Gewerkschaften wiederholen Forderungspaket:

Nicht die Wirtschaftslobby soll die Schweizer Coronapolitik diktieren!

Clemens Studer

Die rechte Politik macht die Menschen arm und krank. Die Gewerkschaften geben Gegensteuer. Auch jetzt wieder.

GEFÄHRLICH: Die Bürgerlichen wollen schon wieder haurucköffnen, dabei haben sie es nicht mal geschafft, die wirtschaftlichen Folgen der ersten Welle abzufedern. (Foto: Getty/Keystone, MONTAGE: TNT Graphics)

Die rechten Parteien wollen die Schweiz ein zweites Mal haurucköffnen. Und riskieren dabei bewusst eine dritte Pandemiewelle. Dabei haben sie es bisher nicht einmal geschafft, die Folgen der ersten Welle für Lohnabhängige, KMU und Gewerbe abzufedern. Als Ablenkungsmanöver lassen sie es deshalb eskalieren (siehe Seite 7).

Klein- und Mittelverdienende leiden besonders unter den gesundheitlichen und ökonomischen Folgen der Corona-Pandemie. Das verantworten die rechten Parteien (siehe Artikel Seite 4 oben). Im Gegensatz dazu haben die fortschrittlichen Parteien und die Gewerkschaften seit dem Beginn der Pandemiebekämpfung wirksame Massnahmen zur Abfederung der Folgen der Pandemie verlangt. Mit einigen Erfolgen. Aber die erstrittenen Massnahmen kamen spät und fallen immer noch zu zaghaft aus.

Arbeitgeberverbände fahren wieder Kampagnen gegen Corona-Schutzmassnahmen.

HILFEGESUCHE AN DIE UNIA

Bei der Unia trafen und treffen seit Pandemiebeginn Tausende von Anfragen und Unterstützungsgesuche von Mitgliedern in Not ein. Covid-19 trifft nämlich Wenigverdienende ungleich härter als Reiche – sowohl gesundheitlich als auch wirtschaftlich. work hat schon mehrfach darüber berichtet. Neue Studien aus Genf und Basel belegen die Beobachtungen jetzt auch sozialmedizinisch. Sowohl in Genf als auch in Basel lag die Infektionsrate in Quartieren mit nied­rigen Einkommen und beengten Wohnverhältnissen höher als in bessergestellten Wohngegenden. Die Genfer Studie (englisch: rebrand.ly/studiegenf) zeigt auch, dass in weniger privilegierten Wohnlagen Gebiete mit hoher Ansteckungsrate ­länger bestehen bleiben. Die Basler Studie (englisch: rebrand.ly/studiebasel) belegt, dass Wenigverdienende einem erhöhten Infektions­risiko ausgesetzt sind, weil sie in Berufen arbeiten, in denen Homeoffice nicht möglich ist.

Trotzdem sind die Kontrollen der Schutzkonzepte in vielen Kantonen lasch oder quasi inexistent. Die Unia fordert seit Ausbruch der Pandemie, dass die dafür zuständigen Behörden endlich die Ressourcen ausbauen und die Kontrollorgane der ­Sozialpartner einbeziehen.

ARBEITGEBER STOPPEN

Auch aktuell fahren Arbeitgeberverbände wieder eine Kampagne gegen die Schutzmassnahmen. Und stossen damit bei den Medien auf viel Echo. Jetzt geben die Gewerkschaften Gegensteuer. In einer Erklärung fordert Unia-Präsidentin Vania Alleva gemeinsam mit Verantwortlichen von VPOD, SBK, SVBG, Syna und Labmed vom Bundesrat erneut und konkret:

  • Entscheide über Lockerungen von Massnahmen dürfen nicht von den Arbeitgeberlobbies diktiert werden. Sie sollen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse getroffen werden.
  • Schutzkonzepte für sämtliche Arbeitsplätze in allen Kantonen und strenge Kontrollen.
  • Eine Defizitgarantie von Kantonen und Bund für öffentliche und als gemeinnützig anerkannte Spitäler für die Jahre 2020 und 2021. Spitäler müssen in erster Linie auf die Patientenversorgung statt auf Profit fokussieren.
  • 100 Prozent Kurzarbeitsentschädigung für Löhne bis 5000 Franken netto für alle und die Verlängerung der Kurzarbeitsentschädigung auf 24 Monate.
  • Verlängerter Anspruch auf Arbeitslosengelder, um Aussteuerungen zu verhindern.
  • Keine Strafen für Menschen, die Sozialhilfe in Anspruch nehmen. Und zwar unabhängig vom Aufenthalts­status.
  • Verbot von Entlassungen in Unternehmen, die staatliche Hilfen erhalten haben.
  • Kostenübernahme durch die Unfallversicherung bei Corona-Erkrankungen von Mitarbeitenden im Gesundheitswesen.

Schreibe einen Kommentar

Bitte fülle alle mit * gekennzeichneten Felder aus.