Unia-Präsidentin Vania Alleva an der Zürcher Friedensdemo:

Frieden jetzt!

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An der bisher schweizweit grössten Demonstration gegen den Angriffskrieg in der Ukraine warnte Unia-Chefin Vania Alleva vor weiterer Aufrüstung und dem Gespenst atomarer Vernichtung. work dokumentiert die Rede.

VANIA ALLEVA: «Kampfflugzeuge und Raketen sind nicht nur keine Lösung – sie sind das Problem.» (Foto: Manuel Lopez)

Liebe Anti-Kriegs-Demonstrierende,
liebe Friedensbewegte

Putins Krieg gegen die Ukraine ist durch nichts zu rechtfertigen. Es ist ein verbrecherischer Angriffskrieg. Seine Folgen sind gleichzeitig schrecklich und unabsehbar. Wir sind erschüttert. Wir wollen, dass er sofort aufhört, und hoffen, dass die Sanktionen dazu beitragen.

Ein Opfer des Krieges sei immer auch die Wahrheit, heisst es. Umso wichtiger ist es jetzt, das Offensichtliche festzuhalten.

Der Krieg bringt Tod und Leid über die ukrainische Bevölkerung. Er treibt Mil­lionen in die Flucht. Diesen Menschen gilt mein erster Gedanke der Solidarität. Die Schweiz muss sie humanitär unterstützen. Und Kriegsflüchtlinge sollen bei uns ohne Vorbehalt willkommen sein – aus diesem wie auch aus allen anderen Kriegen. Das ist ganz einfach das erste Gebot der Humanität.

Dieser Krieg verschärft auch die Geiselhaft, in die das autoritäre Putin-Regime seine eigene Bevölkerung genommen hat. Umso mehr bewundere ich die mutigen Menschen, die sich in Russland gegen diesen Krieg aussprechen – trotz heftiger Repression. Millionen von Russen verabscheuen diesen Krieg genauso wie wir – und sie leiden unter seinen Folgen. Fremdenfeindlich motivierte Angriffe auf Russinnen hierzulande sind eine Schande.

Der Krieg in der Ukraine verbreitet Angst und Schrecken auf dem ganzen Kontinent. Unser sowieso schon bedrohter Planet wird ein weiteres Stück Richtung Abgrund getrieben. Wir müssten uns dringend den wahren Zukunfts­herausforderungen stellen: der Klima­katastrophe, der Armut und wachsender sozialer Ungleichheit. Stattdessen ist das Gespenst atomarer Vernichtung wiederauferstanden. Und die Hydra der Aufrüstung erhebt ihre hässlichen Köpfe.

Aber Kampfflugzeuge und Raketen sind nicht nur keine Lösung – sie SIND das Problem. Meine Eltern und Gross­eltern haben die Schrecken zweier Weltkriege erlebt. Ich selbst bin ein Kind des Kalten Kriegs, der jahrzehntelang wie ein Mantel aus Blei über Europa lag. Solche Zeiten dürfen nicht mehr kommen. Ich kann mich noch gut an das Gefühl der Befreiung erinnern, als der Eiserne Vorhang fiel und in Europa erstmals wirklicher Friede greifbar nahe schien.

Der Westen hat damals diese historische Chance nicht ergriffen. Statt im Rahmen der OSZE eine echte, euro­päische Friedensordnung der Sicherheit und Zusammenarbeit aufzubauen, hat die Nato Schritt für Schritt nach Osten expandiert. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern. Nicht weil dies Putins ­völkerrechtswidrigen Krieg in irgend­einer Weise relativieren würde. Nein, ­sondern weil es zeigt, dass sich Friede und Sicherheit nicht auf Waffen bauen lassen.

Wir Gewerkschaften wissen um die Bedeutung der internationalen Solidarität. Wir stellen uns seit immer gegen jeden Militarismus und gegen alle ­Imperialismen – gleich welcher ­Couleur. Wir fordern den Abzug der russischen Truppen, UND wir sagen Nein zu den Geistern des Kalten Krieges. Krieg ist keine Lösung – militärisches Block­denken und Aufrüstung führen in die Sackgasse.

Sicherheit gibt es nur durch eine starke internationale Rechtsordnung und allseitige Abrüstung. Frieden ­erreichen wir nur mit mehr sozialer Gerechtigkeit, ökologischer Nachhaltigkeit, Demokratie und Menschenrechten – weltweit.

Wir lassen nicht zu, dass diese ­Wahrheit im Krieg vergessen geht.»

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