Arbeiterinnen und Arbeiter bringen Biermulti zur Vernunft

Dank Streik! Besserer GAV bei Heineken

Clemens Studer

Das schale Angebot der Biermulti-Chefs liess die Heineken-Arbeitenden schäumen. Und streiken. Mit Erfolg!

BÜEZER SCHÄUMEN: Heineken wollte ihre Löhne nicht erhöhen. (Foto: Keystone)

Das gab es seit 28 Jahren nicht mehr: Die Büezerinnen und Büezer des holländischen Brauerei-Multis Heineken legten die Arbeit nieder. Ursache für den Arbeitskampf war das lausige An­gebot des zweitgrössten Bierkonzerns der Welt. Die Chefs wollten unter anderem die Lohnstufen einfrieren und die Löhne nicht um mehr als 1,5 bis 2 Prozent erhöhen. Und das bei einer aktuellen Teuerung in Holland von über 5 Prozent. Auch von Verbesserungen beim vorzeitigen Altersrücktritt wollte das Heineken-Management nichts wissen, angemessene Fahrspesen lehnten sie genauso ab wie die feste Anstellung von Dauer-Temporärbeschäftigten.

Am 14. Januar 2022 standen zwei Heineken-Werke still.

EIN TAG REICHTE

Mehrfach forderte die Gewerkschaft FNV Heineken zum deutlichen Nachbessern auf. Doch die Manager mochten sich nicht bewegen. Bis zum 14. Januar. Da riss nämlichen den Arbeitenden nach dem Ablauf eines Ultimatums der Gedulds­faden: Sie legten die Heineken-Brauereien in Den Bosch und Zoeter­woude still. Holland horchte auf. Als nämlich die Heineken-Büezer von 1994 tagelang die Fabriktore besetzten und die Produktion lahmlegten, machte sich das ganze Land Sorgen, zum Geburtstag von Königin Beatrix könnte das Bier ausgehen.

Das war diesmal anders. Erstens, weil die Königin (geboren am 31. Januar 1938) den Thron unterdessen an Sohn Willem-Alexander (27. April 1967) weiterge­geben hat. Und zweitens, weil das Heineken-Management bereits am ersten Streiktag einlenkte. FNV-Lebensmittelbranchen-Chef Niels Suijker sagt: «Wir haben mit dem Streik und den angedrohten weiteren Massnahmen viel Druck ausgeübt. Darum haben sie sich bewegt.»

MITGLIEDER ENTSCHEIDEN

Das von Heineken jetzt vorgelegte Angebot bringt in allen strittigen Punkten Verbesserung. Ob die reichen, werden die FNV-Mitglieder entscheiden (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe). Noch haben sie den Streik nicht beendet, nur ausgesetzt.

Heineken ist der zweitgrösste Bierkonzern der Welt. 2020 erarbeiteten rund 84 000 Lohnabhängige umgerechnet rund 25 Mil­liarden Franken Umsatz und rund 215 Millionen Gewinn. In der Schweiz gehören unter anderem die Marken Calanda, Eichhof, Haldengut, Ittinger Klosterbräu und Ziegelhof zu Heineken.

Schreibe einen Kommentar

Bitte fülle alle mit * gekennzeichneten Felder aus.