Der Tabakkonzern BAT schliesst sein gut laufendes Werk im jurassischen Boncourt. Der Kampf der Beschäftigten hat sich trotzdem gelohnt.
MACHT DICHT: Die Parisienne-Fabrik im jurassischen Boncour. (Foto: Unia)
Seit 1887 stellt die 1814 gegründete Tabakfabrik in Boncourt die legendären «Parisienne»-Zigaretten her. Seit 1999 gehört sie dem Multi British American Tobacco (BAT). In guten Jahren lieferte die Schweizer Fabrik 200 Millionen Franken Reingewinn an den Konzern ab, in schlechten waren es rund 100 Millionen. Der BAT-Konzern wies 2021 einen Gewinn von rund 6 Milliarden Franken aus. Trotzdem schliesst er jetzt das Werk im Jura und will in Niedrigstlohnländern noch mehr Profit einfahren. Im bei geplanten Massenentlassungen obligatorischen Konsultationsverfahren erarbeitete eine Delegation von 36 der rund 220 Beschäftigten Lösungen zur Aufrechterhaltung der Produktion in Boncourt. Die Konzernzentrale hatte kein Interesse.
Doch der Einsatz der von den Gewerkschaften unterstützten Arbeitenden hat sich trotzdem gelohnt. Wenn auch die Schliessung des Werkes bittererweise nicht verhindert werden konnte, wurde doch ein Sozialplan erkämpft, der viel weiter geht als das, was BAT ursprünglich zugestehen wollte. Die Belegschaft nahm das Ergebnis der Verhandlungen mit grosser Mehrheit an.
UNVERSTÄNDLICH. Unia-Industriechef Yves Defferrard begleitete und unterstützte die 36 BAT-Mitarbeitenden bei den Verhandlungen mit dem britischen Konzern. Er sagt zu work: «Niemand aus der Belegschaft kann den Entscheid von BAT verstehen. Es ist ein funktionierendes Werk, und die Vorschläge, die die Kollegen ausgearbeitet haben, hätten ein Weiterführen erlaubt. Es hat sich gezeigt, dass der Konzern sein eigenes Werk nicht kennt, sondern nur die Zahlen in den Bilanzspalten. Trotzdem hat sich der gewaltige Einsatz der Arbeiterinnen und Arbeiter gelohnt: Es ist uns nach 16 Verhandlungsrunden gelungen, dem Konzern einen guten Sozialplan abzuringen.»