Rechts blinken, links abbiegen
Die Schweiz wählt mehrheitlich rechts. Das zeigt sich an der mal mehr, mal weniger deutlichen rechtsbürgerlichen Mehrheit im Bundesparlament. Und wenn immer mal wieder das «linke Parlament da oben in...
Wenn der Falafel-Dürüm plötzlich 2 Franken mehr kostet, wedeln manche den Aufpreis mit der Bankkarte einfach weg. Für andere wird das Dürüm-Zmittag zum Luxus. Zum Beispiel für Jonas Köchli (17), Detailhandel-Lernender im dritten Lehrjahr. Er hat mit work darüber geredet, wie sich die aktuelle Teuerung auf sein Leben auswirkt. Die steigenden Preise für Essen, Kleidung, Strom, Mieten und Krankenkasse treffen Menschen mit kleinen Portemonnaies besonders empfindlich – so auch Lernende mit ihren Mini-Löhnen.
BELIEBT. Rund 200 000 Jugendliche drücken in der Schweiz die Berufsschulbank und legen in den Betrieben Hand an. Die meisten lernen kaufmännische Berufe, es folgen Verkaufsberufe und Lehren im Baugewerbe. Seit über 20 Jahren ist die Zahl der Lernenden konstant. Das duale System, bei dem die Ausbildung in einem Lehrbetrieb durch eine theoretische Ausbildung und Allgemeinbildung an der Berufsfachschule ergänzt wird, ist und bleibt ein Erfolgsmodell. In Europa gibt es nur wenige Länder, die ein ähnliches System kennen (Deutschland, Österreich, Dänemark). Wer eine Berufslehre absolviert, hat ein kleineres Risiko, arbeitslos zu werden oder langzeitarbeitslos zu bleiben, als Ungelernte. Das bekommen auch jene Migrantinnen und Migranten zu spüren, die keine Chance hatten, eine Berufslehre zu absolvieren. Und insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels braucht die Schweiz gut ausgebildete Berufsleute. Die Lehre ist ein beliebter und erfolgversprechender Einstieg in die Berufswelt. Zu Recht!
BEGEHRT. Die Zeiten, als es noch hiess, «entweder arbeiten oder studieren», sind definitiv vorbei. Bis vor einigen Jahrzehnten waren dies zwei gänzlich getrennte Wege. Wollte man Beruf oder Studium wechseln, musste man von ganz vorne anfangen. Dies ist heute nicht mehr der Fall. Sobald Jonas Köchli sein Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ) erlangt, wird er ein gefragter Fachmann sein und wohl keine Probleme haben, einen Job im Detailhandel zu finden. Es stehen ihm aber ganz viele andere Wege offen: Er könnte das Eidgenössische Berufsdiplom erlangen. Oder eine höhere technische Fachschule besuchen. Oder er belegt Weiterbildungsangebote der Gewerkschaften (das Movendo-Programm finden Sie im Ratgeber). Mit der Berufsmatura kann Köchli prüfungsfrei in eine Fachhochschule eintreten und einen Bachelorabschluss erlangen. Leute mit Fachhochschulabschlüssen sind heute auf dem Arbeitsmarkt heiss begehrt.
ATTRAKTIV. Diese Vielfalt an Möglichkeiten ist sehr wichtig. Umso wichtiger, dass auch die Lernendenlöhne stimmen. So will die Unia-Jugend einen gesetzlichen 13. Monatslohn für Lernende einführen. Und damit die Lehre attraktiv bleibt, braucht es höhere Löhne für Berufsleute. Denn die Reallöhne der Berufstätigen mit einer Lehre sind in den letzten Jahren gesunken. Bäckerinnen, Verkäufer oder Elektrikerinnen verdienen in den ersten Jahren nach der Lehre weniger als 5000 Franken, bei den meisten bleibt der Lohn ein Berufsleben lang unter 6000 Franken. Das reicht angesichts der steigenden Preise immer weniger zum Leben. Deshalb fordern die Gewerkschaften generelle Lohnerhöhungen, den Teuerungsausgleich, und wer ein EFZ in der Tasche hat, soll mindestens 5000 Franken im Monat verdienen. Damit der Falafel-Dürüm auch in Krisenzeiten drinliegt.