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Windmaschine: Erlebt Erfinder Bendix die Einweihung seines Leipziger Eiffelturms noch?

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Der deutsche Ingenieur Horst Bendix will mit seinem revolutionären Windrad-Konzept hoch hinaus. Seit Jahrzehnten tüftelt er an seiner ­Entwicklung. Steht er jetzt kurz vor dem Durchbruch?

BALD AM ZIEL? Er hat den Berliner Fernsehturm gebaut, jetzt will Horst Bendix mit seinen 400-Meter-Windrädern die Windkraft revolutionieren. (Fotos: sprind.org)

Horst Bendix ist jetzt 92 Jahre alt. Der Erbauer des Berliner Fernsehturms will die bestehenden Windkraft­anlagen konzeptionell auf den Kopf stellen und so die ganze Branche revolutionieren (work berichtete: rebrand.ly/bendix-wind).

BENDIX-BAUSTEIN 1: Seine Windräder sollen 400 Meter hoch in den Himmel ragen und dort oben die kräftiger und konstanter blasenden Höhenwinde nutzen.

BENDIX-BAUSTEIN 2: Der Generator befindet sich nicht mehr in der Gondel oben beim Rad, sondern am Boden. Auf einer Plattform, die sich mit dem Wind dreht.

BENDIX-BAUSTEIN 3: Weil der schwere Generator sich unten und nicht mehr oben befindet, kann man den hohen dreibeinigen Turm – analog dem Eiffelturm – mit Elementen produzieren, die in der Fabrik vorfabriziert wurden.

BENDIX-BAUSTEIN 4: Bisher ging Erfinder Bendix davon aus, dass man die Energie vom Rotor zum Generator mit Seilen überträgt. Diese sind leider etwas laut und müssen, wegen Hitze und Abrieb, zu häufig ersetzt werden.

BENDIX-BAUSTEIN 4: Die Agentur für Sprunginnovationen scheint eine Lösung gefunden zu haben: «Mit dem Drahtseil liess sich die notwendige Lebensdauer nicht erreichen; wahrscheinlich auch heute noch nicht. Mit einem modernen Flach­riemen mit verheissungsvollen Eigenschaften, hoher Lebensdauer und beispielhafter Ruhe geht es auf.» Es besteht somit Hoffnung.

VERHEISSUNGSVOLL. Horst Bendix stammt aus Leipzig. Regiert wird Leipzig vom Oberbürgermeister und Sozialdemokraten Burkhard Jung. Der möchte gerne den weltweit ersten Horst-Bendix-Windturm bauen lassen. Seine Verwaltung prüft deshalb mit Hochdruck, ob das alles klappen kann und wird. Doch Sozis sind meist vorsichtige Menschen. In der «Leipziger Zeitung» lesen wir denn auch: «Falls es diese ‹Flachriemen mit verheissungsvollen Eigenschaften› tatsächlich geben sollte, könnte das Ganze ja klappen. Wobei es ja nicht nur darum geht, dass diese Riemen enorme Kräfte über 200 Meter übertragen müssen. Sie müssen auch mit der Hitzeentwicklung bei grossen Windgeschwindigkeiten und entsprechender Reibung zurechtkommen. Burkhard Jung jedenfalls betonte, dass alle beteiligten Ämter derzeit prüfen, ob das Bendixsche Höhenwindrad auf Leipziger Gebiet als Pilotprojekt gebaut werden könnte. Er sagte aber auch: ‹Noch ist nichts entschieden. Wir sollten ergebnis­offen prüfen.›»

Wir drücken Hort Bendix die Daumen, damit erstens die Leipziger Sozialdemokratie vorwärtsmacht. Und zweitens seine Erfindung dank neuer Riemen auch funktioniert. Der Grund: Ein grosses Windrad heutiger Bauart produziert pro Jahr 10 Millionen Kilowattstunden Strom. Ist schon eine ganze Menge, wenn man bedenkt, dass ein Haushalt pro Jahr durchschnittlich 4500 Kilowatt­stunden Strom verbraucht. Doch die Bendixsche Windmaschine wird, wenn sie denn zum Laufen kommt, mit dem gleichen Rotor 30 Millionen Kilowattstunden produzieren. Somit drei Mal mehr. Das wäre ökonomisch und ökologisch quasi revolutionär.

Links zum Thema:

  • rebrand.ly/der-erfinder
    Ein schönes Portrait über den Erfinder Horst Bendix und seine Frau in der deutschen Wochenzeitung «Die Zeit».
  • rebrand.ly/verdichtet-bauen
    Selbst die deutsche Boulevardzeitung «Bild» aus dem Springer-Verlag macht uns Hoffnung auf günstigen Strom dank Bendix. Man könne mit seinen Maschinen in Windparks ein zweites Stockwerk einziehen. Im 1. Stock drehen sich die heutigen Windräder. Im 2. Stock die Bendix-Eiffeltürme. Somit verdichtetes Bauen 2.0 ohne zusätzlichen Flächenverbrauch.
  • rebrand.ly/leipzig-schlacht
    In Leipzig tobte 1813 die sogenannte Völkerschlacht. Rund 100’000 Soldaten fanden hier ihren zu frühen Tod. Heute geht es um Windräder. Und Krieg verwüstet weiter östlich die Ukraine.

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