Kurz vor der Sommerpause: Entscheid für den F-35A:

Bundesrat will den Jet mit der US-Fernbedienung

Clemens Studer

Das kann ja heiter werden: Im Bundesrat setzten sich Freundinnen und Freunde des US-Jets F-35 A durch. Doch das letzte Wort wird das Volk haben.

DAS MODERNSTE KAMPFFLUGZEUG: Der F-35A wäre eine Top-Karte im Flieger-Quartett, aber ein Flop für die Schweiz. (Foto: Keystone)

Der F-35A Lightning II gilt als das modernste Kampfflugzeug der Welt. Und die Luftwaffenoffiziere und ihre Claqueure in den Medien sind schon im Vorfeld begeistert: «Haben wollen!» tönen sie mit leuchtenden Augen. Wie kleine Kinder im Franz Carl Weber. Und VBS-Mama Viola Amherd (Armeeministerin, CVP) will ihre grossen Buben nicht enttäuschen, offenbar. Obwohl sie eigentlich nicht als Anhängerin des F-35A gilt. Denn der F-35A ist nicht nur saumässig teuer, sondern auch überdimen­sioniert. Ebenfalls zur Diskussion steht der neue Eurofighter (Typhoon) von Airbus, ein Gemeinschaftsprojekt von Deutschland, Grossbritannien, Italien und Spanien. Und der französische Rafale. Offiziell will der Bundesrat 6 Mil­liarden Franken für Luxus-Kampfjets verlochen – über die ganze Lebensdauer dürften diese gar 30 Milliarden kosten.

Der F-35A ist nicht nur saumässig teuer, sondern auch überdimensioniert.

QUERSCHÜSSE

Die technischen Daten (siehe Tabelle) sind zweifellos eindrücklich und würden in jedem Quartett ­stechen. Aber auch in einem 30-Mil­liarden-Kartenspiel, für dessen Anschaffung gerade mal ein Zufallsmehr von rund 8000 Stimmen den Ausschlag gab? Denn ­genauso knapp ging die Blanko-Abstimmung über die Kampfjet-Beschaffung aus.

Die Zahlen bedeuten unter anderem konkret: Zwischen Romanshorn und Genf (Luftline 288,86 km) könnte der F-35A zehnmal mit einer Tankfüllung am Stück hin und her fliegen. Warum und wozu das gut sein sollte, erschliesst sich wohl nur US-hörigen Kriegsgurgeln.

Wie immer bei Milliardengeschäften des VBS sind diverse Strippenzieher am Drücker. Es geht schliesslich um viel Geld. Und so kommt es jetzt auch bei der Kampfjet-Beschaffung zu einem medial ausgetragenen «Endkampf», um im Kriegsbild zu bleiben. Zuerst lancierten offenbar die US-freundlichen Kreise ihre Sicht der Dinge via NZZ und SRF. Und fanden entsprechend wohlwollende Aufnahme für den F-35 A. Danach liessen die Eurofighter-Anhänger einen Begleitbrief zur Offerte für den EU-Jet durchsickern. Unterschrieben haben den die Verteidigungsminister Deutschlands, Italiens, Spaniens und Grossbritanniens.

Die EU-Jets wären zwar auch immer noch zu teuer, aber immerhin scheinen auch politische Gegenleistungen möglich. Der Brief der Eurofighter-Minister aus dem letzten Herbst beinhaltet solche Angebote offenbar in grösserer Zahl und konkret. Und die Schweiz müsste nicht mit dem Risiko leben, dass ihre Luftwaffe von den USA ferngesteuert und Payerne VD zu einem US-Luftwaffenstützpunkt würde. Wie schnell in den USA unterdessen unkontrollierte Präsidenten an die Macht kommen können, hat die Amtszeit von Donald Trump erschreckend gezeigt.

FASS OHNE BODEN

Zudem gibt es auch an der Zuverlässigkeit der F-35 A erhebliche Zweifel. Nicht etwa von armeekritischen, linken Stimmen. Sondern zum Beispiel von Christopher Miller. Der ehemalige Verteidigungsminister unter Trump nannte das Gerät Mitte Januar ein «Stück Scheisse». In einem Bericht, der ebenfalls im Januar an den US-Kongress ging, werden rund 900 technische Mängel aufgelistet. Für den Vorsitzenden des Kontrollausschusses über die US-Streitkräfte ist der F-35A ein «Fass ohne Boden». Er fordert deshalb, die weitere Finanzierung einzustellen.

Gegen F-35 A: Initiative parat

Gut möglich, dass die F-35 A-Fans darauf hoffen, mit einem Entscheid mitten in den Sommer­ferien eine schnelle Initiative verhindern zu können. Die Prognose sei gewagt: sie werden sich täuschen. Gegen einen von den USA ferngesteuerten, überdimensionierten Luxusjet zum puren ­Amusement der Luftwaffen­offiziere werden die Unterschriften auch bei 35 Grad im Schatten rasch zusammenkommen.

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