Direkte Unia-Hilfe an ukrainische Kolleginnen und Kollegen:

6 Tonnen Lebensmittel und 2000 Zahnbürsten

Clemens Studer

Gewerkschaftliche ­Solidarität in ­Zeiten des Krieges: Die Unia unterstützt den ­Gewerkschaftsbund im ukrainischen Lwiw direkt. Ein erster Hilfsgüter-Transport ist angekommen.

SCHWERE LAST: Die Unia sendet 6 Tonnen Lebensmittel zu ihren Schwestergewerkschaften in die Ukraine. (Foto: Lucas Dubuis)

Die Anfrage kam am 10. März zur Unia, über die Internationale Gewerkschaft der Nahrungsmittelarbeitenden IUF. Darin bat der regionale Gewerkschaftsbund von Lwiw um Hilfsgüter und finanzielle Unterstützung. Lwiw (deutsch: Lemberg) ist die siebtgrösste Stadt der Ukraine und liegt im Westen des Landes, nahe bei der polnischen Grenze. In die Region Lwiw flohen nach dem rus­sischen Überfall auf die Ukraine viele Menschen aus östlicheren Landesteilen, weil diese unter russischem Dauerfeuer stehen. Der Gewerkschaftsbund Lwiw engagiert sich in der Flüchtlingsbetreuung. Unter anderem versorgt er auch die Tausende von Geflohenen, die im Fussballstadion der Stadt Unterkunft gefunden haben. Die Aufgabe ist enorm und der Bedarf an Hilfe auch. Es fehlt an vielen Ecken und Enden.

Die Anfrage der Lwiwer Kolleginnen und Kollegen war dringlich und detailliert.

EGGHÖLZLI – LWIW

Die Anfrage der Lwiwer Kolleginnen und Kollegen war dringlich und detailliert. Hans Hartmann vom Unia-Präsidial­sekretariat sagt: «Wir haben entschieden, neben unserem Engagement via das gewerkschaftsnahe Hilfswerk Solidar ­Suisse und den Europäischen Gewerkschaftsbund auch direkte Hilfe von Gewerkschaft zu Gewerkschaft zu leisten.»

Nach einigen weiteren Abklärungen des Bedarfs, der Beschaffungsmöglichkeiten und der logistischen Anforderungen stand der erste Transport. Auch dank der Hilfe verschiedener Firmen, die die Unia-Sammlung grosszügig unterstützten.

Er umfasst 6 Tonnen an Lebensmitteln, einige Tonnen Zucker von der Schweizer Zucker AG, 1500 Powerbanks, 60 Taschenlampen, 2000 Zahnbürsten und Hygieneartikel.

Am 22. April wurde ein LKW der Basler Firma Alliance Transport AG am Hauptsitz der Unia im Berner Egghölzli mit den Hilfsgütern beladen. Am Mittwoch traf er in einem Lager nahe der ­ukrainischen Grenze ein. In Lwiw werden die Güter schliesslich an die Geflüchteten verteilt, wie Oleg Dolinski, der beim Lwiwer Gewerkschaftsbund für die Koordination zuständig ist, meldet.

ZUSÄTZLICHE MEDIKAMENTE

In den nächsten Tagen werden jetzt noch dringend benötigte Medikamente durch die Freudenberg-Apotheke in Bern für den Transport nach Lwiw bereit­gestellt. Sie haben es aus technischen Gründen nicht auf den ersten Unia-Transport in die Ukraine geschafft. Voraussichtlich werden sie mit einem Transport des Österreichischen Gewerkschaftsbunds (ÖGB) Richtung Ukraine gebracht. Der ÖGB ist wie zahlreiche andere europäischen Gewerkschaftsbünde sehr engagiert in der Ukraine-Hilfe.

Nationalratspräsidentin Irène Kälin: «Auf der Seite des Völkerrechts»

Ruslan Stefantschuk ist Präsident des ukrainischen Parlaments. Und er hat seine Schweizer Amtskollegin Irène Kälin (Grüne) eingeladen. So reiste die höchste Schweizerin, begleitet von SP-Fraktionschef und Nationalrat Roger Nordmann, den Nationalräten Nik Gugger (EVP) und Yves Nidegger (SVP), in die Ukraine. Mit­gereist ist auch Claude Wild, der Schweizer Botschafter in der Ukraine.

Kälin und ihre Delegation besuchten Kiew und umliegende Städte, in denen nach der Vertreibung der russischen Truppen Massengräber entdeckt worden sind. Einem «Blick»-Reporter, der sie begleitete, sagte Kälin: «Nebst all dem wahnsinnigen Leid ist es sehr schön, den unglaublichen, bemerkenswerten Mut der Ukrainerinnen und Ukrainer zu sehen.» Und: «Es ist Aufgabe der Schweiz, uns bedingungslos auf die Seite des Völkerrechts zu stellen.» Unter Ausschluss der Öffentlichkeit traf Kälin später auch den ukrainischen Präsidenten Wolo­dimir Selenski.

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