Strike for Future: Auch die Gewerkschaften sind dabei

Klimawandel: Das neue Unia-Positionspapier

Anne-Sophie Zbinden

Pünktlich zum ­Aktionstag «Strike for Future» der ­Klimabewegung präsentiert work die wichtigsten ­Forderungen der Unia für einen ökologischen und sozialen Umbau.

GLETSCHER, ADE! Seit 30 Jahren schmilzt das Gletschereis rasant; in den letzten 10 bis 15 Jahren hat sich der Prozess nochmals beschleunigt. Im Bild der Rhonegletscher – oder was davon noch übrigbleibt. (Foto: Keystone)

Ein öffentliches Job-Programm für sinnvolle, ökologische und soziale Arbeitsplätze.

Die Folgen der Klimaerhitzung sind real. Sichtbar nicht nur durch die Zunahme von Dürren und Überschwemmungen in fernen Ländern, sondern auch in der Schweiz: die Gletscher verschwinden, die Böden vertrocknen, und auf den Baustellen ächzen die Bauarbeiter. Deshalb brauchen wir eine nach­haltige Wirtschaft, die unsere Lebensgrundlagen nicht zerstört und gleichzeitig auch sozialer ist. Und das fordert die Unia in ihrem Positionspapier *, über das der Unia-Kongress entscheiden wird:

  • Erneuerbare Energien: Bis 2030 soll die Energieversorgung in der Schweiz zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie bestehen. Realisiert werden soll das vor allem durch den Ausbau der Solarenergie, ergänzt durch Windenergie, Was­serenergie und Speichertechniken. Im Bereich Solarenergie können Tausende Arbeitsplätze geschaffen werden (siehe Text unten).
  • Investitionen: Allein der Umbau des Energiesystems kostet gemäss Bundesamt für Energie 73 Milliarden Franken. Deshalb braucht es grosszügige und mutige öffentliche Investitionen. Weil Grosskonzerne, Reiche und Superreiche die Umwelt weit mehr belasten als Menschen mit tieferen Einkommen, müssen sie auch vermehrt zur Kasse gebeten werden, zum Beispiel mit Reichtumssteuern: Die Schweiz hat in den letzten Jahrzehnten die Unternehmenssteuern gesenkt, die Erbschaftssteuern weitgehend abgeschafft, und eine Kapitalgewinnsteuer für natürliche Personen kennt sie nicht. Es wäre also nicht mehr als gerecht, da wieder mehr Ausgleich zu schaffen.
  • Finanzplatz: Der Finanzplatz Schweiz muss aus allen fossilen Wirtschafts­bereichen aussteigen.
  • Recht auf Arbeit: Ein öffentliches Job-Programm soll sinnvolle, ökologische und sozial nachhaltige Arbeitsplätze garantieren. Schon jetzt braucht es für die Mitarbeitenden gewisser klimabelastender Branchen (Luftfahrt, Auto-­Zulieferer oder emissionsintensive Industrien wie etwa die Zementindustrie) Alternativen und Perspektiven. Sowie gute und bezahlbare Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten.
  • Reduktion der Normalarbeitsstunden: Die wöchentlichen Arbeitsstunden sollen massiv gesenkt werden, und zwar bei einem vollem Lohnausgleich für die unteren und mittleren Einkommen. Der Vorteil fürs Klima: weniger Pendlerverkehr. Die Reduktion der Arbeitsstunden trägt zudem zur Lösung anderer gesellschaftlicher Probleme bei: zu einer gerechteren Verteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit zwischen den Geschlechtern, zu weniger gesundheitsschädigendem Stress sowie weniger Unterbeschäftigung und Arbeitslosigkeit.
  • Verankerung des ökosozialen Umbaus in Arbeitsrecht und GAV: Für die Arbeitnehmenden braucht es einen ausgebauten Gesundheitsschutz, ein Recht auf Weiterbildung und mehr Mitspracherechte sowie ein Recht auf Verweigerung von Arbeiten, die den Menschen oder der Umwelt schaden.

Strike for Future: Mit Lärm auf die Strasse!

In der ganzen Schweiz sind am 21. Mai, dem «Strike for Future», Aktionen für einen wirksamen Klimaschutz geplant. Um 11.59 Uhr soll ein lärmiger Klimaalarm erschallen. Zudem gibt’s Theater, Konzerte, Kreideaktionen oder Repair Cafés.

DEMOS. In verschiedenen Städten (Basel, Zürich, Lausanne, Genf usw.) sind Kundgebungen und Velodemos ­geplant. Auch ­Sitzstreiks, Workshops oder Infostände stehen auf dem Programm.

Infos unter: unia.ch/klimastreik oder strikeforfuture.ch


Konjunkturprogramm:  So kann die Schweiz Tausende Arbeitsplätze schaffen

KÜHLE OASE: Bäume sind gut fürs (Stadt-)Klima und schaffen Arbeitsplätze. (Foto: iStock)

Der Weg aus der coronabedingten Wirtschaftskrise führt auch über den ökologischen Umbau. So sagte US-Präsident Joe Biden: «Wenn ich an den Klimawandel denke, denke ich an Arbeitsplätze.» Er hat deshalb ein milliardenschweres Konjunkturprogramm lanciert. In der Schweiz sind (noch) keine solchen Aufbruchstöne zu hören. Dabei wäre das Potential auch hierzulande gross, durch den Ausstieg aus der fossilen Energie Arbeitsplätze zu schaffen. Das zeigt die neue Studie der Volkswirtschaftlichen Beratung AG in Basel (BSS), welche die Unia in Auftrag gegeben hat. Die wichtigsten Resultate:

Gebäudesanierungen: Das bestehende Gebäudeprogramm vom Bund könnte um 250 Millionen aufgestockt werden – zunächst für 5 Jahre. Damit würden 12 500 Vollzeit-Arbeitsjahre geschaffen (ein Arbeitsjahr entspricht einer Vollzeitstelle für ein Jahr), direkt im Baugewerbe, indirekt bei Schweizer Zulieferfirmen. Mit zusätzlichen 50 Millionen für die vorgezogene Sanierung von öffentlichen Gebäuden entstünden weitere 400 Arbeitsjahre.

Der Ausbau des Solarstroms könnte bis zu 16’000 Jobs schaffen.

Ausstieg aus der fossilen Energie: Mit dem Ausbau des Solarstroms könnten insgesamt zwischen 14’000 und 16’000 neue Jobs geschaffen werden. Das Hauptproblem sei jedoch, dass etwa die Hälfte der Anlagen unter den aktuellen Bedingungen unrentabel seien. Da brauche es bessere Vor­aussetzungen. Mit dem Einsatz von 235 Millionen Franken Fördergeldern jährlich für den Bau grosser Anlagen könnten 3000 Arbeitsplätze geschaffen werden.

Bäume pflanzen: 100’000 Bäume sollen in Städten und Gemeinden gepflanzt werden. Dabei soll der Bund die Kosten von bis 5000 Franken pro Baum übernehmen. Bäume kühlen und binden CO2. Das Projekt würde ein Jahr dauern und für diese Zeit 4500 Arbeitsplätze schaffen.

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