Glencore-Kohleplan

Verstecken statt aufgeben

Clemens Studer

Weiterhin Kohle mit Kohle machen­, ohne offiziell mit Kohle Kohle zu machen: so der Plan des Zuger ­Rohstoffkonzerns. Geht er auf?

SCHWARZFAHRER: Glencore-Kohlemine in Australien. (Foto: ZVG)

Kohle ist ein Drecksgeschäft. Im direkten und im übertragenen Sinn. Energie aus Kohle verpestet die Atmosphäre, der Abbau von Kohle zerstört die Umwelt, die Arbeit in den Kohleminen des globalen Südens ist krankmachend bis tödlich. Aber Kohle ist eben auch ein lohnendes Drecksgeschäft. Für die internationalen Rohstoffkonzerne, die gerne aus der Schweiz heraus operieren. Hier sind die Steuern so tief wie die Regulierungen. Und das Kohlegeschäft lohnt sich noch mehr, seit die Sanktionen gegen Russland wegen des Angriffskriegs gegen die Ukrai­ne das internationale Gasgeschäft auf den Kopf gestellt haben. Europa kauft den Flüssiggasmarkt leer. Das merken besonders asiatische Länder. Und verstromen noch mehr Kohle. Bereits vor dem Ukrainekrieg betrug der Anteil des durch Kohleverbrennung produzierten Stroms am Strommix im Asien-Pazifik-Raum rund 57 Prozent. Strom aus Kohle ist klimatechnisch der dreckigste Strom.

Kohle ist dreckig, aber ein Bombengeschäft.

HOKUSPOKUS

Kohle ist ein Drecksgeschäft. Aber ein rentables. Darum wollen die Rohstoff­dealer auch nicht darauf verzichten. Eigentlich. Das Problem: Weil immer mehr Leute mit Geld ein besseres Gewissen möchten, möchten immer weniger Menschen mit Kohle Kohle machen. Und deswegen werden für Anlagefonds Investitionen in Kohleabbau und -handel zum Reputationsrisiko. Für den in Zug Steuern optimierenden Konzern Glencore ist Kohle der profitabelste Rohstoff. Doch wenn Grossinvestoren das Reputationsrisiko des Kohlegeschäfts zunehmend höher gewichten als den Profit und deswegen die Glencore-Aktien liegenlassen, schadet das dem Geschäft.

Die Rohstoffspekulanten fürchten schlechte Geschäfte mehr als einen schlechten Ruf. Darum haben die Glencore-Strategen einen Plan ausgeheckt: Wir kaufen einen Konkurrenten, legen das Kohlegeschäft in einer neuen Firma zusammen und bringen diese an die Börse. Hokuspokus Fidibus ist das dreckige Kohlegeschäft nicht mehr im Glencore-Kästli, die Kohle aus dem Kohlegeschäft landet aber trotzdem noch im Glencore-Kässeli. Blöd für die Zuger: Der als Übernahmekandidat auserkorene kanadische Konzern Teck ziert sich, der Teck-Verwaltungsrat hat die bisherigen beiden Übernahmeangebote der Glencore abgelehnt. Pokern, um einen noch höheren Preis zu bekommen? Möglich. Wahrscheinlicher aber ist, dass die Teck-Lenker nichts mit dem Drecksgeschäft Kohle zu tun haben wollen. Präziser: nicht mit der Kraftwerkskohle, mit der Glencore ihr Geschäft macht. Denn die Kanadier geschäften durchaus auch mit Kohle. Aber mit sogenannter metallurgischer Kohle, die bei der Stahlproduktion eingesetzt wird.

Ob das Teck-Aktionariat sich wie der Teck-Verwaltungsrat entscheidet und Glencore eine Abfuhr erteilt, zeigt sich bei der Generalversammlung am 26. ­April in Vancouver ab 12 Uhr Ortszeit (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe).

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