Rechts blinken, links abbiegen
Die Schweiz wählt mehrheitlich rechts. Das zeigt sich an der mal mehr, mal weniger deutlichen rechtsbürgerlichen Mehrheit im Bundesparlament. Und wenn immer mal wieder das «linke Parlament da oben in...
37. Kriegstag: Innert eines Monats wurden in der Ukraine mehr als 10 Millionen Menschen gezwungen, um ihr Leben zu rennen und ihre Häuser und Habseligkeiten zu verlassen. Mehr als 6,5 Millionen Menschen sind innerhalb der Ukraine vertrieben worden, über 3,7 Millionen Menschen mussten aus dem Land fliehen. Das vermeldet das Hochkommissariat für Flüchtlinge der Vereinten Nationen UNHCR. Und täglich werden es mehr. Heute, über einen Monat nach Kriegsbeginn, leben die Menschen in der Ukraine in ständiger Angst. Bombardierungen zwingen sie, sich in Bunkern zu verschanzen.
Wer kann diesen elenden Krieg stoppen? So fragten wir an dieser Stelle in der letzten Ausgabe. Und nicht nur das: Weil wir auf so viele brennende Fragen zu diesem Krieg noch keine befriedigenden Antworten hatten, stellten wir erst einmal Fragen. Und versprachen, bald Antworten zu liefern. Das tun wir jetzt, so weit das überhaupt geht in diesen verrückten Zeiten: in einem zehnseitigen Schwerpunkt.
Das Klavier spielt das Lied vom Tod.
ANTWORTEN. Der Journalist und langjährige UN-Korrespondent Andreas Zumach entwirft mehrere mögliche Szenarien, die, mindestens theoretisch, früher oder später zu einem Ende dieses Kriegs führen könnten. Den Hintergründen von Putins Angriffskrieg gehen gleich zwei Beiträge nach: ein Erklärungsversuch von work-Kolumnist und Ex-Unia-Co-Präsident Andreas Rieger in 5 Punkten sowie die ökonomische Analyse von Ökonom Heiner Flassbeck und Ökonomin Friederike Spiecker zur erschreckenden wirtschaftlichen Situation in den Ostländern. Eindrücklich zeichnen sie nach, was für ein Desaster westliche Berater nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion dort angerichtet haben. Mit ihren währungspolitischen «Theorien» und schädlichen Privatisierungsrezepten. Unter die Haut geht auch, was uns Bau-Gewerkschafterin Anna Andreeva berichtet. In 22 Tagen floh sie mit ihrem vierjährigen Buben von Kiew nach Genf. Sie hat mit dem Krieg gleich zwei Heimaten verloren: Jene in der Ukraine, weil 200 Meter neben ihrem Zuhause eine Granate explodierte und ein riesiges Feuer ausbrach. Und jene in Russland, weil sie nun nicht mehr weiss, ob sie jemals wieder in ihr Geburtsland und zu ihren Eltern reisen kann. Andreeva macht klar, wie wichtig die Arbeit ist, die die Gewerkschaften gerade jetzt in der Ukraine leisten. Und wie die ukrainische Regierung Selenski den Krieg dazu missbraucht, die Rechte der Arbeitnehmenden massiv einzuschränken.
SCHWARZWEISS. Worte sind das eine, Bilder das andere. Manchmal sagen sie sogar mehr als Worte. Zum Beispiel die Bilder, die der holländische Fotograf Eddy van Wessel in der umkämpften ukrainischen Stadt Charkiw gemacht hat.
In Schwarz und Weiss. Schwarzweissbilder, sagt er, würden das Licht und damit die Atmosphäre besser einfangen. Weil unser Blick nicht von Farben abgelenkt ist, sei er freier für den Kern des Geschehens. Etwa van Wessels Foto vom Mann im Bunker-Keller (Seite 17). Ganz allein harrt der den Dingen, die da noch kommen mögen. Von oben her dringt Licht ins Dunkel. Ein Hoffnungsschimmer? Oder van Wessels Klavier im zerbombten Wohnzimmer mit der Blümchen-Tapete (Seite 15): Tote sind nirgends zu sehen, doch das Klavier spielt das Lied vom Tod. Fotograf van Wessel versteht sich «als visuellen Geschichtsschreiber». Aber wieso riskiert er sein Leben für seinen Job? Van Wessel hat eine Mission, wie er work verraten hat (Seite 12): Er macht diese Kriegsbilder gegen die Naivität jener, die glauben, Krieg gehe sie nichts an. Wir unterstützen ihn gerne bei dieser Mission und zeigen in diesem work neun seiner sprechenden Bilder.