Auch im Exil:

«Sancocho» für alle!

Jonas Komposch

Viele Exil-Kolumbianierinnen und Kolumbianer kämpfen in der Schweiz weiter für den Frieden in ihrem Heimatland. Und organisieren sich in der Unia. Ein Besuch.

VIVA COLOMBIA! Ex-Guerrillero Martín Batalla (vorne, 2. v. l.), umgeben von Kolumbianerinnen und Kolumbianern in Bern. (Foto: Franziska Scheidegger)

Es brutzelt und brodelt an diesem Sonntag im Berner Eichhölzli-Park direkt an der Aare. Im Feuer steht ein grosser Topf. «Sancocho» kocht darin, ein Eintopf aus Bananen, Maniok, Kartoffeln, Rüebli, Mais, Poulet, Rindfleisch, Zwiebeln und sehr viel Knoblauch. «Ein typisch kolumbianisches Gericht», erklärt Sandra Perret, «simpel, aber köstlich.» Perret ist Moderatorin beim Schweizer Onlinekanal Dia­spora TV, am heutigen Treffen aber ist sie eine von vier Köchinnen.

GEGENSEITIGE HILFE

Es ist ein Treffen von gut zwanzig Kolumbianerinnen und Kolumbianern aus der ganzen Deutschschweiz. Viele sind aktive Unia-Mitglieder, einige schon länger befreundet, andere sehen sich zum ersten Mal. Mehrere sind hier im Exil und können nicht mehr zurück. Doch eines haben alle gemein: Sie wollen einen sozialen Wandel in ihrem Heimatland. Und den Ex-Guerrillero Batalla sprechen hören. Sandra Morales, eine Psychologin aus Murten FR, erklärt: «Wir haben es wirklich satt!» In Kolumbien werde noch immer «alles ausgelöscht», sobald es auch nur ein bisschen links sei. Sie verweist auf die Proteste und Generalstreiks vom Frühjahr. 80 Demonstrierende seien von der Polizei getötet worden, fast 2000 verletzt. #Nosestanmatando («sie töten uns») lautete der virale Hilferuf, der millionenfach durchs Netz ging.

Auch in der Schweiz, wo die Berner Pflegerin Liliana Valdés das Netzwerk «Colombia Humana Suiza» aufgebaut hat. Valdés ist selbst Überlebende eines Mordanschlags. Sie sagt: «Wir sind ein wachsender Freundeskreis mit dem Zweck der ­gegenseitigen Hilfe.» Hinzu komme die politische Unterstützung für soziale Bewegungen in Übersee. Aber auch die Betreuung von neuen kolumbianischen Einwanderern leiste das Netzwerk. Vor kurzem habe sie sogar das kolumbianische Paralympics-Team empfangen, bevor es an die Sommerspiele nach Japan geflogen sei.

Vania Alleva an die Uno: «Stoppt das Blutbad!»

Den Generalstreik vom Mai wollte die kolumbianische Rechtsregierung im Blut ersticken: Es gab fast 100 Tote, 2000 Verletzte, dazu systematische Vergewaltigungen und Entführungen.
STRAFE. Dagegen protestierte Unia-Präsidentin Vania Alleva am 10. Mai bei den Spitzen des Uno-Hochkommissa­riats für Menschenrechte und der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte. Alleva forderte eine sofortige ­Intervention, «um Blutbad und Polizei­gewalt zu stoppen». Verbrechen, die der Staat fördere, müssten bestraft werden.


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