Einmalige «Kampfkasse» feiert Jubiläum:
Der Solifonds ist vierzig!

Seit vier Jahrzehnten unterstützt der Solifonds soziale Befreiungsbewegungen, die knapp bei Kasse sind. Wie wichtig das ist, zeigten Gewerkschafterinnen an der Jubiläumsveranstaltung in Bern.

EIN FEST FÜR DIE FREIHEIT! Der Solifonds feiert 40 Jahre Unterstützung sozialer und gewerkschaftlicher Bewegungen. (Montage: work; Bilder: Pixabay, Adobe Stock)

Kein weiteres Hilfswerk, sondern ein Unterstützungsfonds für soziale Befreiungskämpfe weltweit – so lautete das Ziel des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds, des Arbeiterhilfswerks (heute Solidar), der SP und dreizehn entwicklungspolitischer Organisationen. Am 1. Mai 1983 war es so weit: 3000 Interessierte gründeten in Bern den Solifonds. Seine erste Aktion galt dem Gewerkschafts­aufbau in Apartheid-Südafrika. 40 Jahre später sind unzählige Engagements dazugekommen, primär in Asien, Afrika und Lateinamerika. Und das soll gefeiert werden!

«Für mich ist der Solifonds eine der schönsten Blüten der Gewerkschaftsbewegung!»

HAUSARBEITEN GEGE AUSBEUTUNG

Am 5. Mai lud die einzigartige «Kampfkasse» zusammen mit dem gewerkschaftlichen Bildungswerk Movendo zum Jubiläumsanlass ins Hotel Bern. Im vollen Saal hatten zuerst verschiedene Arbeiterinnen das Wort. Etwa die 24-Stunden-Betreuerin Bozena Domanska, die mit Hilfe des VPOD ihren Arbeitgeber vor Gericht zog und gewann. Oder die Hausarbeiterin und ehemalige Sans-papiers Dorkas Blanca, die von noblen Genfer Familien jahrelang ausgebeutet wurde, bevor sie sich mit der Gewerkschaft SIT zur Wehr setzte.

Der Auftritt der ehemaligen Smood-Kurierin und Streikaktivistin Wassila Toumi fiel leider krankheitsbedingt aus. Für sie sprang Unia-Logistiksekretär Roman Künzler ein – und der machte gleich zu Beginn klar, was er vom Solifonds hält: «Für mich eine der schönsten Blüten der Gewerkschaftsbewegung!» Ins gleiche Horn bliesen VPOD-Generalsekretärin Natascha Wey und Gewerkschaftsbundspräsident Pierre-Yves Maillard. Dieser sagte: «Beim Solifonds geht es nicht nur ums Geldgeben, man kann auch viel lernen von ihm und seinen Partnerinnen und Partnern!»

GEWERKSCHAFTSLOKAL ERMÖGLICHT

Dazu gehört auch die kleine Landarbeitergewerkschaft SOC-SAT aus Andalusien. Mit Hilfe des Solifonds gelang es ihr, in der Agrarmetropole Huelva ein Gewerkschaftslokal zu eröffnen. Dort arbeitet die langjährige Erdbeerpflückerin Soumia Benelfatmi El Garrab. Auch sie war im Hotel Bern als Podiumsteilnehmerin zu Gast. Zu work sagte El Garrab: «Es ist immer heikel, wenn wir von der SOC-SAT auf den Feldern mit Arbeiterinnen sprechen. Denn wenn uns der Chef sieht, gibt es für die Arbeiterinnen sofort Probleme. Im Gewerkschaftslokal dagegen können wir in Ruhe miteinander sprechen und uns organisieren.»

Auf die Solifonds-Unterstützung kann auch die marokkanische Landarbeitergewerkschaft FNSA zählen. Zaina Issayah ist FNSA-Aktivistin und arbeitet unter den Abertausenden Frauen, die jedes Jahr als Saisonniers nach Spanien gehen. In der dortigen Gemüse- und Früchteproduktion erleben sie oft übelste Ausbeutung, wie Zaina in Bern berichtete.

Aktivistin Zaina Issayah sagt: «Wir bereiten die Frauen auf ihre Arbeit vor, damit sie wissen, was sie in Spanien erwartet.» Dabei stehe die Aufklärung über die spanischen Gesetze im Vordergrund. Die meisten Landwirtschaftsbetriebe Andalusiens hielten sich nämlich nicht an diese.

SOZIALE BEWEGUNGEN KRIMINALISIERT

Solche Projekte unterstützt der Solifonds seit Jahr und Tag. Seinem Prinzip ist er dabei treu geblieben: «Wir helfen schnell und un­bürokratisch», sagt Solifonds-Koordinatorin Aurora García. Sie und Kollegin Yvonne Zimmermann bilden den schlanken Verwaltungsapparat mit total 130 Stellenprozenten. «Damit der Löwenanteil der Spenden an Aktivistinnen und Aktivisten gelangt», sagt García.

Eine halbe Million Franken beträgt das Jahresbudget aktuell. Viel ist das nicht. Solifonds-Präsident Urs Sekinger sagt sogar: «Wir sind eigentlich eine Stiftung ohne Geld.» Beträchtlich ist die Summe trotzdem. Denn der Grossteil der Einnahmen stammt von privaten Spenderinnen und Spendern, die Solifonds-Gründer­organisationen steuern rund 10 Prozent bei. Umso mehr hofft Koordinatorin García auf neue Unterstützende. Diese seien wichtiger denn je, denn: «Die Kriminalisierung sozialer Bewegungen nimmt überall zu!»

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