Künzi streikt!

Für lustige Frauen

Sandra Künzi

Sandra Künzi lebt und büglet in Bern. Sie mag Jassen, Schafe, Feuer und Bier. Zurzeit bereitet sie sich und uns auf den Frauenstreik vom 14. Juni 2023 vor: Ahoi! (Foto: Yves Thomi)

Ich schau noch gern den «Tatort» am Sonntagabend, weil ich schön abschalten kann, wenn andere Probleme haben. Und manchmal schau ich dann grad noch die Comedy auf SRF. Das ist die Sendung mit den Männern. Der Hauptmann Herr Deville hat nicht so eine gute Stimme, mehr so wie eine kleine Krähe, aber ich find ihn trotzdem lustig. Man muss ja nicht perfekt sein, um ­Comedy zu machen, oder? Im Gegenteil, es kann sogar sehr lustig sein, wenn man eine komische Stimme hat oder einen Ostschweizer Dialekt. Man darf einfach keine Frau sein. Wegen der Einschaltquoten.

SAUEREI. Also, das sag nicht ich, sondern die vom Fernsehen. Das Publikum wolle «sympathische Männer, mit denen man gerne ein Bier trinken würde». Ja klar, ich hab auch gern sympathische Männer, mit denen ich ein Bier trinken würde. Aber Schagge sagte: «Sauerei. Wir müssen was unternehmen!» Dabei war ich müde und wollte lieber Cindy von Marzahn gucken, als was zu unternehmen. Aber Schagge kennt nichts. Und wir mussten unsere lila Overalls anziehen und nach Züri fahren, mitten in der Nacht, und vor dem Fernsehstudio Leutschenbach in der Arschkälte auf dünnen Campingstühlen rumsitzen, um gegen die sexistische Comedypolitik von SRF zu demonstrieren. Am Morgen kamen die ersten Mitarbeitenden angeschlichen, bleich wie in der Bundesverwaltung.

GOPFERDECKEL. Ich dachte, gleich kommt die Polizei und trägt uns weg (wir waren ja nicht angeklebt), aber stattdessen kamen ­immer mehr Leute zum mitdemonstrieren. Auch so bekannte wie Mike Müller (auf den steh ich), und alle brachten zu essen mit. Es wurde immer besser. Abends waren wir schon 666 Leute, da kam die Fernsehchefin, Frau Welpe oder so, zusammen mit einer ausgebildeten Fernsehpsychologin, um mit uns zu reden. Aber das ging nicht, weil Patti Basler und Lara Stoll als Palliativpflegerinnen von SRF ds Kalb machten und alle lachten. Es ging voll ab, auch auf Twitter und so, und dann wollten alle, die noch nicht da waren, auch noch kommen. Am Schluss stand sogar der Herr Deville rum, und ich bekam voll ein Autogramm. Er hat wirklich eine komische Stimme. Schagge schrie, dass wir dem SRF nicht noch mal helfen bei der nächsten Gebührenabstimmung, wenn sie jetzt nicht gopferdeckel …, aber dann kamen doch die Polizisten. Solche, mit denen man gern ein Bier getrunken hätte. Aber Dienst ist Dienst. Und wir fuhren heim.

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