Künzi streikt!

Gegen Frauenthemen

Sandra Künzi

Sandra Künzi lebt und büglet in Bern. Sie mag Jassen, Schafe, Feuer und Bier. Zurzeit bereitet sie sich und uns auf den Frauenstreik vom 14. Juni 2023 vor: Ahoi!

Ich bin ja nicht so der philosophische Typ, aber kürzlich konnte ich nicht einschlafen, und dann ist es passiert: Ich hatte einen «Denkanfall». Ich hatte grad laut gegähnt und mich schön entspannt, als mir das in den Sinn kam: «All die Frauenthemen sind eigentlich gar keine!» Ich hab’s versucht zu ignorieren, aber keine Chance: «All die Frauenthemen sind eigentlich gar keine! All die Frauenthemen sind eigentlich gar keine! ALL DIE …»

Ja dammi Siech, ich hab’s verstanden: Haushalt, Altenpflege, Katzenklos oder Kindergeburtstage, warum sollte das die Frauen mehr interessieren als die Männer?

DAMENBINDE. In dem Moment hätte ich vielleicht noch einschlafen können, aber dann fiel mir das Wort «Damenbinde» ein. Bei «Damenbinde» kann man das mit der «Dame» ja irgendwie noch nachvollziehen, bei «Frauenliteratur» ist’s schon schwieriger. Aber das Allergefährlichste sind Worte wie «Kinder­geburtstag». Da steht weder «Frau» noch «Dame» drin, und trotzdem wird erwartet, dass sich die Frauen darum kümmern. Wer soll da noch friedlich schlafen?

Ich dachte, hoffentlich gibt’s bald ganz viele schwule Väter, mit vielen Kindern, die an ganz viele Kindergeburtstage eingeladen werden. Aber vermutlich sagen dann gewisse Par­teien, Schwule seien gar keine Männer?

GENDERMARKETING. Ich wurde immer ­wacher. Hey, wer will schon freiwillig einen Kindergeburi organisieren? Oder ein Geburigeschenk? In den Spielzeugläden sind ja nur noch Pingpongschläger oder «Slimys» geschlechtsneutral, sonst nichts mehr. Wer denkt «Gendertage» seien gefährlich, hat ­keine Ahnung von «Gendermarketing» – und von Kindergeburtstagen!

Mein Denkanfall wurde zum Wutrausch. «Frauenthemen» wollen doch vor allem die, die auf keinen Fall einen «Frauenberuf» zu ­einem «Frauenlohn» machen wollen. Aber dort, wo es wirklich wichtige Frauenthemen gibt, wie zum Beispiel Endometriose, wollen sie dann nichts davon wissen, oder?

Ich schlug auf mein Kopfkissen, weil ich mich so aufregte, bis es dämmerte. Als ich endlich so müde war, dass ich wieder ­gähnte, dachte ich noch: Eigentlich gut, wenn der Frauenstreik jetzt feministischer Streik heisst. Zu wenig Lohn, zu wenig Rente, zu wenig Respekt für Füdliputz-Arbeit und dann noch diese Kindergeburtstage, das geht doch echt ALLE*** an.

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