Unia schlägt Alarm

Sture Chefs gefährden Energiewende

Clemens Studer

Erst 34,5 Prozent aller Heizsysteme werden erneuerbar betrieben. Und das Solarpotential der Schweizer Dächer wird nicht einmal zu 6 Prozent genutzt. Der Umstieg auf klimafreundlichere Heizformen ist dringend. Mit dem Ja zum Klimaschutzgesetz steht jetzt ein Topf an Fördermitteln zur Verfügung, der dazu beitragen wird, dass noch mehr Menschen handeln werden. Falls sie denn handeln können. Denn der Umbau des Gebäudeparks braucht noch mehr Handwerkerinnen und Handwerker mit entsprechender Ausbildung. Prognosen gehen von rund 90 000 zusätzlichen Berufsleuten in den nächsten Jahren aus, die nötig sind, um die Energiewende zu schaffen. Ganz besonders in der Elektro- und Gebäudetechnik. Und dort fehlen die Fachkräfte schon heute. Auch weil ihre Arbeitsbedingungen immer prekärer werden.

ALARMIERENDE UMFRAGE

Das zeigt auch eine Unia-Umfrage. Aldo Ferrari, Co-Leiter Sektor Gewerbe, fasst zusammen: «Die Gründe für die Abwanderung von qualifiziertem Personal sind offensichtlich. 53 Prozent der befragten Arbeitnehmenden geben an, dass der Lohn zu tief sei, mehr als 46 Prozent führen als Gründe Überlastung durch Stress und Termindruck an. 32 Prozent klagen über körperlichen Verschleiss aufgrund der strengen Arbeit.»

Geregelt sind die Arbeitsbedingungen im ­Baugewerbe unter anderem in den Gesamtarbeitsverträgen für die Gebäudetechnik- und für die ­Elektrotechnikbranche. Diese werden derzeit neu verhandelt. Noch schalten die Chefs der Branchenverbände auf stur und wollen die Bedingungen ­sogar verschlechtern. Bruna Campanello, Unia-Geschäftsleitungsmitglied und Co-Leiterin Sektor Gewerbe, sagt: «Der Arbeitskräftemangel ist auf die harten und wenig attraktiven Arbeitsbedingungen zurückzuführen, die vom Einstieg in die Berufe abhalten und aktive Berufsleute veranlassen, der Branche den Rücken zu kehren.» Kurzum: Die rückständigen ­Arbeitsbedingungen gefährden das Erreichen der Klimaziele, die das Volk am 18. Juni bestätigt ha

DAS MUSS GESCHEHEN

Die in der Unia organisierten Büezerinnen und Büezer der Gebäude- und Elektrotechnik haben Resolutionen mit ihren Forderungen verabschiedet und sammeln Unterschriften für Petitionen an die Arbeitgeber. Darin steht, was nötig ist, damit die Jobs in der Branche wieder attraktiver werden. Und damit die enorme Arbeit bewältigbar wird, die mit der Energiewende auf sie zukommt. Die wichtigsten Forderungen der Arbeitenden sind:

  • Deutlich höhere Löhne und kürzere Arbeitstage.
  • Ein frühzeitiger Altersrücktritt wie in anderen Berufen des Baugewerbes.
  • Geschäftsfahrten sollen als Arbeitszeit gelten.
  • Massnahmen für mehr Sicherheit und Gesundheitsschutz auf den Baustellen.
  • Baustellen mit sauberen WC usw.
  • Eine Arbeitsplanung, welche die Gesundheit und Sicherheit der Lohnabhängigen schützt.
    Im Herbst werden die Büezerinnen und Büezer ihre Forderungen auch auf die Strasse tragen.

Die Petitionen können unterschrieben werden unter: rebrand.ly/e-petition (Elektrobranche) und rebrand.ly/g-petition (Gebäudetechnik).

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