfreiheit der Abtreibung aus.
Damit zwangen die Frauen auch Präsident Emmanuel Macron zur Wende. Bis vor wenigen Monaten hatte er die Verfassungsänderung verweigert. Zahlreiche Parlamentarierinnen und Parlamentarier schwenkten erst in letzter Minute um. Nun aber nahm Macron die Verfassungsnovelle ganz für sich in Anspruch.
Mathilde Panot, Noémie Gardais und ihre Mitstreiterinnen hätten lieber das Recht auf Abtreibung als die Freiheit in den Text geschrieben. Ein Recht kann frau einfordern. Der Text ist ein Kompromiss, um die Macronisten bei der Stange zu halten. Immerhin ist die Freiheit nun «garantiert». Ein entscheidendes Wörtchen – bis zuletzt versuchten Parlamentarier, es zu streichen…
Gegen das ausbeuterische Geschäftsmodell von Lieferdiensten wie Uber & Co. wehren sich auch in Brasilien die Fahrerinnen und Fahrer: Zweimal legten sie bereits den Verkehr in den grössten Städten des...
Sie war die erste Frau an der Spitze der Metallgewerkschaft SMUV und des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes. Und ohne ihren Mut und ihre Beharrlichkeit wäre es wohl nicht zum ersten Frauenstreik gekommen....
Schreibe einen Kommentar
Bitte fülle alle mit * gekennzeichneten Felder aus.